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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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»Und wie viele von uns hast du getötet, Upir? Du hast uns nur geheilt, damit du dich lange an uns laben kannst. Damit ist es nun vorbei.« Er holte aus.
    »Nein! Giure und seine Herde sind von einem Bären angefallen worden«, schrie Scylla und warf sich im Griff ihrer Wärter hin und her. »Wir waren es nicht …«
    Stanjek stierte sie an, dann drosch er ihr den Pflock mit Wucht auf den Mund. »Halt dein verlogenes Maul, Upir! Wir haben Kleidungsfetzen meines Sohnes und Blut auf dem Waldweg gefunden. Die Spuren führten uns zu dir!«
    Scylla schmeckte Blut im Mund, die linke Wange war taub, und ein paar Zähne fühlten sich locker an; ein roter Nebel trübte ihr die Sicht. Dennoch versuchte sie, zu Karol zu schauen.
    »Ich habe den Upir gesehen, wie er mit dem Jungen über der Schulter davongeflogen ist«, beteuerte einer der Bauern.
    »Nun schlagt ihm und seiner Brut endlich den Pflock ins Herz, bevor er sich verwandelt und uns entkommt!«, verlangte der Dorfpope energisch und schlug das Kreuz. Stanjek riss den Pflock beidhändig in die Höhe –
    – und Karol drehte sich schneller, als es jedes menschliche Geschöpf vermochte, zur Seite. Das angespitzte Ende traf stattdessen den Bauern hinter ihm, es knackte laut, als der Bauch durchbohrt wurde; röchelnd fiel der Mann zu Boden.
    Das sah Karol nicht mehr. Er hatte den Menschen mehr als eine Gelegenheit geboten, seinen Erklärungen zu glauben unddie Mühle zu verlassen. Jetzt war es für sie zu spät. Er zog Stanjeks Sichel aus dessen Gürtel und schlug mit einem wilden Schrei um sich.
    Gekappte Finger, Hände und Unterarme fielen ins Stroh, Blut sprühte umher und benetzte die Menschen, einschließlich Karol und Scylla.
    »Ihr undankbaren Kreaturen!«, brüllte er sie an, packte den Nächstbesten unterm Kinn, riss ihm mit einem schnellen Ruck den Kopf von den Schultern und schlug mit dem Schädel um sich; drei weitere Bauern gingen benommen zu Boden. Karol ließ den Kopf fallen und bekam Stanjek zu fassen. »Dein Bastard hat meiner Tochter ein Kind gemacht!«, schrie er wütend. »Ist das der Lohn dafür, dass ich ihn vor sieben Jahren vor dem Fieber gerettet habe?«
    Stanjek kreischte in blanker Todesangst. Er sah, dass Karols Zähne gewachsen waren. »Nein, Hilfe!«, rief er gellend und versuchte, dem stahlharten Griff zu entkommen. »Gütiger Gott!«
    »
Gott ist auf meiner Seite!«,
brüllte Karol wutentbrannt. Eine Sense traf ihn in den Rücken, doch es machte ihm nichts aus. Für ihn galten die menschlichen Gesetze schon lange nicht mehr. »Und dich habe ich vor elf Jahren vor einer Blutvergiftung bewahrt, Stanjek«, knurrte er dunkel. Die finstere Seite hatte die Macht übernommen und ließ sich nicht mehr kontrollieren. Sie gierte nach Blut, nach Leben und versetzte ihn in einen eigentümlichen Rausch. »Dein Leben gehört ohnehin mir. Also kann ich es dir auch nehmen.« Karol schnappte nach der Kehle des Bauern.
    Der rote Nebel, der Scyllas Blick verschleiert hatte, verschwand – genau in dem Moment, in dem sie nun mit ansehen musste, dass ihr Vater den Unterkiefer wie eine Schlange aushängte, die Lippen sich zurückzogen und das Gebiss mit den langen, spitzen Zähnen freigaben. Die Kiefer umschlossen denHals zur Hälfte, schnappten zu und rissen einen gewaltigen Brocken Fleisch heraus. Also doch! Was sie nicht für möglich gehalten hatte, sah sie nun mit eigenen Augen.
    Das Blut sprühte aus der gewaltigen Wunde hervor, Stanjek stand noch drei, vier Sekunden auf den Beinen, man sah an seinen Augen, dass er etwas sagen wollte, aber ohne Stimmbänder, ohne Kehlkopf, ohne Luftröhre war es nicht möglich. Dann brach er zusammen.
    Das war der Moment, in dem ihr mit Entsetzen überfrachteter Verstand sie zu verlassen schien. Die Lider blieben geöffnet, aber Scylla erfasste nichts mehr von ihrer Umgebung, die Arme wurden schlaff. Der Blutregen, der auf sie niederging, brachte sie nicht mehr zum Zusammenzucken. Hätten die Bauern sie nicht noch immer gehalten, wäre sie einfach gestürzt.
    Karol schlug um sich und biss zu, wo immer sich ihm die Gelegenheit bot. Die nächsten Bauern starben durch seine brachialen Sichelschläge mit geöffneter Brust und zerrissener Bauchdecke. Beim Hieb gegen eine Schulter blieb die Klinge stecken und brach sirrend ab.
    Karol ließ nicht nach und stürzte sich mit bloßen Händen gegen seine Widersacher, die versuchten, vor ihm zurückzuweichen. Die Geschwindigkeit, mit der sich Karol bewegte, machte es ihnen unmöglich.

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