Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Kindertotenlied: Thriller (German Edition)

Titel: Kindertotenlied: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
Vom Netzwerk:
nur das, was du hören willst.“
    Sie nickte zustimmend, aber die Besorgnis war ich anzusehen.
    „Ich bin nicht von gestern. Glaubst du wirklich, dass Margot gefährdet ist?“
    Ihm war, als würde ein Haufen Würmer in seinem Bauch herumkriechen.
    „ Expressa nocent, non expressa non nocent “, antwortete er.
    Dann übersetzte er: „Ausgesprochenes schadet, Unausgesprochenes nicht.“
     
    Auf ihrer Suzuki GSR600 raste sie durch die Landschaft, weit jenseits jedes Tempolimits. Sie ließ die an der Straße klebenden Wagen hinter sich. Die Sonne beschien die üppigen grünen Hügel, und sie sprühte vor Tatendrang und Ungeduld. Das Jagdfieber hatte sie wieder gepackt.
    Hirtmann in der Gegend …
    Es hätte sie erschrecken müssen, aber stattdessen reizte sie die Herausforderung. Wie ein Boxer, der für das Spiel seines Lebens trainiert und erfährt, dass sein gefürchtetster Gegner, der lange Zeit gesperrt war, wieder antritt. Bereit, die Handschuhe noch einmal anzuziehen.
     
    „Wir haben das Ergebnis der graphologischen Untersuchung“, sagte Espérandieu.
    Servaz sah der Silhouette einer Frau nach, die im Gegenlicht der untergehenden Sonne die Straße überquerte. Es war ein schöner Sommerabend, aber er war enttäuscht. Als das Telefon in seiner Tasche vibrierte, hatte er einen Moment lang gehofft, es wäre Marianne. Den ganzen Tag hatte er ihren Anruf erwartet.
    „ Den Satz in dem Heft hat nicht Claire Diemar geschrieben.“
    Servaz wandte seinen Blick von der Frau ab. Die überhitzte Stadtszene war plötzlich weg.
    „Ist das sicher?“
    „Der Graphologe schwört darauf. Er hat gesagt, er hätte nicht den leisesten Zweifel, er hat sogar gesagt, dass er seinen Ruf dafür verwetten würde.“
    Servaz dachte angestrengt nach. Die Dinge wurden allmählich klarer … Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, wie die Pleuelstangen einer Dampflokomotive in voller Fahrt. Jemand hatte einen Satz, der Hugo belastete, in ein Heft geschrieben und dieses dann gut sichtbar auf Claire Diemars Schreibtisch gelegt. Hugo war der ideale Sündenbock: Er war ein brillanter, gutaussehender Kiffer. Und vor allem war er Claires Liebhaber. Er besuchte sie häufig. Servaz überlegte, was das bedeutete. Nicht unbedingt, dass der, der versucht hatte, ihm die Tat in die Schuhe zu schieben, von ihrem Verhältnis wusste. Vielleicht wusste er nur von seinen Besuchen. Marianne, Francis und der englische Nachbar hatten ihm alle drei das Gleiche gesagt: Neuigkeiten sprachen sich in Marsac schnell herum.
    Aber es gab noch eine andere Möglichkeit, sagte er sich, als er am Eingang zur Tiefgarage allmählich unter der Erde verschwand. Paul Lacaze …
    „Eines ist sicher“, sagte Espérandieu. „Der, der das geschrieben hat, ist total übergeschnappt.“
    „Wenn du dir eine Schriftprobe von Paul Lacaze beschaffen wolltest, ohne dass er etwas davon mitbekommt, wo würdest du dann suchen?“, sagte Servaz und dachte an die Warnung, die der Staatsanwalt von Auch am selben Morgen ausgesprochen hatte.
    „Keine Ahnung. Im Rathaus? In der Nationalversammlung?“
    „Fällt dir nichts Unauffälligeres ein?“
    „Warte mal“, sagte sein Mitarbeiter. „Wie hätte es Paul Lacaze anstellen sollen, dieses Heft im Gymnasium zu hinterlegen? Jeder in Marsac kennt ihn. Er wäre mit Sicherheit kein solches Risiko eingegangen, wenn er sie hätte umbringen wollen …“
    Ein Punkt für ihn.
    „Wer sonst?“
    „Jemand, der sich in der Schule frei und ohne aufzufallen bewegen kann. Ein Schüler, ein Lehrer, jemand vom Personal … Viele Leute.“
    Servaz dachte einmal mehr an den seltsamen Haufen von Zigarettenstummeln im Wald. Er führte Parkschein und Kreditkarte in den Kassenautomaten der Tiefgarage ein und tippte seinen Code.
    „Auch das schließt Hirtmann als Verdächtigen aus“, sagte Espérandieu.
    Servaz stieß die Glastür zur Tiefgarage auf und ging in dem großen hallenden Raum zwischen den Wagenreihen hindurch.
    Er sah auf die Ziffern und Buchstaben auf den Säulen. B1. Er hatte seinen Wagen in B6 abgestellt.
    „Wie das?“
    „Ganz ehrlich, wie soll dein Schweizer an all die Informationen über Marsac, Hugo und die Schule gelangt sein?“
    „Und die Buchstaben? Die E-Mail? Die CD? Wie erklärst du das?“
    Schweigen im Telefon.
    „Vielleicht versucht dich jemand zu destabilisieren, Martin …“
    „Aber die CD von Mahler lag doch schon in der Stereoanlage, lange bevor uns die Ermittlungen übertragen wurden!“
    Treffer. Diesmal kam keine

Weitere Kostenlose Bücher