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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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Kinder mit sich führen dürfen?«
    Niklas schüttelte den Kopf.
    »Die Sache ist so … «, meldete sich Oliver zu Wort, aber Lotte unterbrach ihn.
    »Unsere Mama ist tot, und unser Papa will nichts von uns wissen. Mein Bruder und ich, wir wohnen jetzt bei Niklas und Oli.«
    Niklas war für einen Moment sprachlos, dann legte er der Kleinen den Arm um die Schulter und zog sie an sich.
    »Besser hätte ich es auch nicht sagen können.«
    Der Flughafenmitarbeiter wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen an Lotte. »Und welcher von beiden ist dein Onkel?«
    »Na, der hier!«, sagte sie in einem Tonfall, als wollte sie noch hinterherschieben, man möge sie nun endlich passieren lassen, sonst flöge die Maschine ohne sie. Stattdessen nahm sie das Ledertäschchen mit einem Foto ihrer Mutter, das sie immer um den Hals trug, und zeigte es dem Beamten. Niklas hatte es im vergangenen Sommer in einem Café in Kaiserswerth aufgenommen. Inken trug eine Sonnenbrille mit gelben runden Gläsern, die ein wenig von den Sommersprossen auf ihrer Nase ablenkten. Ihr Lächeln wirkte unbeschwert – ein Bild mit Seltenheitswert.
    »Das ist meine Mama. Sie hatte eine schlimme Krankheit.«
    »Trets«, erläuterte Hannes, und Niklas schwor sich, sofort nach dem Urlaub eine neue Logopädin zu engagieren.
    Der Mann betrachtete das Foto und schob dabei die Unterlippe vor, sodass sich sein Schnörres seltsam aufstellte. Schließlich nickte er und überreichte Lotte ihr Ledertäschchen.
    »Hübsche Frau, deine Mama.«
    »Ich weiß«, sagte Lotte.
    Der Kontrolleur hielt sich vor Lachen den kugeligen Bauch und wünschte ihnen einen schönen Urlaub.

    Am Gate mussten sie noch einige Minuten auf das Boarding warten, doch Niklas fühlte sich sicherer; nun stand ihrem Urlaub hoffentlich nichts mehr im Weg. Trotzdem erschrak er zu Beginn jeder Durchsage, die sich an einzelne Passagiere wandte. Da sein Name nie unter den Gesuchten war, lehnte er sich jedes Mal beruhigt zurück und widmete sich wieder seiner Zeitung. Doch dann stellte Lotte eine Frage, die ihn weit mehr aus der Fassung brachte.
    »Magst du eigentlich gar keine Frauen, Niklas?«
    »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
    »Na ja, die anderen Kinder in der Schule haben Mamas und Papas, oder nur Mamas. Und der Philipp hat nur seinen Papa, weil seine Mama jetzt einen anderen Freund hat, sagt Philipp.«
    »Siehst du, das Leben ist ganz schön bunt. Alles ist möglich.« Niklas war froh, dass Lotte sich ihre Frage gewissermaßen selbst beantwortet hatte. Doch die Kleine wollte das Thema so schnell nicht abschließen.
    »Oma hat gesagt, du hast bloß noch nicht die richtige Frau gefunden.«
    Fassungslos ließ Niklas seine Zeitung sinken. Wie konnte seine Mutter ihm derart in den Rücken fallen? Er sah hilfesuchend zu Oliver, doch der versuchte gerade, Hannes ein Spiel auf seinem Handy zu erklären.
    »Weiß du, ich mag Frauen sehr gerne, aber es gibt Sachen, die mache ich lieber mit Männern. So, wie du vielleicht lieber mit Oliver Hausaufgaben machst und lieber mit mir … einkaufen gehst.«
    »Das habe ich gehört.« Oliver hörte wie immer nur das, was er hören wollte.
    »Oli ist nicht so streng wie du«, sagte Lotte.
    Niklas hätte ihr gerne erklärt, dass ihn das nicht unbedingt für die Hausaufgabenbetreuung qualifizierte, aber neben seinem Freund hörte nun auch die Frau gegenüber aufmerksam zu und griente über ihrem Ildikó-von-Kürthy-Roman.
    »Was für Sachen machst du denn lieber mit Männern?«, erkundigte sich Lotte weiter.
    »Zusammenwohnen zum Beispiel.«
    »Aber mit mir wohnst du auch zusammen!«
    »Stimmt«, sagte Niklas nachdenklich, während sich sein Freund in die Faust biss, um nicht laut loszuprusten. »Doofes Beispiel.«
    »Also?« Lotte ließ nicht locker.
    Niklas beugte sich hinab und flüsterte ihr ins Ohr. »Küssen. Ich küsse Männer lieber.«
    »Mich küsst du auch manchmal«, sagte Lotte. »Und Hannes auch.«
    »Stimmt, aber euch küsse ich anders.«
    »Wieso?«
    »Das sind … Onkel-Küsse, die sind kürzer.« Niklas senkte die Stimme und flüsterte hinter vorgehaltener Hand. »Und weniger nass.«
    »Ich mag keine nassen Küsse«, krakeelte Lotte angeekelt in die Runde, sodass nun alle Mitreisenden Bescheid wussten.
    »Siehst du, die kriegt deshalb immer der Oli«, sagte Niklas.
    »Ärgert der sich dann nicht?«
    Niklas war froh, dass sie nun endlich zum Boarding gerufen wurden, und trommelte geschäftig seine Familie zusammen.
    Im Flugzeug saßen sie am Gang

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