Kindergärtner küssen besser! - GESAMTAUSGABE - Liebesroman (German Edition)
in die Richtung, in der sein Auto verschwunden war. Erst jetzt liefen Tränen über ihre Wangen, anfangs nur wenige, doch bald konnte sie kaum mehr richtig sehen und heulte hemmungslos.
»Deine Liebe, sonst nichts ... !«, stieß sie hervor.
Teil 2
Erdbeerkuss und Schlammspiele
18.
Um Mitternacht haben Krankenhäuser eine besondere Atmosphäre. Dies fiel Markus zum ersten Mal auf; bisher hatte er nur tagsüber endlose Stunden auf dieser Kinderstation verbracht. Im Kindergarten passierte es regelmäßig, dass sich einer der Schützlinge beim Herumtollen verletzte. Die Arbeitsanweisungen für die Pädagogen sahen vor, dass in jedem Fall eine Ambulanz aufzusuchen wäre, wegen der versicherungsrechtlichen Aspekte.
Heute war es jedoch anders. Es war Nacht , und es betraf die eigene Tochter. Die professionelle Coolness war futsch, verdrängt von Panik und Selbstvorwürfen. Platzwunde am Kopf, Gehirnerschütterung, Bewusstlosigkeit. Dazu mehrere Prellungen am Körper. Emma hatte Glück gehabt, dass bei dem Sturz von dem Turm auf dem Spielplatz nicht mehr passiert war.
Markus saß auf einem der orange farbenen Plastikstühle, die den endlosen Flur säumten; die Ellenbogen auf den Knien aufgestützt, sein Gesicht verbarg er in den Händen. Kurz zuvor war er aus dem Krankenzimmer gekommen, mit Tränen in den Augen, einem Würgen im Hals und kaltschweißigen Handflächen.
Seine Tochter hatte friedlich ausgesehen : bleiche Wangen, die weiße Decke bis zum Kinn hochgezogen, der Kopf in einem dicken Verband. Fast, als wäre sie ...
Nein, nicht mal daran denken! Er verscheuchte diese Hirngespinste, indem er in den rechten Zeigefinger biss. Der Schmerz zuckte durch seinen Arm. Markus lockerte den Druck seiner Zähne. Am dritten Glied seines Fingers waren rote Zahnabdrücke zu erkennen. Er schlug sich die Hände vors Gesicht und heulte. Endlich konnte er weinen.
»Das ist alles meine Schuld!«, sagte er. »Wäre ich bei ihr geblieben, wäre das nicht passiert. Was bin ich nur für ein Vater!«
Elke legte eine Hand auf seine Schulter und drückte ihn fest. Sie war in den vergangenen Monaten seine größte Stütze geworden. Seitdem seine Frau gestorben war, wusste er oft nicht mehr, wie er den Alltag bewältigen sollte. Sein Gehalt als Erzieher war nicht berauschend, aber er war auf das Geld angewiesen. Dadurch ergab sich die groteske Situation, dass er sich um fremde Kinder kümmerte, während seine vierjährige Tochter von anderen beaufsichtigt werden musste. Allerdings konnte er Emma oft mit in den Kindergarten nehmen, und zum Glück half ihm Elke, die Schwester seiner geliebten Frau. Sie machte es gerne, wie sie nicht müde wurde zu betonen.
Manchmal dachte Markus daran, wie schade es war, dass Elke nicht die unbeschwerte und erfrischende Art von Lori hatte. Dabei war sie zwei Jahre jünger als ihre Schwester und ausnehmend hübsch, wahrscheinlich sogar noch attraktiver als Lori, mit den blonden Locken und den ebenmäßigen Zügen ihres Gesichts.
Elke war durchaus nett, jedoch auch eine Nörglerin, die an allem in ihrem Leben etwas auszusetzen hatte. Auch an allem in den Leben ihrer Mitmenschen. Aber er wollte nicht undankbar sein, und schon gar nicht gemein. Manchmal fragte er sich allerdings, warum sie überall nur die negativen Seiten sah. Sie war wunderschön, hatte einen tollen Job in der Werbeabteilung einer Computerfirma und es schien, dass es ihr an nichts fehlte.
Wahrscheinlich konnte sie nichts dafür, dass sie die unzufriedene Grundhaltung und das Herumgemeckere von ihrer Mutter geerbt hatte. Die Genetik gehörte eben zu den großen Ungerechtigkeiten des Lebens.
»Das ist die reinste Kacke !«, fluchte Elke. »Das hättest du nicht verhindern können, wie denn?«
»Zumindest hätte ich bei Emmi sein müssen, sie hätte für mich wichtiger sein müssen als eine andere Frau ... aber ich ... ich ...«
»Du warst mit einer Frau unterwegs?«
»Ja«, er sah Elke niedergeschlagen an, wie ein Straftäter, den vor dem Richtertisch der Mut verlässt. »Weißt du, ich bin oft einsam, seitdem Lori mich ... , seitdem sie ... weg ist.«
Elke ergriff seine Hand. »Das verstehe ich doch. Wirklich!« Sie tätschelte seinen Handrücken und blickte dabei in seine Augen. »Aber deine Tochter braucht dich! Dir fehlt eine Frau, die für euch beide da ist; die eine Geliebte und eine Mutter gleichzeitig ist. Eine, wie meine Schwester.«
Markus weinte heiße Tränen. Nur verschwommen konnte er wahrnehmen,
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