King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
das war nicht möglich.«
»Ich meine, Timos Karre zu zerlegen«, sagte sie.
Das also war der Name des Indianers. Wade merkte ihn sich.
»Es ist kein Gesetz, das irgendwo niedergeschrieben steht, aber es ist ein Gesetz, das jeder versteht.«
»Auge um Auge«, sagte sie.
»Timo kann ja eine Beschwerde einreichen, wenn er will«, meinte Wade. »Er wird wahrscheinlich Erfolg haben und ich bin meine Marke los.«
»Timo erledigt solche Dinge anders«, erklärte sie. »Er hat Leute schon aus nichtigerem Anlass zum Krüppel gemacht. Ich bin überrascht, dass Sie immer noch hier sitzen, anstatt längst auf dem Weg dorthin zu sein, wo Sie hergekommen sind.«
»Ich hatte noch nicht aufgegessen«, erklärte Wade. »Diese Pfannkuchen sind einfach zu gut, als dass man sie einfach stehen lassen kann.«
»Haben Sie gar keine Angst, dass er zurückkommt?«
»Ich bin sicher, das wird er«, sagte Wade, zog seine Serviette aus dem Kragen und erhob sich. »Ich komme auch zurück, gleich morgen früh. Aber jetzt habe ich noch eine Menge zu tun. Zum Beispiel muss ich mein Auto in die Werkstatt bringen.«
»Sie wären ein Idiot, wenn Sie zurückkommen würden.«
»Ich arbeite hier«, erwiderte er.
»Arbeiten Sie woanders. Hier wollen Sie nicht wirklich sein.«
»Sie sind doch auch zurückgekommen«, meinte er.
»Das ist etwas anderes.« Sie warf einen Blick hinüber zu ihrem Vater, der auf einen an der Wand befestigten Fernseher starrte, in dem gerade eine der täglichen Gerichtssendungen lief. Dann wandte sie sich wieder Wade zu. »Sie werden hier sterben.«
»Ob nun hier oder woanders, ist doch völlig egal.«
Wade ließ ein paar Dollar Trinkgeld auf der Theke zurück und ging hinaus. Dort blieb er einen Moment stehen, um seinen Blick über die Straße schweifen zu lassen. Niemand erwartete ihn.
ACHT
Wade fegte die Glassplitter vom Fahrersitz und fuhr den Mustang zu einer Werkstatt, die er in der Nähe seines Hotels gesehen hatte. Ohne Windschutzscheibe und Seitenfenster strömte die kühle Nachtluft durch den Wagen. Wade hatte die Heizung voll aufgedreht und die Düsen direkt auf sich gerichtet, aber viel half es nicht.
Auf dem Handy rief er seine Versicherung an und klärte die notwendigen Dinge. Den Werkstattbesitzer wies er an, die Plastikverzierungen aus
Bullitt
nicht zu ersetzen. Er bat sogar darum, alles, was im Innern des Wagens noch an den Film erinnerte, ebenfalls zu entfernen. Der Mechaniker hielt ihn zwar für verrückt, erklärte sich aber für ein paar Dollar, die Wade auf seine Selbstbeteiligung drauflegen wollte, dazu bereit, weil er ohnehin einige Teile bestellen musste, um die unbeschädigten zu ersetzen, die er ausbauen sollte. Wade war das nur recht.
Er mietete einen Ford Explorer, den man ihm direkt zu der Werkstatt brachte, und achtete darauf, sämtliche Versicherungen abzuschließen, die angeboten wurden, obwohl ihn das fast genauso viel kostete, als hätte er noch ein zweites Auto gemietet. Aber nach dem, was mit seinem Mustang passiert war und wenn er in Betracht zog, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass Timo Vergeltung üben würde, hielt Wade die Versicherungen für eine äußerst kluge Investition. Dann baute er noch die Waffenbox aus dem Mustang aus, befestigte sie hinten im Explorer und fuhr davon.
Als Erstes hielt er bei einem Heimwerkermarkt und kaufte Holz und ein paar weitere Dinge, die er brauchen würde, um die Wachezu reparieren und zu streichen, den Holzboden in seiner Wohnung zu beizen und die Streifenwagen zu reinigen und zu desinfizieren.
Nachdem das erledigt war, holte er sich einen Hamburger und aß ihn auf der Fahrt zurück zu seinem Hotel, um dort, wie er wusste, für eine ganze Weile die letzte Nacht zu verbringen, in der er einigermaßen Schlaf bekommen würde.
Um 6 Uhr am nächsten Morgen hatte Wade aus dem Hotel ausgecheckt und aß bei Denny’s bereits sein Grand-Slam-Frühstück. Er trug ein Sweatshirt und Jeans, weil er sich die Uniform nicht schmutzig machen wollte, wenn er seine Sachen aus dem Lager holte.
Allerdings gab es nicht viel zu transportieren. Er hatte Alison das Haus überlassen und fast alles, was sich darin befand, denn er wollte die Situation für sie oder seine Tochter nicht unnötig erschweren.
Und genau das hatte ihn auch seine Familie gekostet – dass er ihr Unannehmlichkeiten hatte ersparen wollen.
Nach den Ereignissen in Roger Maldens Küche und nachdem das FBI und die Dienstaufsicht ihn stundenlang vernommen hatten, war er in
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