King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
sein Haus in New King City zurückgekehrt, wo Alison auf ihn gewartet hatte. Sie saß am Küchentisch und sah sich im Fernsehen die Berichte über die Festnahmen an. Brooke war in der Schule.
Wade stellte den Fernseher aus, setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und wappnete sich für eine weitere Auseinandersetzung. Aber dieses Mal gab es keine Waffen, keine verängstigten Kinder. Nur Alison und ihn.
Irgendwie hatte er sich vor ein paar Stunden in Maldens Küche besser gefühlt als jetzt in seiner eigenen.
Alison fragte ihn, seit wann er gewusst habe, dass Roger und die anderen Polizisten korrupt seien. Er sagte ihr, dass er es fast von Anfang an vermutet habe, sich aber nicht sicher gewesen sei, bis erzweiMonate dort gearbeitet hatte. Da hatte er beschlossen, sich ans Justizministerium zu wenden und Beweise zu sammeln.
Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Du hättest mit mir reden sollen, bevor du zum Justizministerium gegangen bist.«
»Was hätte sich dadurch geändert?«
»Wir hätten über die Alternativen sprechen können.«
Er schüttelte den Kopf. »Es gab keine Alternativen.«
»Das war nicht deine Entscheidung allein«, entgegnete sie und ihre Stimme wurde immer lauter, bis sie fast schrie: »Wir sind eine Familie.«
»Und die habe ich versucht zu beschützen. Es ging dabei schließlich nicht um uns. Es ging um korrupte Cops, die ein paar miese Dinge getan haben«, erwiderte Wade. »Wenn ich dir alles erzählt hätte, wärst du mit hineingezogen worden. Das wollte ich nicht.«
»Genau das ist es, was du nicht verstehst«, sagte sie und bemühte sich sichtlich, ruhig zu sprechen und ihren Ärger im Zaum zu halten. »Ich stecke doch sowieso mitten drin. Genau wie Brooke. Was du tust, hat Konsequenzen, und wir alle müssen mit ihnen leben.«
»Wenn ich dir gesagt hätte, was los ist, hättest du jeden Tag damit leben müssen. Jedes Mal, wenn wir Roger, Phil, Artie und ihre Familien getroffen hätten, wärst du gezwungen gewesen, so zu tun, als wüsstest du nicht, was ich weiß. Sie hätten es alle sofort gespürt.«
»Du meinst also, ich kann nicht so gut lügen wie du.«
»Ich wollte dich beschützen.«
»Du hast uns angelogen«, sagte sie. »Jeden einzelnen Tag in den vergangenen zwei Jahren.«
»Das ist doch jetzt egal.« Er wollte ihre Hand berühren, doch sie entzog sich ihm. »Es ist vorbei.«
»Nein, Tom, es fängt gerade erst an. Es wird einen langen Prozess geben, ständige Berichterstattung in den Medien und jede Menge unschöne Dinge.«
»Welche Wahl hätte ich denn gehabt?«
»Du hättest dich für uns entscheiden können«, sagte sie.
Seit jenem Abend schlief Wade im Gästezimmer. Die beiden sprachen fast nur noch miteinander, wenn Brooke in der Nähe war, doch dann spielten sie lediglich Theater für den Seelenfrieden ihrer Tochter. Brooke merkte es trotzdem und zog sich von ihnen beiden zurück, genau wie Alison sich von ihm.
Eines Abends, es war schon spät, der Prozess war beendet und die Aufmerksamkeit der Medien ließ nach, saß Wade am Küchentisch und aß ein paar aufgewärmte Reste. Alison kam herein und legte ihm einen ausgefüllten Scheidungsantrag vor die Nase.
Er warf einen Blick auf die erste Seite, dann sah er zu ihr auf. »Sollten wir nicht darüber reden?«
»Dann weißt du ja jetzt, wie ich mich gefühlt habe«, entgegnete sie.
»Geht es darum, Ally? Um Rache?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nur um die Konsequenz, Tom. Du hast deine Wahl ohne uns getroffen. Du hast getan, was du für richtig gehalten hast. Jetzt tue ich das Gleiche.«
Am nächsten Tag war er ausgezogen. Außer ein paar Kleidungsstücken, ein paar Kisten mit Büchern und CDs, einem Fernseher und einer Stereoanlage, seinem Sessel, ein paar Fotoalben, einem Laptop, einem Minikühlschrank und den Möbeln aus dem Gästezimmer hatte er nichts mitgenommen.
Er brachte alles in das Lager und mietete sich in dem Hotel auf der anderen Straßenseite ein, was eigentlich auch nichts anderes als ein Lager war, in dem er sich selbst ins Regal stellte und darauf wartete, dass sein Leben wieder begann.
Und das war nun endlich geschehen.
Fürs Erste hatte Wade alle Möbel, die er für die kleine Wohnung brauchte. Trotzdem musste er sich noch Geschirr, Besteck, Töpfe, einen Küchentisch und eine Couch kaufen, aber das hatte Zeit. Pappteller, Plastikbesteck und Fast Food würden vorläufig vollkommen ausreichen.
Er engagierte ein paar Tagelöhner, die mit ihrem eigenen Transporter vor dem Lager
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