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King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

Titel: King City: Stadt des Verbrechens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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sie zur Tür hereinkam, war ihr deutlich anzusehen, wie sauer sie war. Und sobald sie in der Wache stand, glitt ihr schneidender Blick von Wade zu Billy und dann zu den Postern an der Wand.
    Charlotte stemmte die Fäuste in die Hüften und sah die beiden Männer so empört an, als seien es Kinder.
    »Das ist sexuelle Belästigung, und wenn Sie glauben, ich nehme das hin, nur weil ich Anfängerin bin, täuschen Sie sich«, erklärte Charlotte. »Es ist schon schlimm genug, dass man mich überhaupt hierher versetzt hat.«
    »Die Plakate hat der vorige Mieter hinterlassen und ich bin noch nicht dazu gekommen, sie zu entfernen«, sagte Wade. »Es war alles ein bisschen hektisch. Ich entschuldige mich, wenn Sie sich beleidigt fühlen.«
    Er ging zu einem der Poster und riss es von der Wand. Doch wirklich leid tat ihm die Sache nicht. Die unterschiedliche Reaktion der beiden auf die Plakate sprach Bände.
    »Immer langsam«, rief Billy und nahm ihm schnell das zerrissene Poster aus der Hand. »Lassen Sie mich, Sarge. Das sind Kunstwerke.«
    Wade wandte sich wieder Charlotte zu. »Ich bin Sergeant Tom Wade. Das ist Officer Billy Hagen. Willkommen in …«
    »Darwin Gardens«, vollendete sie seinen Satz. »Ich weiß, wer Sie sind und auch warum Sie hier sind. Das erklärt aber noch lange nicht, was
ich
hier soll.«
    »Sie waren eine der Besten Ihrer Klasse an der Polizeiakademie«, sagte Wade.
    »Und ich bin afroamerikanischer Abstammung.«
    »Ist mir aufgefallen«, erwiderte Wade.
    »Ich denke, das ist der Grund«, sagte sie.
    »Da stimme ich Ihnen zu«, meinte er.
    »Tatsächlich?«
    »Und für Ihre vorbildlichen Leistungen belohnt man Sie nun, indem man Sie in die schlimmste Gegend von King City schickt.«
    »Genau.« Langsam öffnete sie sich ein wenig. »Wegen meines Geschlechts und meiner Hautfarbe werde ich einfach kaltgestellt.«
    »Was hatten Sie denn erwartet, wo man Sie einsetzen würde?«, erkundigte sich Wade.
    »Meston Heights«, erwiderte Charlotte.
    »Aber in Meston Heights gibt es praktisch keine Kriminalität. Es ist das reichste und sauberste Viertel der ganzen Stadt.«
    »Dort will jeder Cop hin«, sagte sie und musterte ihn aus schmalen Augen. Sie merkte inzwischen, dass er mit ihr spielte.
    »Das Revier dort ist von allen am besten ausgerüstet.«
    »Und es gibt viermal so viele private Sicherheitsleute wie Polizisten. Sie hätten absolut nichts zu tun. Haben Sie dafür wirklich so hart trainiert?«
    »Okay, gut«, sagte sie. »Was ist mit der Central Division?«
    »Wenn ein Streifenpolizist gern im Hauptquartier arbeiten möchte, dann kann das nur den Grund haben, dass er sich davon einen Vorteil bei seinen Vorgesetzten verspricht. Doch das ist zwecklos. Die betrachten Streifenpolizisten lediglich als Fußvolk. Wenn man es gut trifft, darf man den Chief durch die Gegend kutschieren. Ist das der Job, den Sie wirklich machen wollen? Hätten Sie dann ein besseres Gefühl, was Ihr Geschlecht und Ihre Hautfarbe angeht?«
    »Sie machen sich über mich lustig«, sagte sie.
    »Ich sage Ihnen nur, dass Sie genau hier am meisten bewirken können und am nötigsten gebraucht werden und wo Sie sowohl ihren Abschluss in Soziologie als auch ihre Ausbildung als Polizistin einsetzen können.«
    »Wir wissen doch beide, dass das nicht der Grund ist, warum ich hierher geschickt worden bin«, sagte sie. »Oder warum Sie hier sind.«
    Wade zuckte die Achseln. »Ist das Warum wirklich wichtig? In Meston Heights werden Sie kaum etwas bewegen können. Auch nicht dadurch, dass Sie den Chief zu irgendwelchen Essen des Rotary Clubs fahren. Hier dagegen vielleicht schon.«
    »Versuchen Sie sich das auch selbst einzureden?«
    »Ich habe mal als Streifenpolizist in Crown Park angefangen. Es gab dort viele Raubüberfälle, deswegen gab uns das Hauptquartier die Möglichkeit, nach unseren regulären Schichten noch vier Überstunden zu machen, um die Polizeipräsenz auf den Straßen zu erhöhen. Wir brauchten nur in unseren Streifenwagen durch die Gegend zu fahren, als deutlich sichtbare Abschreckung.«
    »Ich habe keine Ahnung, was das alles mit mir zu tun haben soll«, meinte Charlotte.
    »Ich hatte damals eine bessere Idee«, fuhr Wade fort. »Mein Partner und ich ließen unsere Wagen stehen und gingen zu Fuß. Wir trugen Baseballmützen und lange Kapuzenpullover über unseren Uniformhemden und Waffen. Wir sind mit der Umgebung geradezuverschmolzen, als seien wir unsichtbar. Und die Verbrechen ereigneten sich direkt vor unseren

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