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King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

Titel: King City: Stadt des Verbrechens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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ein. »Wie willst du dich schützen?«
    »Meistens kommt es nicht darauf an, ob man eine Waffe in der Hand hat oder nicht«, erklärte sein Vater. »Wichtig ist nur, wofür du stehst und wie entschlossen du dich dafür einsetzt.«
    Es war nicht das erste Mal, dass Wade seinen Dad hatte sagen hören: Es kommt darauf an, wofür du stehst. Sein Vater erklärte damit jede seiner Entscheidungen zu jedem Thema, ob es nun darum ging, wen er wählte, wie viel er für ein Hemd bezahlte und welchen Köder er auf seinen Haken spießte. Doch in diesem Moment klangen die Worte für Wade nicht nur hohl, sondern idiotisch.
    Glenn stieg aus dem Wagen und ging in die Gaststätte.
    Wade blickte auf das Handschuhfach und dachte an seinen Dad in der Bar, in der er allein einem Haufen von besoffenen, streitlustigen Arbeitern aus dem Sägewerk gegenüberstand.
    Er griff sich die Waffe, sprang aus dem Auto und schlich zum Fenster, wo er seinen Kopf gerade so weit hob, dass er über das Fensterbrett in den Raum spähen konnte, um mitzubekommen, was dort vor sich ging.
    Drinnen sah es aus, als sei ein Tornado durch die Gaststätte gefegt, der Tische umgeworfen und Geschirr zerschlagen hatte. Drei große Männer, die genauso breit waren wie die Pick-ups, die sie fuhren, standen stolz und schwitzend vor Anstrengung mitten in dem Chaos und grinsten betrunken. Ein weiterer Mann saß auf einem Barhocker mit dem Rücken zum Tresen und schien bei der Show Regie zu führen.
    In der hintersten Ecke des Raums kauerte eine Kellnerin und presste sich einen Lappen gegen ihre blutende Nase. Eines ihrer Augen schwoll bereits zu. Ein fetter Koch hatte sich schützend vor sie gestellt und hielt eine fettige Bratpfanne wie einen schützenden Schild vor sich.
    Als Glenn die Gaststätte betrat, fuhr der Mann auf seinem Hocker zu ihm herum. Daran, wie sich die anderen sofort hinter ihm versammelten, wurde deutlich, dass der Kerl der Anführer der Gruppe war oder zumindest ihr Sprecher.
    Glenn ging zum Tresen und sagte: »Möchtest du mir erzählen, was passiert ist, mein Sohn?«
    »Wir haben nur ein bisschen Spaß, das ist alles«, erwiderte der Mann. »Ist das verboten?«
    Glenn deutete auf die Kellnerin. »Wieso ist Phyllis verletzt?«
    »Das war sie selbst«, entgegnete der Mann.
    »Clete hat mich geschlagen!«, sagte Phyllis. »Zweimal!«
    »Ich habe ihr nur gezeigt, wer hier das Sagen hat«, meinte Clete. »Es gehört sich nicht, einem Mann eine runterzuhauen.«
    »Du hast mir an den Hintern gefasst«, erwiderte sie. »Niemand tut das, ohne dass ich ihn nicht dazu einlade.«
    »Dein Hintern selbst ist die Einladung«, meinte Clete. »Da kannst du jeden fragen. Stimmt es nicht, Deputy?«
    Glenn packte Cletes Kopf und rammte das Gesicht des Mannes in den Tresen.
    Wade konnte hören, wie Cletes Nase brach. Es klang, als würde man auf einen trockenen Zweig treten, aber vielleicht entsprang das auch nur seiner lebhaften Fantasie. Für ihn war es jedenfalls ein völlig überraschender Anblick. Noch nie hatte er gesehen, wie seinVater irgendjemandem etwas tat. Doch noch verblüffender war für Wade, wie schnell und mit welcher Selbstverständlichkeit sein Vater reagiert hatte.
    Als habe er es auch schon früher getan.
    Als sei es für ihn ganz normal.
    Ein Schauer überlief Wade, aber das lag nicht nur an der Kälte.
    Sein Vater riss Cletes Kopf wieder hoch und betrachtete ihn, während Blut, Rotz und Speichel zu Boden tropften. Clete röchelte und stöhnte.
    »Ich würde sagen, jetzt sind du und Phyllis quitt.« Glenn ließ Clete los, trat einen Schritt zurück und betrachtete die drei anderen. »Aber was wird aus dem ganzen Schaden hier?«
    Einer der drei Männer trat vor. Er war zweimal so breit wie seine beiden Freunde. Er besaß Arme wie Baumstämme, und seine Brust schien aus Granit gemeißelt. Zumindest wirkte er so auf Wade.
    »Ich würde sagen, es kommt eher noch eine ganze Menge Schaden dazu.« Der riesige Mann packte eine Bierflasche und zerschlug sie an einer Tischkante. Dann näherte er sich mit dem gezackten Flaschenhals in der Hand Glenn. »Dafür, was du Clete angetan hast, machen wir dich jetzt richtig fertig.«
    Die anderen griffen sich ebenfalls Flaschen und zerschlugen sie. Dann folgten sie ihrem Kumpan, der auf Wades Vater losging. Wades Herz schlug so laut, dass er kaum noch etwas anderes hören konnte. Fest packte er die Waffe seines Vaters. Er würde nicht einfach dastehen und zusehen, wie sein Vater totgeschlagen wurde. Seine Blase

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