Kinderkrankheiten von A–Z
mindestens so gut wie die zuvor genannten Substanzen. [ 98 – 100 ] Es eignet sich besonders zur Selbstbehandlung auch »auf Verdacht«, da es praktisch nebenwirkungsfrei ist. Es wird aufgesprüht, etwa 45 Minuten belassen und ausgespült; auch hier sollte die Behandlung nach 8–10 Tagen wiederholt werden.
Lindan hat viele Nebenwirkungen, ist verschreibungspflichtig und wird nur in wenigen Ausnahmefällen eingesetzt. Alle anderen Mittel wie Neembaum-, Teebaum- oder Lavendelöl sind weniger wirksam. Auch Hausmittel wie Essigwasser, Heißluft (Föhn) oder Sauna wirken wenig zuverlässig oder gar nicht. Eine Ausnahme gibt es allerdings: In den USA wurde kürzlich ein spezieller Haarföhn (LouseBuster®) mit Gebläse und Spezialkamm entwickelt, bei dem die Insekten nicht durch Hitze, sondern durch Austrocknen wirkungsvoll abgetötet werden. [ 101 ]
Im englischen Sprachraum hat sich in letzter Zeit die wirksame Methode des »Bug busting « durchgesetzt, bei der innerhalb 2 Wochen an 4 Tagen der Kopf mit einer wirkstofffreien Haarspülung eingerieben und dann mit einem speziellen Läusekammausgekämmt wird. [ 102 ] Mehr Informationen und spezielle »Kits« mit genauen Gebrauchsanweisungen erhalten Sie bei der Deutschen Pediculosis Gesellschaft ( www.pediculosis-gesellschaft.de ).
Bei sehr gereizter Kopfhaut können Sie eine Pflegecreme (z. B. Lotio alba®) zum Auftragen und Weidenrindenshampoo verwenden.
Und sonst
Die Plagegeister überleben für eine gewisse Zeit auch ohne Blut, deshalb:
Stecken Sie alle getragenen Kleidungsstücke, Handtücher und Bettwäsche in die Waschmaschine (mind. 60 °C) und am besten noch in den Trockner. Weichen Sie Kämme, Bürsten und sonstige Gegenstände, die mit dem Haar in Berührung gekommen sein könnten, für 10 Minuten in mindestens 60 °C heißem Wasser ein und reinigen sie anschließend sorgfältig. Saugen Sie Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände wie Sofas und Autositze gründlich ab. Desinfektionsmittel oder Insektizide sind nicht nötig!
Das Kuscheltier Ihres Kindes verträgt keine Hitze? Dann muss es in einen dicht schließenden Plastiksack und für einen Tag in die Tiefkühltruhe.
Ihr Kind darf bereits einen Tag nach der 1. Behandlung mit einem zugelassenen Medikament wieder Kindergarten oder Schule besuchen. Prüfen Sie nach der 2. Behandlung noch 2 Wochen lang regelmäßig, ob die Plagegeister wirklich verschwunden sind.
Kopfschmerzen
Auch den Kleinen brummt ganz schon häufig der Kopf – jedes 2. bis 3. Kind klagt zumindest hin und wieder über Kopfweh. Oft begleiten es Fieber und Atemwegsinfekte oder auch Stress im Alltag.
Immer mehr Kinder leiden an Kopfschmerzen: Einer aktuellen Studie des Robert-Koch- Instituts zufolge ist in Deutschland Kopfweh bei den 3-bis 10-Jährigen nach Bauchschmerzen die zweithäufigste, im Alter von 11 bis 17 sogar die häufigste Ursache für Schmerzen. [ 103 ] Die häufigste Form ist der Spannungskopfschmerz (60 % der »Kopfschmerzkinder«), gefolgt von der Migräne (gut 10 %).
Wie Kopfschmerzen entstehen
Obwohl Kopfschmerzen zu den häufigsten Beschwerden überhaupt zählen, ist ihr Entstehungsmechanismus unklar.
Spannungskopfschmerz: Psychische Anspannung, Ängstlichkeit oder depressive Verstimmung scheinen die Stirn- und Nackenmuskeln zu verspannen, wobei zusätzlich möglicherweise eine individuell erniedrigte Schmerzschwelle oder gestörte Schmerzverarbeitung im Gehirn vorhanden ist. Das würde erklären, warum psychische und körperliche Stressbelastung nur bei manchen Menschen zu Kopfschmerzen führt.
Migräne: Individuell unterschiedliche Störfaktoren scheinen die Blutgefäße der Hirnhaut zu weiten; zusätzlich kommt es zu Entzündungsreaktionen im Bereich dieser Gefäße. Grund ist vermutlich eine angeborene Störung der Reizverarbeitung, die dazu führt, dass das Gehirn auf Reize besonders stark reagiert und sich nicht an diese gewöhnt. Neben äußeren Einflüssen scheint eine erbliche Komponente zu existieren. [ 104 , 105 ] Häufige Auslöser sind Schlafmangel, Klimafaktoren, Nahrungsmittel, die viel Histamin oder Tyramin enthalten (Hartkäse, Schokolade, Bananen, Gepökeltes, Nüsse), bei Älteren zu viel Kaffee, bei Mädchen die Regelblutung.
Gar nicht so selten beginnt bereits in der Kindheit die chronische »Kopfschmerzkarriere «. Besonders bedeutsam ist dabei, dass die Diagnose oft erst recht spät gestellt und die Therapie nicht konsequent genug angegangen wird. Man weiß heute, dass bei nicht adäquat
Weitere Kostenlose Bücher