Sie blätterte herum.
Tatsächlich! Dieser Unfall musste der Grund gewesen sein, warum er so abrupt abgereist war! Markus hatte überhaupt keine Frau, sondern eine Tochter, um die er sich allerliebst kümmerte!
Na siehst du! Du hast überreagiert, vielleicht wird alles gut. Du musst ihn sofort kontaktieren! Pams Meinung stimmte, sie musste sich für ihr Benehmen entschuldigen und sich mit ihm versöhnen. Wozu? Das mit ihm hat doch keine Zukunft! Denkst du, dass das irgendwas an der Situation ändert? Ganz im Gegenteil, der junge Mann hat anderes im Kopf als dich alte Schnepfe!
Die Spaßbremse Abigail ging ihr auf den Geist, aber Rebecca dachte intensiv über diese Einwände nach. Vergiss die dumme Kuh, du hast nur ein Leben, schon vergessen? Stimmt!
Die Anwältin stand auf und tigerte hektisch im Büro hin und her. Sie nahm einen Stapel Papiere vom Schreibtisch und legte sie am Aktenschrank ab, im nächsten Augenblick deponierte sie die Unterlagen wieder am ursprünglichen Ort. Was sollte sie jetzt bloß tun? Irgendwas musste sie doch unternehmen! Auf jeden Fall musste sie mit jemandem darüber reden, sich mit jemandem beraten.
***
»Er hat gar keine Frau, sondern musste weg, weil seine Tochter sich verletzt hat? Oh, wie süß!«, urteilte Ellen am Telefon. »Aber warum hat er dir nichts von ihr erzählt?«
»Ich weiß auch nicht, wir kennen uns noch nicht lange; vielleicht wollte er unsere Beziehung anfangs damit nicht belasten!«, antwortete Rebecca fröhlich. In diesem Moment fiel ihr etwas ein; sie wurde wieder ernst: »Oder ich war doch nur eine Affäre, und er wollte nur ein bisschen Spaß mit mir haben!«
»Das auf jeden Fall!« Ellen lachte, was im Mobiltelefon als dumpfes Dröhnen zu hören war. »Was willst du jetzt tun?«
»Hm, was würdest du denn machen?«
»Ich persönlich würde noch mal zu ihm fahren, ihn einige Male schön bumsen und später zu meinem Mann zurückkommen und Deutschland vergessen. Aber ich nehme an, dass dir das nicht reichen wird, so vernarrt, wie du in den Typen bist!«
Rebecca dachte nach. Nein, du wirst gar nichts unternehmen. Du heiratest Ben und bleibst glücklich in deinem perfekten Leben!
»Dass ich nicht lache! Glücklich? Perfekt?«, schnaubte sie ins Telefon.
»Was meinst du?«, forschte Ellen.
Vielleicht ist er doch der Mann fürs Leben! Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, als es herauszufinden. Das schon eher! Sie würde aktiv werden müssen, wenn sie nicht den Rest ihrer Tage über eine versäumte Möglichkeit nachgrübeln wollte.
»Das werde ich!«, s prach sie gedankenverloren.
»Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!«, kommentierte Ellen laut.
»Danke, du hast mir sehr geholfen!«
»Honey, alles in Ordnung bei dir?«
»Alles bestens! Sehen wir uns morgen Abend auf der Dinnerparty bei Hennsons?«
»Äh, ja«, s tutzte Ellen. »Hast du einen Plan?«
»Wir reden morgen! Bye!«, sang Rebecca vergnügt ins Telefon.
Sie legte auf, ohne auf eine Antwort ihrer besten Freundin zu warten.
***
Rebecca öffnete ihre Facebook-Seite auf dem Notebook und klickte im Chatfenster auf Markus A. Er war nicht online, trotzdem tippte sie mit glühenden Wangen eine Nachricht.
Hallo Markus! Ich möchte mich entschuldigen, dass ich neulich unfreundlich war. Du wirst schon deine Gründe gehabt haben. Bitte sei mir nicht böse! Ich würde dich gerne wieder treffen, demnächst bin ich in Deutschland.
Miss you!
Kisses Becky
Du flehst ihn ja richtig an! Girl, hast du denn überhaupt keine Würde mehr? Hm, sie stimmte Abigail zu, eigentlich hatte sie weniger schreiben wollen. Ihre Nachricht klang verzweifelt und armselig. Egal, du liebst ihn, und da ist das erlaubt! Mit einer Handbewegung wischte sie ihre Zweifel zur Seite, wie unnötige Papiere von einem Schreibtisch, klappte das Notebook zu und packte ihre Sachen. Das iPhone piepte. Eine Mail.
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Von : »Markus Amrust«
An : »R. Roseman« < [email protected]>
Betreff : tut mir leid
hi rebecca,
das mit unserem treffen neulich tut mir leid, ich musste dringend weg, es hatte nichts mit dir zu tun. falls du wieder nach deutschland kommst, würde ich dich gerne treffen und dir alles erklären. du fehlst mir.
markus
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Ungläubig starrte sie auf das Display ihres Mobiltelefons. Er konnte ihre Nachricht auf Facebook noch nicht gelesen haben, oder doch? Ihr Puls dröhnte