King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
betrachtete erneut den Mann. »Wie heißen Sie?«
»Terrill Curtis«, sagte er und kratzte sich den Arm.
»Sie sind festgenommen, Mr Curtis, wegen Urinierens in der Öffentlichkeit und wegen Vandalismus.«
»Sie wollen mich wohl verarschen«, meinte Terrill.
»Stehen Sie auf, legen Sie die Hände auf den Kopf und beugen Sie sich über die Motorhaube des Streifenwagens«, sagte Wade.
Terrill gehorchte. Wade belehrte ihn über seine Rechte, während er ihn durchsuchte und dabei ein Springmesser, eine Crackpfeife und ein kleines quadratisches Päckchen aus Alufolie fand, das er auseinander faltete. Darin befand sich ein wenig Crack.
»Und außerdem bekommen Sie eine Anzeige wegen illegalen Besitzes von Betäubungsmitteln«, erklärte Wade.
Drohend funkelte Terrill die alte Frau an.
Wade legte Terrill Handschellen an, dann drehte er ihn zu sich herum.
»Mrs Copeland und ihr Garten stehen unter meinem persönlichen Schutz, Mr Curtis. Was auch immer ihr zustößt oder ihren Blumen, wird auch Ihnen zustoßen, ob Sie persönlich dafür verantwortlich sind oder nicht.«
»Und wenn jemand anders da reinpisst?«
»Pisse ich Sie an«, sagte Wade.
»Das ist nicht fair«, jammerte er.
»Irgendein Ziel brauche ich nun mal«, meinte Wade und führte Terrill hinüber zu Billy. »Setzen Sie ihn in den Wagen.«
Während Billy Terrill auf den Rücksitz verfrachtete, ging Wade zum Kofferraum, öffnete ihn, nahm ein Megafon heraus und brachte es Mrs Copeland.
»In den nächsten ein oder zwei Tagen werde ich wieder nach Ihnen sehen. Bis dahin, Mrs Copeland, möchte ich, dass Sie das hier benutzen.« Er gab ihr das Megafon. »Wenn Sie sehen, dass irgendjemand die Straße verdreckt, drücken Sie einfach auf denroten Knopf und schnauzen ihn an. Falls das nichts hilft, rufen Sie mich an. Tag und Nacht.«
Er schrieb seine Nummer auf ein Stück Papier und reichte es ihr.
»Ich kann gar nicht glauben, dass Sie das alles für mich tun«, sagte sie.
»Es ist mein Job, Mrs Copeland.«
»Dies war mal ein so schönes Viertel«, meinte sie. »Sie hätten es sehen sollen.«
»Das tue ich immer noch.« Wade deutete auf ihren Garten. »Gleich hier.«
ELF
»In der Karre stinkt es nach Pisse«, jammerte Terrill vom Rücksitz, während sie ihre Streifenfahrt fortsetzten.
»Dann musst du dich ja ganz wie zu Hause fühlen«, erwiderte Billy und wandte sich Wade zu. »Warum haben wir uns eigentlich die Mühe gemacht, ihn festzunehmen? Er ist ja nicht unbedingt ein Schwerverbrecher.«
»Für Mrs Copeland schon«, sagte Wade.
Und er war sich sicher, dass sie bereits all ihren Freunden von der Festnahme berichtete. Die Nachricht würde sich in Windeseile verbreiten, besonders, sobald sie anfing, das Megafon zu benutzen, um die Junkies und Nutten in der Seitenstraße zur Ordnung zu rufen.
Fallon und Timo würden außerordentlich irritiert sein, sobald sie davon erfuhren. Aber Wade hoffte, dass seine Maßnahme den Bewohnern des Viertels, die sich an das Gesetz hielten, ein wenig Sicherheit vermittelte.
»Was Terrill gesagt hat, stimmt«, meinte Billy.
»Und was soll das gewesen sein?«
»Niemand pinkelt einfach auf den Boden. Wir müssen immer auf einen Baum zielen oder einen Busch oder einen Stein.«
»Reiner Instinkt«, sagte Wade.
»Sie meinen, es geht darum, sein Revier zu markieren.«
»Ich denke, es geht um Zielübungen«, erwiderte Wade.
»Also benutzen wir unsere Schwänze wie Waffen«, stellte Billy fest.
»Schwänze waren eher da«, sagte Wade.
»Also benutzen wir unsere Waffen wie Schwänze.«
»Meistens«, sagte Wade.
In den weiteren Straßen, durch die sie fuhren, wechselten sich Einfamilienhäuser und rechteckige zweistöckige Wohnhäuser ab, die über einem offenen Unterstellplatz für Autos errichtet worden waren. In den Einkaufsstraßen waren die Schnapsläden genauso allgegenwärtig wie die Starbucks-Filialen in New King City. An jeder Ecke schien es einen zu geben und sie wurden nur noch von den Nagelstudios übertrumpft.
Wade fragte sich, ob die Frauen in dieser Gegend wirklich so begeistert davon waren, sich ihre Nägel zu schmücken, oder ob sie einfach nur gern in den Studios saßen, um von den Lösungsmitteln high zu werden.
Er fuhr weiter nach Osten, bis er den Freeway erreichte, ein mächtiges Autobahnkreuz aus Beton, das über dem Gewirr aus kleinen Lagerhäusern, Werkstätten und Läden aufragte und seinen immerwährenden Schatten auf sie warf.
Vor einem der Lagerhäuser lehnten eine ganze Reihe
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