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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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beeindrucken lassen. Im letzten Moment sah Karol das Feuer heranrollen, ein dünner Strahl, der sich immer weiter ausdehnte wie bei einem Feuerspucker.
    Der Gelehrte hechtete zur Seite, die Lohe traf die Mauer und hinterließ einen gewaltigen Brandfleck.
    Ein Fuß stellte sich ihm in den Nacken, drückte ihn nach unten. »Wo ist es?«, fragte der Umbra mit rauchiger Stimme.
    »Ich weiß nicht, was du suchst«, gab Karol zurück.
    »Ich fühle, dass ich schon längst hätte vergehen müssen. Einerdeiner Freunde hat mich gefangen und mir etwas gegeben, durch das ich am Leben blieb. Es lässt aber nach«, sagte der Umbra. »Seitdem suche ich danach, und ich glaube, du weißt, was es ist.« Er ging neben Karol in die Hocke. »Ich werde dir das Blut aussaugen, wenn du mir nicht sofort sagst, was es ist!«, schrie der Umbra und beugte sich vor, so dass sein schwarzes Gesicht unmittelbar neben Karols Hals lag. »Rede!«
    »Ich weiß nicht …«
    Der Umbra biss zu. Die weißen Fänge schimmerten auf, ehe sie sich durch die Haut bohrten und die Arterie verletzten. Karol stöhnte auf und schlug nach dem Angreifer.
    Mit einem Schrei fuhr der Umbra in die Höhe und spuckte aus. »Dein Blut schmeckt bitter wie Galle und brennt wie Säure! Was bei allen Dämonen …?«
    Ein Knarren der Treppenstufen ließ den Umbra innehalten. »Vater?« Karol fluchte. Seine Tochter hätte schon lange im sicheren Laboratorium sein müssen!
    »Dann soll sie es mir sagen.« Der Upir schnellte herum und hetzte in das Regallabyrinth zurück, wo er sogleich verschwand.
    Nicht weniger schnell verfolgte Karol den Umbra und holte ihn auf der ersten Stiege der Treppe nach unten ein, täuschte einen Tritt an, dem der Gegner ausweichen wollte; stattdessen aber sirrte die breite Klinge herab und schlitzte den Hals des Umbra auf.
    Gurgelnd und Blut spuckend packte der Upir Karol am Kragen, die zweite Hand schoss mit ausgestrecktem Mittel- und Ringfinger auf die Augen zu. Die langen Nägel hatten das Ziel beinahe erreicht, da zuckte Karols Schneide ein weiteres Mal nach vorne. Die Hand des Umbra fiel auf den Boden, der nächste wuchtige Hieb schlug tief in den Nacken und kappte ihn beinahe.
    Angeschlagen taumelte der Upir nach vorne und zurück insArbeitszimmer, fletschte die Zähne wie ein Raubtier und zog den Gelehrten mit sich.
    Karol spürte, dass sich der Leib des Feindes verformte. Er suchte sein Heil in der Flucht, die ihm in einer anderen Gestalt besser gelingen sollte! Keuchend drosch er dem Umbra die Faust mehrmals hintereinander ins Gesicht, sprengte den Haltegriff und durchtrennte mit einer weiteren Attacke die Wirbelsäule.
    Abrupt wich die Spannung aus dem Upir. Er fiel auf die Knie und kippte zur Seite, während das pechzähe Blut auf den Holzboden sickerte und in die Ritzen lief.
    Scylla erschien mit gezogener Waffe, sah den Leichnam und das verwüstete Arbeitszimmer. »Was…?« Sie schaute auf den enthaupteten Angreifer. »Ein Umbra!«
    Karol atmete schwer. »Er hat nicht mehr seine volle Stärke besessen, sonst läge ich in Fetzen vor dir«, ächzte er und ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. »Es sind und bleiben die gefährlichsten von ihnen. Weiß der Teufel, wie er hereingekommen sein mag.«
    Sie runzelte die Stirn. »Hat er mich auf der Plattform ausgesperrt, anstatt mich anzugreifen, Vater?«
    Er zögerte und sog so unauffällig wie möglich Luft durch die Nase ein. Karol konnte seinen Schweiß riechen, den Gestank des Umbra, den sauberen Duft seiner Tochter – und keine Spur von jener Präsenz, die noch vor wenigen Augenblicken anwesend war. »Ich verstehe es auch nicht, Tochter. Nur eines steht fest: Er hat in der Bibliothek etwas gesucht.«
    Scylla trat näher und ging neben dem Wesen in die Knie. Auch im Tod war es nichts anderes als ein Schatten, dessen Haut sich pelzig anfühlte, als sei es mit Fell bewachsen. Der Körper wirkte sehr muskulös, es gab kein Fett daran. Kleider trug es keine, und sie war gespannt, was sich unter der Epidermis verbarg. Sie konnte es nicht erwarten, es zu sezieren!»Welch merkwürdiger Upir.« Sie nahm den abgetrennten Kopf und schob die Kiefer auseinander. Die Zähne waren weiß wie Schnee, die Zunge dunkelrot, ansonsten war auch im Mundraum alles schwarz. »Anstatt mich zu töten, sperrt er mich aus und liest.«
    »Danke dem Herrn dafür. Gut, dass er das Dorf nicht heimgesucht hat.« Karol stand auf, packte die Füße des Leichnams und schleifte ihn die Treppe hinab. Scylla folgte ihm mit dem

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