King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
hier abfeuern …«, Billy klopfte sich wieder auf die Brust, »… und ich steh sofort wieder auf und blase ihnen den Schädel weg.«
»Genau da liegt das andere Problem der Weste«, sagte Wade. »Sie verleiht einem ein Gefühl der Unbesiegbarkeit, die man aber nicht besitzt. Sie verführt einen zu Dummheiten.«
»Sie bezeichnen mich also als dumm?«, fragte Billy leicht überheblich. »Bei allem gebotenen Respekt, Sir, ich bin hier nicht derjenige, der glaubt, dass eine Polizeimarke einem den notwendigen Schutz bietet.«
Wade zog seine Waffe und schoss Billy in die Brust.
Billy riss es von den Füßen und er krachte zu Boden, wo er mit weit aufgerissenen Augen liegen blieb und nach Atem rang, da ihm der Aufprall der Kugel sämtliche Luft aus den Lungen gepresst hatte.
Charlotte lief zu Billy. Wade steckte seine Waffe wieder weg und sah, dass jemand in der Eingangstür stand.
»Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte er sich.
Der Mann trug einen burgunderfarbenen seidenen Trainingsanzug mit grauen Nähten und schien in seinen Vierzigern zu sein. Er war klein, sonnenbankgebräunt und auch sein Haar war von einem unnatürlichen Braun. Aber sein auffälligstes Merkmal war die zerschlagene Nase, die schon so oft gebrochen gewesen sein musste, dass sie nur noch wie ein Klumpen Ton aussah. Um den Hals trug er eine Goldkette, am Handgelenk eine Rolex und mehrere mit dicken Diamanten besetzte Goldringe an den Fingern.
»Ich bin Duke Fallon.« Der Mann klang, als seien seine Nebenhöhlen mit Beton ausgegossen. »Und ich würde Sie gern zu einem Kaffee einladen.«
Wade wusste, wer Fallon war. Nach einem blutigen Putsch vor einigen Jahren war er zum Paten von Darwin Gardens aufgestiegenund nutzte es seitdem als Basis, um seine Geschäfte auch in andere Gegenden der Stadt auszudehnen. Die MCU hatte ihm einen Anteil seiner zusätzlichen Gewinne abgenommen.
Als Fallons Name fiel, wurde Charlotte für einen Moment von Billy abgelenkt, dem sie das Shirt geöffnet hatte, unter dem mitten im Gewebe der Kevlarweste eine Kugel steckte. Nirgendwo war Blut zu sehen, und Billy bekam langsam wieder etwas Luft.
Wade sah an Fallon vorbei hinaus auf die Straße, wo vor der Pancake Galaxy ein S-Klasse-Mercedes parkte. Timo und zwei der Kerle, mit denen er sich gestern angelegt hatte, sahen mit finsteren Mienen herüber. Ein paar Leute standen auf dem Bürgersteig. Fallon oder der Schuss oder vielleicht auch beides hatte sie aus ihren Löchern gelockt.
»Sehr gern«, erwiderte Wade und sah hinüber zu Charlotte, die ihn wütend anstarrte. »Nur einen Moment.«
»Sicher«, erwiderte Fallon und ging hinaus.
»Die Streifenwagen draußen müssen gereinigt und desinfiziert werden«, sagte Wade zu Charlotte. »Ich bin gegenüber auf der anderen Straßenseite und trinke einen Kaffee.«
»Mit einem Mann, der für zahllose Morde in dieser Stadt verantwortlich ist und für einen Großteil des Drogenhandels.«
»Ich sehe ihn mir lieber über eine Tasse Kaffee hinweg an als über die Mündung einer Waffe.« Er wandte sich an Billy. »Kommen Sie und holen Sie mich, wenn Sie bereit sind zurückzuschießen.«
Wade ging nach draußen und gesellte sich zu Fallon. Beide betrachteten einen Moment die Zuschauer.
»Die scheinen überrascht zu sein, mich zu sehen«, meinte Wade.
»Das können Sie ihnen nicht verübeln. Sie haben mich ins Haus gehen sehen und einen Schuss gehört«, erwiderte Fallon. »Sie haben wahrscheinlich geglaubt, ich hätte Sie getötet.«
»Warum sollten sie das glauben?«
»Man sagt mir nach, dass ich etwas aufbrausend sein kann.« Er deutete auf die Wache. »Sie offensichtlich auch.«
Wade warf einen Blick zurück und sah, wie Charlotte Billy auf die Füße half. »Das hatte nichts mit Wut zu tun. Es war nur eine kleine Demonstration.«
Fallon lächelte. »Das gefällt mir. Eine kleine Demonstration. Ein guter Satz. Ich werde ihn mir vielleicht mal ausleihen.«
Die beiden Männer gingen quer über die leere Kreuzung zum Restaurant. Sie ließen sich Zeit, während alle sie beobachteten.
»Ich habe Sie im Fernsehen gesehen, als Sie Ihre Aussage gemacht haben«, sagte Fallon. »Es war wie im Verfahren gegen O. J. Simpson, diesmal nur gegen Cops.«
»Wenn ich mich nicht irre«, meinte Wade, »ist auch Ihr Name während des Prozesses ein paar Mal gefallen.«
Fallon winkte ab. »Alles böse Gerüchte und Verleumdungen. Aber das ist mir egal. Ich bin einfach nur froh, dass der Gerechtigkeit Genüge getan worden
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