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Kindersucher - Kriminalroman

Kindersucher - Kriminalroman

Titel: Kindersucher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grossman
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Freksa widerfahren?Wenigstens war diese Wunde an der Schulter nur ein Streifschuss. Er legte vorsichtig die Hand darauf. Sie brannte höllisch und blutete, aber der Knochen war unversehrt; der Schütze konnte offenbar hervorragend zielen.
    »Geht es dir gut, meine Liebe?«, hörte Kraus die Frage des Mannes.
    »Es braucht schon mehr als ihn, um mir wehzutun.« Ilse riss sich die Chirurgenmütze vom Kopf und schüttelte ihr fettiges rotes Haar, während ein Grinsen über ihr pockennarbiges Gesicht glitt. »Viel mehr.«
    Auf der anderen Seite des Raumes schien ein silbernes Licht aufzutauchen, das sich schließlich als kleiner ovaler Spiegel entpuppte. Eine silberne Augenklappe. Und ein breites Lächeln auf aristokratischen Lippen.
    »Also, Inspektor«, von Hessler zielte mit einer Mauser auf ihn, »ich habe Sie in der Tat bereits erwartet. Ich hoffe nur, dass keiner Ihrer Freunde Ihnen auf dem Fuße folgt. Sie sind unser allererster Besucher. Welch eine Ehre!«
    Von Hesslers gesundes Auge funkelte mit boshaftem Entzücken.
    Er war es also. Der »Bonze«, von dem Pastor Braunschweig gefaselt hatte und der Helga als Hohepriesterin ihres eigenen Kultes inthronisiert hatte. Glauben Sie etwa, dass sie es damit verdient hat, ein Tamburin zu schlagen? Kraus erinnerte sich an Magda, die sich in ihrer Gefängniszelle darüber beschwerte, dass sich ihre kleine Schwester immer wieder verliebte. Zuerst der Doktor. Dann die Priesterin. Und jetzt dieser schnurrbärtige kleine Intrigant. Ganz offenbar hatte der Doktor die ganze Zeit über mitgemischt.
    »Du überlässt ihn doch mir, stimmt’s?« Die grauen Augen schienen Kraus zu verschlingen. Von der süßen Seite der kleinen Ilse war jetzt nicht mehr das Geringste zu sehen.
    Kraus sah ein Spiegelbild seiner Luger in von Hesslers Augenklappe.Sie lag kaum einen halben Meter von ihm entfernt unter einem der Labortische.
    »Geduld, mein Täubchen.« Der Doktor trat ins Licht. »Ich weiß, dass du nicht genug Übungsmaterial bekommst, aber es begeistert mich, endlich jemanden bei uns zu haben, dem ich meine Errungenschaften vorführen kann. Du weißt, wie sehr ich mir wünschte, ich könnte mehr Menschen hierher einladen, von mir aus die ganze Welt, wenn sie denn bereit dafür wäre. Aber nimm bitte seine Waffe, bevor der Inspektor möglicherweise einem dummen Einfall nachgibt, der uns beide dieses Vergnügens berauben würde.«
    Kraus spielte kurz mit dem Gedanken, Ilse zu packen und als menschlichen Schild zu benutzen, aber bei einem so guten Schützen wie von Hessler war das blanker Selbstmord. Der Mann hätte Ilse gnadenlos den Kopf weggeschossen, wenn es darauf angekommen wäre. Mit einem Anflug von Verzweiflung beobachtete Kraus, wie sie ihr strähniges rotes Haar schüttelte, sich hinhockte und nach seiner Pistole tastete.
    »Ausgezeichnet.« Der Doktor nickte, als sie die Luger auf den Tisch neben ihn legte. »Und jetzt bring mir bitte meinen Nachmittagsimbiss, Liebchen. Du weißt, wie empfindlich mein Magen ist.«
    Ilse rührte sich jedoch nicht, ihr muskulöser Körper schien angespannt.
    »Ilse ...«
    Ihre Miene verfinsterte sich, ihre rosafarbenen Lippen zuckten, dann jedoch huschte sie gehorsam davon ... ein Wolf in den Kleidern einer guten Hirtin.
    »Sie ist ja so ein süßes Kind. Und eine sehr große Hilfe bei meiner Arbeit. Ohne sie würde ich es nicht schaffen.« Die Hand, mit der von Hessler auf Kraus zielte, war so ruhig wie die eines Chirurgen. »Wie gefällt Ihnen mein Labor, Kraus?« Er trat näher an ihn heran. »Ich habe Jahre gebraucht, um es einzurichten.Nicht einmal dieser fette Viehhof-Direktor weiß, dass ich hier bin. Niemand weiß es. Außer jetzt natürlich«, er lächelte, »Ihnen.« Er deutete mit der Waffe auf den sechseckigen Raum um sie herum, und die Jungs in den gläsernen Käfigen schienen ihm mit ihren Blicken zu folgen. »Was Sie hier sehen, ist eine noch nie dagewesene Art von Labor. Alle äußeren Reize werden kontrolliert, es gibt keine zufälligen Geräusche, keine Lichtschwankungen, keine Veränderungen des Luftzugs.« Er sah Kraus beifallheischend an. »Selbst die Böden ruhen auf mit Gummi gedämpften Balken, um jede Erschütterung auszuschließen. Ich habe die fortschrittlichsten Messinstrumente der Welt zur Verfügung. Das, Inspektor, ist sozusagen mein Turm des Schweigens.«
    »Wo ist mein Junge, von Hessler?«
    »Ach ja.« Von Hessler lachte, zog einen Laborstuhl auf Rollen heran und setzte sich, wobei der Lauf der Pistole immer

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