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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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fuhr in den Heuboden und entfachte ein zweites Feuer, der andere schlug in die Sense eines Bauern ein und brachte das Eisen zum Glühen; der Mann zappelte und fiel qualmend nieder.
    Karol landete neben dem Popen und demjenigen, der Scylla den Pflock durch den Körper geschlagen hatte. Er bekam den Geistlichen zuerst zu fassen und zerschmetterte ihm mit einem Schlag den Unterkiefer, Knochensplitter stachen an verschiedenen Stellen durch die Haut. Karol stieß einen triumphierenden, animalischen Schrei aus – doch so entging ihm, dass drei der Gegner die Treppe hinaufgestürmt waren und sich von hinten näherten. Das Geräusch des niederfahrenden Knüppels warnte ihn zu spät.
    Der Dreschflegel traf seine Schläfe und trieb ihn geradewegs in den zweiten Angriff. Die Zinken einer Mistgabel bohrten sich durch den Hals, einer blieb im Nackenwirbel stecken.
    »Los, wir haben ihn!«, schrie ein Bauer und trat ihm von hinten in die Kniekehlen, so dass er stürzte. »Macht schon. Er will sich verwandeln!«
    Einer der Bauern schwang einen alten rostigen Säbel undbenutzte den Stiel der Mistgabel als Führungslinie, die geradewegs auf den Kopf zuführte.
    »Nein, Herr! So darf es nicht enden«, raunte Karol. »Ich bitte dich …«
    Der Hieb war mit viel Kraft geführt worden. Die Säbelschneide rauschte herunter, glitt am Stecken entlang und durchschlug den Hals. Das Blut quoll geysirgleich aus dem Schnitt hervor, und das Rückgrat ragte wie ein Stückchen weiße Kreide aus dem ganzen Rot.
    Karols Kopf fiel dem vor Schmerzen heulenden Popen vor die Schuhe. Er trat danach, und das Haupt rollte die Stufen hinab in die Flammen. »Ins Feuer«, wimmerte er undeutlich, »ins Feuer!«
    Die Bauern schleuderten nun auch Karols Körper in die Lohen. Ein Teil des Bodens gab plötzlich nach, und eine gewaltige Wolke aus grünlichem Feuer stieg fauchend bis unters Dach empor. Ein Mann verlor das Gleichgewicht und stürzte in das Glutloch, das geradewegs in die Hölle zu führen schien. Das flammende Inferno tobte schon lange im Hügel und in den Laboratorien.
    Die Dorfbewohner rannten aus dem Gebäude hinaus in das sich abschwächende Unwetter. Blitz und Donner waren verstummt, die Hagelkörner stecknadelkopfgroß und harmlos geworden. Dort standen sie und sahen zu, wie die Flammen sich die Scheune einverleibten.
    Der starke Wind hatte die Windmühlenflügel in Drehung versetzt und Funken das alte Holz sowie die Leinwand in Brand gesteckt. Die feurigen Flügel waren ein beeindruckendes Schauspiel, aber nacheinander brachen die Rahmen ab und stürzten rumpelnd und berstend auf die Erde, Feuerlanzen stachen aus den Fenstern und beleuchteten jeden einzelnen Stein. Die Flammen arbeiteten sich bis ins oberste Stockwerk hinauf und schlugen weithin sichtbar aus der Plattform.
    Es war vollbracht.
    Als der Hagel in Regen überging, kehrten die Menschen in ihre Dörfer zurück. Sie hatten den Sieg über den Upir und seine Tochter teuer erkauft, es gab viele Tote und Verwundete zu beklagen.
    Aber die Gegend war endgültig sicher vor den Blutsaugern und Plagegeistern.
     
    Ein gleißendes silbernes Licht schien in ihr Gesicht und strahlte selbst durch die geschlossenen Lider hindurch. Ihr Schlaf fand in dieser mitleidlosen Helligkeit ein Ende.
    Es kostete sie sehr viel Überwindung, die Augen zu öffnen.
    Sie lag auf dem Rücken, blinzelte, hob eine Hand zum Schutz vor das Gesicht und schaute durch die Finger in die Höhe.
    Es war – der Mond!
    Noch nie war ihr seine Leuchtkraft derart stark erschienen, er konnte es mit der Sonne aufnehmen, so hell stand er am Nachthimmel und überstrahlte die übrigen Gestirne.
    Mehr und mehr gewöhnte sie sich an das Licht, erkannte Wolken, die sich langsam auflösten, und roch den Regen, der in der Luft lag.
    Es war nicht der einzige Geruch.
    Sie vernahm ein Zischen um sich herum, Wasser tropfte auf etwas Heißes. Ihre Beine ließen sich nicht bewegen, etwas Schweres lag darauf, und so drehte sie den Kopf nach rechts und links, um sich zu orientieren.
    Um sie herum ragten verkohlte Holzreste in die Höhe, Rauch kräuselte in den schwarzen Himmel, es knackte und knisterte leise, wo noch Glutnester und Balken schwelten. Nur dort, wo sie lag, mitten in einer Pfütze aus Regenwasser, hatte kein Feuer getobt.
    Der ausgebrannte, von schwarzen Rußflecken gezeichnete Windmühlenturm ragte standhaft in die Höhe, lediglich im oberen Teil war ein Stück herausgebrochen.
    Dann kehrten die Erinnerungen zurück. Ihr Vater,

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