King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
Menschen an der Außenmauer und warteten darauf, eingelassen zu werden. Mission Possible stand in großen Buchstaben auf der fensterlosen Front aus weißen Betonschalsteinen. Wade fragte sich, was das Gebäude beherbergt hatte, bevor eine Mission daraus geworden war.
Ein Mann in Jeans und einem kurzärmeligen schwarzen Hemd mit Priesterkragen ging die Schlange entlang und verteilte Wasserflaschen aus einer Umhängetasche. Er schien Wade Ende zwanzig zu sein. Sein Bart war nur ein Schatten, der wirkte, als sei er mit einem schwarzen Filzstift aufgetragen worden, um das Kinn zu betonen.
Wade fuhr rechts ran, stieg aus und ging dem Priester entgegen.
Der Mann sah an Wade vorbei zu Terrill Curtis auf dem Rücksitz. »Ist es nicht ein bisschen früh, um Leute bei uns abzuliefern?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Wade. »Ist es das?«
»Zumindest waren Sie so freundlich anzuhalten, bevor Sie ihn rausgestoßen haben.«
»Er soll aber gar nicht zu Ihnen. Er ist auf dem Weg ins Gefängnis. Ich habe nur angehalten, um mich vorzustellen und Sie wissen zu lassen, dass wir da sind, falls Sie uns mal brauchen sollten. Ich bin Sergeant Tom Wade und das ist Officer Billy Hagen.«
Billy nickte dem Priester vom Beifahrersitz aus zu. »Sie finden uns in der neuen Wache gegenüber der Pancake Galaxy.«
»Entschuldigen Sie bitte, Sergeant«, sagte der Mann und streckte ihm seine Hand entgegen. »Ich bin Ted Fryer, aber alle nennen mich Bruder Ted.«
Wade schüttelte ihm die Hand.
»Allerdings bin ich nicht wirklich Mönch oder ein geweihter Priester«, fügte Bruder Ted hinzu.
»Warum tragen Sie dann den typischen Kragen?«, erkundigte sich Billy durch das offene Wagenfenster.
»Um meinen Glauben zu zeigen. Ich war mal einer von ihnen«, erklärte Bruder Ted und zeigte auf die Schlange hinter ihm. »Bevor ich vor zwei Jahren errettet wurde.«
»Von Jesus«, meinte Billy.
»Von einem GMC Yukon Geländewagen«, erwiderte Bruder Ted. »Ich war high, bin auf die Straße gewankt und überfahren worden. Ich habe mir jeden Knochen im Leib gebrochen. Und wenn man im Streckverband liegt, ist es ziemlich schwierig, an Crack zu kommen.«
»Wetten, dass ich es schaffen würde?«, meldete sich Terrill vom Rücksitz.
»Außerdem war ich für den gelangweilten Krankenhausgeistlichen ein gefundenes Fressen. Er hat mir jeden Tag stundenlang aus der Bibel vorgelesen. So habe ich zu Gott gefunden.«
»Mich hätte das erst recht drogenabhängig gemacht«, sagte Billy.
Ted warf einen Blick zu der Schlange. »Ich habe versucht, auch ihnen den Weg zu zeigen, aber einige können einfach nicht errettet werden. Doch ich weiß, er liebt sie trotzdem.«
Wade machte eine Kopfbewegung in Richtung Terrill. »Lebt der Kerl auf dem Rücksitz hier? Haben Sie darum geglaubt, dass wir ihn zurückbringen?«
Bruder Ted musterte Terrill. »Ich habe ihn hier schon gesehen. Er ist ein paar Mal hereingekommen, um etwas Warmes zu essen, aber er lebt nicht hier. Ich habe nur den Streifenwagen mit einem Drogenabhängigen auf dem Rücksitz gesehen und den falschen Schluss daraus gezogen. Ich entschuldige mich dafür.«
»Sie werden schon Ihre Gründe haben«, sagte Wade.
»Die Polizei sehe ich eigentlich nur nachts, wenn sie davonrast.«
»Davonrast?«, fragte Wade.
»Nachdem sie die Obdachlosen und Junkies aus anderen Vierteln wie Müll vor unserer Tür abgeladen haben«, erklärte Bruder Ted. »So bin auch ich hier gelandet.«
»Die Polizei hat sie hergebracht?«
»Nein, das Krankenhaus«, erwiderte Bruder Ted.
Wade atmete einmal tief durch. »Wie oft passiert das?«
»Jede Nacht«, sagte Bruder Ted. »Suchen Sie sich eine aus.«
»Das werde ich«, erklärte Wade.
Sie nahmen Terrill mit zur Wache. Wade füllte die notwendigen Formulare aus, während Billy den Mann fotografierte und seine Fingerabdrücke nahm. Außerdem erkundigte sich Billy bei dem Drogenabhängigen, ob er irgendjemanden anrufen wollte, doch der verneinte und wurde in eine der Verwahrzellen gesperrt.
»Und was jetzt?«, erkundigte sich Billy und setzte sich auf einen Stuhl neben Wades Schreibtisch.
»Wir verständigen die Zentrale und fordern einen Transport für Terrill an, der ihn ins Gefängnis bringt, wo er dann dem Haftrichter vorgeführt wird.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Wade. »Aber es wird interessant sein, das herauszufinden.«
»Ihr Interesse ist ja schnell zu wecken«, meinte Billy.
Wade funkte die Zentrale an. Dann verbrachte er die
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