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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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das war's nicht, was Dangerfield von sich gegeben hat. Es war irgendeine sarkastische Äußerung über die erste große Katastrophe. Sie entsinnen sich. Neunzehnhundertzweiundsiebzig.«
    »Ja«, antwortete sie gepreßt. »Ich entsinne mich.«
    »Auf jeden Fall, dem zufolge, der's mir erzählt hat, wer's auch gewesen sein mag, hat Dangerfield ... In Wirklichkeit wußte er allerdings noch ganz genau, wer ihm Dangerfields Bonmot weitererzählt hatte; es war June Raub gewesen, doch er wollte Bonny nicht noch mehr gegen June aufbringen. »Er hat folgendes gesagt. Wir alle müssen nun mit Brunos Unglück leben. Wir alle verkörpern den Ungeist von zwoundsiebzig. Natürlich ist das nicht allzu originell. Derlei Redensarten haben wir damals schon von uns gegeben. Zweifellos habe ich die Weise, wie Dangerfield das gesagt hat, nicht mitbekommen ... das besondere ist ja immer seine Art, Dinge auszusprechen. Niemand kann solche Sachen so wie er ausdrücken.«
    Mr. Austurias war am Eingang des Forstamtes stehengeblieben, hatte sich umgedreht und den beiden zugehört. Jetzt kehrte er zu ihnen zurück. »Bonny«, wollte er wissen, »haben Sie Bruno Bluthgeld schon vor dem Tag X gekannt?«
    »Ja«, antwortete sie. »Ich habe eine Zeitlang in Livermore gearbeitet.«
    »Jetzt ist er natürlich tot«, sagte Mr. Austurias.
    »Ich habe im geheimen immer gedacht, daß er noch irgendwo lebt«, bekannte Bonny versonnen. »Er ist ein großer Mann, oder war einer, und das Unheil von neunzehnhundertzweiundsiebzig war nicht seine Schuld. Nur Leute, die keinerlei Ahnung von alldem haben, halten ihn für verantwortlich.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte Mr. Austurias ihr den Rücken zu, erstieg die Stufen des Forstamtes und ging hinein.
    »Eines muß man Ihnen lassen«, sagte Stockstill zu ihr. »Man kann Ihnen nicht vorwerfen, daß Sie Ihre Ansichten verheimlichen.«
    »Irgend jemand muß den Menschen doch sagen, wo's entlanggeht«, erwiderte Bonny. »Alles was er über Bruno weiß, hat er nur aus den Zeitungen. Aus nichts als den Zeitungen. Wenigstens in dieser Beziehung haben wir's heute besser, wir haben keine Zeitungen mehr, das ist ein Segen, es sei denn, Sie zählen dieses schwachsinnige kleine Käseblatt mit, die Apoka lyptische Nachrichten, und ich zähl's jedenfalls nicht mit. Was Dangerfield betrifft, will ich soviel sagen – zumindest verbreitet er keine Lügen.«
    Sie und Stockstill folgten Mr. Austurias gemeinsam nach drinnen, und George und Edie schlossen sich ihnen an, um sich Plätze im schon fast vollbesetzten Förstersaal des Forstamtes zu suchen und Dangerfields vom Satelliten ausgestrahlter Sendung zuzuhören.

    Während er im Saal saß und der Statik sowie Dangerfields vertrauter Stimmer lauschte, dachte Mr. Austurias über Bruno Bluthgeld und die Möglichkeit nach, daß er noch lebte. Vielleicht hatte Bonny recht. Sie hatte den Mann gekannt, und soviel er der mitangehörten Unterhaltung zwischen ihr und Stockstill hatte entnehmen können (heutzutage war es reichlich riskant, anderer Leute Gespräche zu belauschen, aber im allgemeinen vermochte er der Versuchung trotzdem nicht zu widerstehen), war sie es gewesen, auf deren Anregung hin Bluthgeld sich damals in psychiatrische Behandlung begab ... etwas, das sehr gut mit seiner sehr stark gehegten Überzeugung übereinstimmte: daß Dr. Bruno Bluthgeld während seiner letzten Jahre vor dem Tag X geistesgestört gewesen sein mußte, offenkundig und gefährlich irr, sowohl in seinem Privatleben wie auch – und das war von größerer Bedeutung – in seinem öffentlichen Wirken.
    Aber das hatte eigentlich nie in Frage gestanden. Die Öffentlichkeit war sich auf ihre Weise sowieso immer dessen sicher gewesen, daß mit dem Mann irgend etwas ganz grundsätzlich nicht stimmte; seine öffentlichen Erklärungen hatten sich allesamt durch Besessenheit, durch Krankhaftigkeit ausgezeichnet, waren mit gequälter Miene vorgetragen worden, die sein Gesicht entstellte, seine Sprechweise war vollkommen verkrampft gewesen. Und Bluthgeld hatte von nichts als vom Feind geredet, seinen Unterwanderungstaktiken, seiner systematischen Brunnenvergiftung in allen Institutionen hier daheim, in Schulen und Verbänden – des alltäglichen Daseins selbst. Überall hatte Bluthgeld den Feind gesehen, in Büchern und Filmen, in Personen, in politischen Organisationen, die Auffassungen vertraten, die zu seiner Einstellung im Widerspruch standen. Freilich hatte er sich elaboriert geäußert, seine Meinungen in

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