Kinder des Wassermanns
waren nur sehr kurze Zeit mit ihr zusammen, und wir verstehen nicht einmal, was sie mit ihren Worten gemeint hat.“
Die Knöchel des Vaters standen weiß um das Heft seines Schwerts. Jonas, sein Sohn, der neben ihm auf einer Bank saß, umfaßte gleicherweise seinen Dolch.
„Nun?“ schnauzte Haakon.
„Es tut mir leid. Sie verfluchte dich. Sie sagte, alle sollten dies Land verlassen, wenn sie nicht durch einen … einen Tupilak, was das auch sein mag, sterben wollten, den einer ihrer Zauberer gemacht hat, um irgendeine Sünde von dir zu bestrafen.“
Jonas sprang auf die Füße. „Haben sie ihr die Seele aus dem Leib genommen, den sie gestohlen haben?“ schrie er durch den sich erhebenden Lärm.
Stöhnte Haakon? Durch nichts anderes ließ er sich anmerken, daß er eine Wunde empfangen hatte. „Seid ruhig!“ verlangte er. Der Aufruhr nahm zu. Er erhob sich, zog sein Schwert, schwang es und sagte mit flacher Stimme: „Setzt euch hin. Haltet den Mund. Wer es nicht tut, wird bald einer weniger sein, den ich durch den Winter füttern muß.“
Stille trat ein, nur daß der Wind um die Wände pfiff und an der Tür schnüffelte. Haakon steckte die Klinge in die Scheide und schleppte seinen kümmerlichen Körper wieder auf den Hochsitz. „Ich mache euch beiden ein Angebot“, erklärte er, jedes Wort betonend. „Ein ehrlicher Handel. Ihr habt uns erzählt, daß ihr zur Hälfte menschlich seid, aber wie richtige Meerleute unter Wasser atmen und beinahe ebenso gut schwimmen könnt. Seid unsere Waffen! Ich nehme an, ihr könnt unter Wasser auch kämpfen.“
Tauno nickte.
„Und Zauberei braucht ihr nicht zu fürchten, da ihr selbst der Außenwelt angehört“, fuhr Haakon fort.
Eyjans Körper wurde steif. Jonas setzte hastig hinzu: „Oh, er meint nicht, ihr seid böse.“
„Nein“, stimmte Haakon zu. „Es ist wahr, ich möchte ein Geschäft mit euch abschließen.“ Er beugte sich vor. „Hört. Es gibt tatsächlich … eine Schar, die Seevolk sein muß … um eine Insel im Westen. Ich habe sie erst vor kurzem gesehen, ehe unser Unglück begann. Ich war draußen beim Fischen. Sturli und Mikkel waren bei mir“ – er wandte sich an seine erstaunten Hausgenossen –, „aber ihr erinnert euch, daß der Tupilak sie später erwischte. Wir waren … beunruhigt über das, was wir sahen, waren nicht sicher, was Christen tun sollten, und wir meinten, am besten sei es, Frieden zu halten, bis wir einen Priester fragen konnten. Ich meine einen gebildeten Priester, nicht Sira Sigurd aus dieser Pfarrei, der keine Zeile lesen kann und die Messe durcheinanderbringt. Ich weiß, daß er es tut; ich bin in der Kirche von Ostri Bygd gewesen und habe gut achtgegeben, was getan und gesungen wurde. Das Volk hier herum gleitet schnell in die Unwissenheit zurück, abgeschnitten, wie wir die meiste Zeit gewesen sind …“ Sein Gesicht zuckte. „Aye, sie gleiten ab ins Heidentum.“
Er brauchte eine Minute, um wieder ruhig zu werden. „Also gut“, sagte er. „Wir wollten uns Rat vom Bischof in Gardar holen und inzwischen über unsere Entdeckung schweigen, damit nicht irgendwer eine Dummheit oder Schlimmeres beging. Aber dann kam der Tupilak, und wir … ich bekam nie mehr eine Gelegenheit, nach Gardar zu reisen.“ Er suchte den Blick seiner Gäste. „Natürlich kann ich nicht beschwören, diese Wesen seien eure Verwandten. Aber sie sind erst vor kurzem hier eingetroffen, so daß es wahrscheinlich ist, nicht wahr? Ich bezweifle, daß ihr die Insel allein finden könnt. Das Meer ist weit zwischen hier und Markland. Für euch würde es zumindest eine lange, gefährliche Suche bedeuten, doppelt gefährlich des Tupilaks wegen. Ich kann nach Sternen und Sonnenstein steuern und euch auf dem kürzesten Weg hinbringen. Aber … niemand aus Vestri Bygd kann in See stechen und am Leben bleiben, solange der Tupilak nicht vernichtet ist.“
„Erzähl uns von ihm“, drängte Eyjan mit kehliger Stimme.
Haakon lehnte sich zurück, schob seinen Bierkrug über den Tisch, winkte, der ganzen Runde von neuem einzuschenken, und sprach in schnellen Sätzen:
„Am besten fange ich mit dem Anfang an. Der Anfang ist, daß Männer Grönland entdeckten und besiedelten. In jenen alten Tagen fuhren sie noch weiter, verweilten zwar nicht in Vinland, obwohl es heißt, daß dort gut zu wohnen sei, reisten jedoch etliche Zeit später bis nach Markland und holten Bauholz für dieses beinahe baumlose Land. Und jedes Jahr kamen Schiffe aus dem Ausland,
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