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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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der Stimmen entschied der Ischariot über den Fortgang.
    »Wer ist dagegen?« Wieder reckten sich sechs Hände in die Höhe. »Damit haben wir einen Gleichstand«, verkündete er, »und ich selbst …«
    Karol hielt den Atem an.
    »… enthalte mich, wie es mein Recht ist.« Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: »Somit verfüge ich, dass Scylla eine Frist von einem Jahr eingeräumt wird, ehe die Cognatio über ihr Schicksal entscheidet. Bis dahin darf sie bei ihrem Vater in der Mühle wohnen und weitere Ausbildung genießen. Das ist mein Entschluss. Amin.«
    »Amin«, wiederholte die Cognatio geschlossen, nur Karols Lippen bewegten sich nicht.
    »Verkündet und beschlossen. Somit erkläre ich die Zusammenkunft der Cognatio für beendet.« Der Ischariot nickte allen zu und schritt auf die Treppe zu, sein Eleve folgte ihm. Nacheinander verließen die übrigen Barone und Baroninnen den Saal, manche unterhielten sich leise, andere dagegen besprachen sich mit ihren Eleven.
    Karol saß wie erstarrt. »Warum haben sie sie abgelehnt?«, raunte er verständnislos.
    »Wollt Ihr dem armen Kind nicht helfen, vom Tisch zu steigen und sich anzukleiden?« Lydia Metunova hatte sich zu ihm gebeugt und riss ihn mit ihrer Frage aus der Lethargie.
    Er zuckte zusammen und blickte zur nackten Scylla auf, die regungslos verharrte, während eine Träne über ihre linke Wange rann, glitzernd bis zum Kinn lief und von dort auf die Brust fiel. »Sicher«, murmelte er, stieg zu ihr hinauf und bedeckte sie mit dem Kleid.
    »Sie haben mich abgelehnt?«, fragte sie bibbernd, und Karol wusste nicht, ob die Kälte oder die Scham Schuld daran trugen.
    »Die Cognatio hat die Entscheidung darüber
verschoben
. Du bist nicht abgelehnt worden, aber heute schienst du ihr noch nicht bereit genug gewesen zu sein«, kam die versöhnliche Erläuterung von Metunova. Sie streckte die Hand aus und half Scylla beim Abstieg. Um sie hatte sich die Scheune geleert, von draußen erklangen die Geräusche von abfahrenden Kutschen. »Ich kann es mir nicht erklären. Es gab keinerlei Veranlassung, dich zu beanstanden.« Sie, ihre Elevin und Karol halfen Scylla in die Kleidung.
    »Ich kenne den wahren Grund dafür«, knurrte Karol und führte sie die Treppen hinab in die Küche. Die Baronin gab ihrer Elevin ein Zeichen, und die junge Frau rückte einen Kessel aufs Feuer, um frischen Kaffee zu kochen.
    Scylla beherrschte sich, das konnte Karol deutlich sehen. Sie hatte keine Augen für ihre Umgebung. Er nahm ihre Hand und spendete Trost. »Es lag nicht an dir«, sprach er bitter. »Du erinnerst dich daran, dass ich von Rivalen sprach?«
    Metunova hob die Augenbrauen und setzte sich. »Ihr denkt, dass Carzic hinter der Ablehnung steckt?«
    »Die Ablehnung war so groß, dass ich an eine Absprache im Vorfeld glaube. Ich habe sie alle beobachtet«, stieß Karol wütend aus. »Was mache ich, wenn sie in einem Jahr das gleiche Spiel betreiben – und Carzic bis dahin noch andere auf seine Seite gezogen hat?«
    »Vertraut Euch dem Ischariot an«, empfahl sie ihm, auch wenn sie selbst wenig überzeugt von der Idee klang. »Vielleicht wird Jaminski bereit sein, Euch zu helfen.«
    Karol lachte bitter auf. »Naivität steht Euch nicht, Baronin!« Der Schock und die Enttäuschung ließ seine Stimme schneidender klingen, als er beabsichtigte.
    Metunovas Gesicht verschloss sich. Sie stand auf. »Ich denke, Ihr werdet lieber allein mit Eurer Tochter sprechen wollen. Wir sehen uns bei der nächsten Zusammenkunft der Cognatio.« Sieklappte den Fächer auf und schuf eine dünne, aber unüberwindbare Barriere zwischen sich und Karol. Ihre Elevin ging bereits zur Tür, um sie zu öffnen. »Aber hat es sich nicht bezahlt gemacht, dass Ihr die Ausbildung so betrieben habt, wie ich es Euch empfahl? Sie ist die erste Anwärterin, welche die Fragen ohne einen einzigen Fehler beantwortet hat.« Sie legte Scylla zum Abschied die Hand auf die Schulter. »Sei ihm nicht böse, dass er in den letzten Monaten härter mit dir umsprang. Er folgte lediglich meinem Rat.« Sie schritt zur Mühle hinaus.
    Eine Weile schwiegen Vater und Tochter und starrten, in ihren eigenen Gedanken gefangen, vor sich hin. Schließlich räusperte sich Scylla. »Was geschieht, wenn sie mich in einem Jahr wieder ablehnen?«, verlangte sie zu wissen.
    Karol stand der Ärger über sich selbst, dass er die gute Freundin derart angefahren hatte, ins Gesicht geschrieben. »Das werden sie nicht, so wahr ich dein Vater bin.« Er

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