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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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einen huschenden Blitz, der beinahe ihre Wange getroffen und aufgeschlitzt hätte. Frans schonte sie nicht, und er führte den schärfsten, längsten Dolch, den er in seiner Sammlung besaß.
    Die zweite Attacke parierte sie mit der eigenen Waffe, ihrem Lieblingsmesser mit der handlangen Klinge, und trat gegen sein rechtes Knie, während sie zur Ablenkung mit der freien Hand auf seine Nase hieb. Beides ging ins Leere.
    Unglaublich schnell griff er um, hielt die Schneide jetzt in der anderen Hand und nach unten gerichtet. Schon wieder zuckte sie heran, dieses Mal von schräg unten links nach oben rechts.
    Scylla blockte den Arm des Mannes im Ansatz durch einen Fußtritt, duckte sich und stach mit der aufwärtsgerichteten Spitze nach der Achsel. Sie war sich im Klaren darüber, dass sie die Arterie, wenn sie traf, sehr schwer, wenn nicht sogar tödlich verletzte – daher hielt sie sich bereit, den Stoß abfangen zu können. Der Deutsche war der Freund ihres Vaters, und sie wollte nicht sein Leben nehmen.
    Frans hatte ihre Absicht bemerkt und brachte sich durch einen raschen Sprung in Sicherheit; die Klinge erwischte ihn dafür am Unterarm und hinterließ einen Schnitt in der Kleidung, aus dem nach wenigen Lidschlägen Blut sickerte. Er sahrasch nach, bewegte probeweise die Finger und nickte grimmig. Muskeln und Sehnen verrichteten weiter ihren Dienst.
    Scylla zog sich noch zwei weitere Schritte zurück und stand nun in der Mitte der Scheune, in der ihr Kampf stattfand. Die Kutsche hatten sie hinausgerollt, um mehr Platz zu haben. »Eine kleine Pause, um die Wunde zu verbinden?«
    Karol stand im ersten Geschoss auf dem Heuboden wie auf einer Galerie und betrachtete seine Tochter und den Freund von oben. Scylla ahnte, dass er überlegte, ob er den Kampf abbrechen sollte. Er sah fragend zu Frans.
    Frans hob den Kopf, die Augen sagten
nein
. Dann nahm er sein Halstuch und knotete es über den Schnitt, damit es nicht zu sehr blutete. »Ich bin froh, dass die Bedingung für einen Sieg nicht lautete: erstes Blut«, sagte er, und man hörte seiner Stimme nicht an, ob die Wunde schmerzte oder nicht. »Sonst hättest du gewonnen, Scylla.«
    Sie lächelte und wischte die Schneide am losen Stroh ab, das Blut blieb widerwillig an den Halmen haften. »Und das werde ich«, stellte sie fest und sah ihn herausfordernd an. »Wollt Ihr nicht aufgeben, um Eure Wunde besser zu versorgen?«
    Frans bleckte die Zähne, es sah weder freundlich noch feindselig aus. »Nein, ich werde nicht aufgeben. Es sei denn, ich verliere das Bewusstsein.« Er nahm einen Schleifstein aus der Gürteltasche, befeuchtete ihn mit Wasser aus dem Pferdeeimer und rieb über die Klinge. »Schonst du mich, Scylla?«
    »Nein«, widersprach sie überrascht.
    »Dann gibst du in diesem Gefecht nicht alles«, lautete sein vernichtendes Urteil. »Als dein Vater mir von deinen Fortschritten berichtete, dachte ich, ich hätte es mit einer überragenden Messerkämpferin zu tun, aber alles, was ich bisher gesehen habe, vermag auch ein Kind nach ein wenig Übung.«
    »Und Eure Verletzung?« Scylla deutete mit der Waffe auf seinen Arm.
    »Eine Kleinigkeit, die mich nur wütender gemacht hat«, retournierte er und nahm seine Angriffsstellung ein. »Wir können fortfahren, wenn du bereit bist.«
    Scylla näherte sich Frans wieder. Ihr Blick fixierte nicht die gegnerische Klinge, sondern einen Punkt etwa einen Schritt hinter dem Mann. Das Auge erfasste auf diese Weise eine Bewegung wesentlich besser. Würde sie nur auf das Messer starren, wäre sie zu sehr darauf fokussiert; andere Angriffe, die mit Händen und Füßen durchgeführt wurden, würden ihr entgehen.
    Bevor sie attackieren konnte, drang Frans auf sie ein. Dabei schleuderte sein Fuß eine Wolke aus Staub und Stroh gegen sie, Dreck prasselte auf ihr Gesicht; ihre Lider schlossen sich in einem nicht kontrollierbaren Reflex.
    Die Ablenkung genügte, und sie erkannte seinen Angriff zu spät. Er stach sie in den rechten Oberarm und schlug ihr gleichzeitig den Ellenbogen gegen die Stirn.
    Scylla strauchelte, stieß mit dem verletzten Arm gegen einen Pfeiler, stach sich einen hervorstehenden Nagel in die Wunde und vergrößerte sie zusätzlich; der lähmende Schmerz schoss wie Säure in die Schulter und den Unterarm, die Finger öffneten sich und gaben die Waffe frei.
    Doch Scylla dachte nicht ans Aufgeben. Als ihr Messer fiel, fing sie es mit der Linken auf, stieß sich zur Seite ab und entging damit dem zweiten Angriff, der

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