King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
Wochenende?«
»An jedem Wochenende«, sagte Wade. »Ich komme Samstagvormittag und wir fahren ins Kino. Es muss nur eine frühe Vorstellung sein. Nachts muss ich arbeiten.«
Doch selbst über Tag ließ er Charlie und Billy nicht gern allein, nicht mal für ein paar Stunden. Er würde mit Brooke zu einem derMultiplexkinos in der Innenstadt fahren, damit er nicht zu weit von der Wache entfernt war, falls die beiden Neuen in Schwierigkeiten geraten sollten.
»Was möchtest du gern sehen?«, fragte Brooke.
»Alles, solange keine Zeichentricktiere darin vorkommen.«
»Ich bin dreizehn, Dad. Das habe ich lange hinter mir. Im Gegensatz zu Mom.«
Ally hatte so einiges noch nicht hinter sich, dachte Wade.
»Wir sehen uns Samstag«, sagte er. »Träum was Schönes.«
»Du auch, Dad.« Sie schickte einen Kuss durch den Hörer und legte auf.
Wade befestigte das Handy wieder an seinem Koppel und sah, dass Charlotte ihm einen verstohlenen Blick zuwarf. »Das war meine Tochter. Sie ist dreizehn.«
»Wie viele Kinder haben Sie?«
»Nur eins«, erwiderte er.
»Wie lange waren Sie verheiratet?«
»Vierzehn Jahre«, sagte er.
»Was ist passiert?«
»Ich bin zum Justizministerium gegangen und habe denen gesagt, dass jeder, mit dem ich bei der MCU zusammenarbeitete, korrupt ist.«
»Und Ihre Frau fand, Sie würden Ihre Kollegen verraten.«
»Sie hat erst davon erfahren, als alles vorbei war.«
Charlotte blickte ihn bestürzt an. »Sie haben es ihr nicht gesagt?«
»Zum damaligen Zeitpunkt schien es mir die richtige Entscheidung zu sein.«
Charlotte schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder aufs Fahren. Sie hielt sich südlich. Als sie an Duke Fallons Stripclub vorbeikamen, ging sie vom Gas. Der Laden hieß Headlights. Es war ein fensterloses Gebäude, geschmückt von einer riesigen Neonreklame in Form einer Frau, deren Brüste blinkten. Der Club war eines von Fallons legalen Geschäften in King City. Wade fragte sich, ob Fallon sich bei seiner Entscheidung von der Fernsehserie
Die Sopranos
hatte beeinflussen lassen oder ob es ihm einfach gefiel, halb nackte Frauen um sich zu haben. Vielleicht beides.
Sie fuhren weiter, bis sie die Sozialwohnungen erreichten, die die südlichste Grenze von Darwin Gardens bildeten, wo der Fluss einen weiten Bogen nach Osten machte. Wade war sich sicher, dass sie nicht zufällig dort waren. Charlotte war klug und hatte die vergangenen Stunden, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, wahrscheinlich damit verbracht, sich mit dem Viertel vertraut zu machen, anstatt sich auszuruhen.
Die drei jeweils zwanzigstöckigen Hochhäuser wirkten wie gewaltige Grabsteine des früheren geschäftlichen Zentrums von King City. Die Alphabet Towers, benannt nach den Gebäuden A, B und C, die den dreieckigen Komplex bildeten, waren in den späten 1970er-Jahren als hochwertige Apartmenthäuser für die gut verdienenden Angestellten errichtet worden, die gern in der Nähe ihrer Büros in den Fabriken im Süden wohnen wollten.
Aber im Laufe der vergangenen Jahre hatten mit dem Niedergang der Fabriken auch die Hochhäuser ihren Glanz verloren und wimmelten inzwischen von verarmten Familien.
Es waren Hochhausslums, mit Ausnahme der Penthäuser, die Duke Fallon gehörten. Er hatte das Penthouse von Turm B, in dem er wohnte, noch weit über den früheren hohen Standard hinaus ausbauen lassen, mit Außenpool, Golfübungsplatz und einer unverbaubaren Rundumsicht über die gesamte Stadt.
Fallons Penthouses in den anderen Türmen beherbergten wahrscheinlich seine heikelsten kriminellen Unternehmen, einschließlich der Labors, wo er Meth, Heroin und Kokain für den Straßenverkauf herstellte.
Wade verstand, warum Fallon sich ausgerechnet dort seine Basis eingerichtet hatte. Die Türme waren leicht gegen Angriffe zu verteidigen, ob nun vom Boden oder aus der Luft, ob durch rivalisierende Gangs oder die Polizei. Überall gab es Überwachungskameras, und auf den Dächern standen Wachposten. Und die armen Familien in den zwanzig Stockwerken darunter, die loyal zu Fallon standen, dienten dem Verbrecher als menschliche Schutzschilde.Eine Razzia hätte zu unüberschaubaren Verlusten unter Unbeteiligten geführt, weswegen die Polizei von King City sowie auch DEA und FBI von einer derartigen Aktion lieber absahen.
Am Boden war das Grundstück mit einem schmiedeeisernen Zaun eingefasst. Außerdem gab es auch dort Überwachungskameras und schwarz gekleidete Männer mit stahlhartem Blick, die auf dem Gelände
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