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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Jahre alt zu werden, musste man vermutlich clever sein. »Wahrscheinlich schon, selbst wenn man beinahe fünftausend Kilometer fährt, um diesem Schatten zu entfliehen.«
    »Das ist richtig. Und genau deshalb ist es besser, gar nicht erst davonzulaufen, sondern sich ganz einfach etwas Eigenes zu schaffen.« Er nickte. »Nun, wie gesagt, du hast das gleiche Gesicht und die gleichen Augen wie der längst verstorbene John Magee. Nachdem der Blick seiner Augen zum ersten Mal auf Maude Fitzgerald gefallen war, trug er ihr Bild in seinem Herzen. Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick und daran, dass sie ewig währen kann, junger Magee?«
    Trevor blickte erst in Richtung von Darcys Fenster und
dann wieder auf den alten Mann. »Ich kann mir vorstellen, dass es das für manche Menschen gibt.«
    »Du musst daran glauben, um sie zu bekommen.« Zwinkernd hielt Riley Trevor seinen Becher hin. »Nicht nur Dinge, die man aus Holz und Stein baut, können von Dauer sein.« Nochmals legte er eine seiner knorrigen Hände auf den Kopf des ihm am nächsten sitzenden Kindes.
    »Manche von uns können einfach besser mit Holz und Stein umgehen als mit ihren Gefühlen«, kommentierte Trevor und nippte geistesabwesend an dem dampfenden Gebräu. Bereits nach dem ersten kleinen Schluck schossen ihm die Tränen in die Augen, und er rang erstickt nach Luft. »Himmel«, brachte er mühsam heraus, als der beinahe pure Whiskey ihm brennend durch die Kehle in den Magen rann.
    Riley lachte derart heftig, dass er pfeifend nach Luft rang und sein runzliges Gesicht puterrot wurde. »Also bitte, Junge, was ist eine Tasse Tee ohne einen Schuss guten irischen Whiskeys, kannst du mir das sagen? Du willst doch wohl nicht ernsthaft behaupten, sie hätten dein irisches Blut in Amerika derart verwässert, dass du damit nicht zurechtkommst.«
    »Um elf Uhr morgens habe ich damit tatsächlich einige Probleme.«
    »Was hat denn bitte die Uhrzeit damit zu tun?«
    Der Mann, dachte Trevor, wirkte älter als Methusalem und nippte bereits seit einer Stunde beinahe ohne Unterbrechung an diesem tödlichen Gemisch. Um das Gesicht zu wahren, leerte Trevor tapfer seinen Becher und wurde dafür mit einem breiten, zahnlosen Grinsen belohnt.
    »Du bist in Ordnung, junger Magee. Du bist wirklich in Ordnung. Und weil das so ist, werde ich dir etwas sagen. Dieses wunderschöne Mädchen, das über dem Gallagher’s wohnt, wird sich niemals mit einem Mann zufrieden geben, der nicht heißblütig, willensstark und zugleich wirklich gewitzt ist. Ich
gehe davon aus, dass du all diese Eigenschaften in dir vereinst.«
    Trevor gab Riley den Becher zurück. »Ich bin nur hier, um ein Theater zu bauen.«
    »Wenn das wahr ist, dann lass mich dir auch das noch sagen: Es heißt, dass die Jugend bei den Jungen reine Vergeudung ist, aber ich bin der Ansicht, dass die Jungen ihre Jugend selbst vergeuden.« Er schenkte sich einen neuen Becher Tee ein. »Und deshalb werde ich sie wohl selbst heiraten müssen.« Er nippte, und seine Augen blitzten auf. »Also, Junge, halt dich lieber ran, denn schließlich habe ich dir einige Jahrzehnte an Erfahrung mit den Frauen voraus.«
    »Das werde ich mir merken.« Trevor stand langsam wieder auf. »Was hat John Magee getan, bevor er in den Krieg zog?«
    »Du meinst, womit er seinen Lebensunterhalt verdient hat?« Falls Riley es eigenartig fand, dass Trevor es nicht wusste, so behielt er es für sich. »Er war Fischer. Sein Herz gehörte der See und der guten Maude, sonst nichts und niemandem.«
    Trevor nickte, sagte: »Danke für den Tee«, und kehrte zu seinen Arbeitern zurück.
     
    Das Mittagessen ließ er heute ausfallen. Er hatte zu viele Anrufe zu erledigen und Faxe zu beantworten, als dass er sich die Zeit für eine Stunde im Pub und die nachmittägliche Dosis Darcy hätte nehmen können, und er hoffte, dass sie nach ihm Ausschau halten und sich Gedanken machen würde, weil er nicht erschien. Falls er sie tatsächlich so gut kannte, wie er glaubte, dann würde sie erwarten, dass er kam, nein, dass er gezwungen war zu kommen. Und es würde sie ärgern, dass er es nicht tat.
    Gut, dachte Trevor, als er die Haustür seines Cottage aufschloss. Es war gut, sie ein wenig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ihr allzu großes Selbstvertrauen und die damit einhergehende Arroganz waren gefährliche Waffen. Und er wollte
verdammt sein, wenn er nicht gerade von diesen beiden Eigenschaften besonders angezogen wurde.
    Belustigt ging er direkt hinauf in sein kleines

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