King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
dass er ihm den einen oder anderen Scheck ausgestellt hatte.
»Ethan, ich habe schreckliche Nachrichten«, sagte Gayle mit bebender Stimme.
Ethan warf Wade einen Blick zu und nahm das Schlimmste an. »Oh Scheiße, welchen von unseren Wagen hat mein Sohn diesmal zerlegt? Sagen Sie mir, dass es nicht der Porsche ist.«
»Es geht um Glory«, sagte Gayle. »Sie ist umgebracht worden.«
Ethan blinzelte heftig, nahm seine Mütze ab und ließ sich auf einen der Ledersitze sinken, die in der gleichen Farbe des Schiffsrumpfes gehalten waren. »Himmel. Was ist passiert?«
»Sie ist von zu Hause losgefahren, um bei Ihnen zu putzen, und wurde dann tot an der alten Stahlfabrik gefunden«, sagte Wade. »Hat einer von Ihnen beiden sie gestern Morgen gesehen?«
»Ich habe gestern den ganzen Tag mit jeder Menge Anwälten in Schlichtungsgesprächen verbracht«, erklärte Ethan. Dann warf er seiner Frau einen Blick zu. »Hast du sie gesehen?«
Gayle schüttelte den Kopf. »Sie ist überhaupt nicht aufgetaucht. Ich habe versucht, sie auf ihrem Handy zu erreichen, aber sie ist nicht rangegangen. Ich war ziemlich wütend deswegen. Nach dem Wochenende sah es im Haus wie auf einer Müllkippe aus, und die Wittens sollten zum Abendessen kommen. Also musste ich selbst sauber machen.«
Wade warf einen Blick zurück zu der Müllkippe. Im Vergleich zu jedem Haus in Darwin Gardens und sogar den Reihenhäusern in New King City war die Villa ein Palast.
»Seit wann hat Glory für Sie gearbeitet?«
»Seit ungefähr einem Jahr«, sagte Ethan. »Sie gehörte zu der Truppe, die nachts mein Büro reinigt. Ihre Arbeitsauffassung hatmich beeindruckt und ihre positive Lebenseinstellung. Sie wollte unbedingt etwas aus sich machen und ich wollte ihr helfen, dieses Ziel zu erreichen.«
Gayle wischte sich eine Träne aus ihren großen Augen. »Ich habe sie den ganzen Tag verflucht, weil sie nicht aufgetaucht ist, und nur Gott weiß, welche schrecklichen Dinge man ihr die ganze Zeit angetan hat. Ich bin so eine blöde Ziege.«
»Geh nicht so hart mit dir ins Gericht, Schatz«, sagte Ethan. »Denk lieber an all die guten Dinge, die du für sie getan hast. Wir haben ihr Leben in so vieler Hinsicht bereichert. Du hast sie wie ein Mitglied der Familie behandelt. Wir alle haben das.«
»Tatsächlich?«, fragte Wade. »Wie viele Ihrer Angehörigen putzen denn Ihre Toiletten und fahren jeden Abend mit dem Bus zurück nach Darwin Gardens?«
Gayle versteifte sich, nahm die Schultern zurück und zielte mit ihren vorstehenden Brüsten auf Wade, als seien es Kanonen. In jedem Fall wirkten sie, als seien sie mit gewaltigen Kanonenkugeln geladen.
»Wollen Sie damit andeuten, es ist unsere Schuld, was mit Glory passiert ist, weil wir ihr nicht angeboten haben, bei uns zu leben? Vielleicht sollten wir auch den Gärtner und den Poolboy bei uns wohnen lassen.«
»Er weiß genau, was ich gemeint habe«, sagte Ethan zu seiner Frau. Dann stand er auf und wandte sich an Wade. »Ich wüsste gern, warum ein einfacher Polizist Fragen zu einem Mordfall stellt. Ist das nicht eigentlich der Job eines Detectives?«
»Ja, das ist es«, sagte Wade. »Und die Tatsache, dass ich jetzt hier bin, beweist, dass Glory in keiner Hinsicht wie ein Mitglied ihrer Familie behandelt wird.«
Damit drehte er sich um und ging davon.
ACHTZEHN
Im Hof stand inzwischen auch noch ein Escalade neben dem Bentley. Der SUV war mit jeder Menge Chrom und einem maßgefertigten silbernen Kühlergrill verziert.
Zusammen mit einem Mann in den Zwanzigern, der ein Muskelshirt trug, dazu Boardshorts und Flipflops, bewunderte Billy den Escalade, als Wade leise um die Hausecke kam.
Der junge Typ wollte, dass jeder seine Arme sah. Nicht, weil sie so muskulös waren, sondern weil er sich auf einen den dreiundzwanzigsten Psalm in kleinen, blumigen Buchstaben hatte tätowieren lassen und auf den anderen mehrere chinesische Schriftzeichen sowie die lachende und die weinende Maske als Sinnbild für das dramatische Theater.
»Ein toller Schlitten«, sagte Billy mit fast genauso viel Ehrfurcht wie vor dem Ferrari. »All das Chrom ist toll.«
»Habe ich selbst gemacht«, sagte der Mann.
»Ehrlich, Mann? Ich hab ein 68er Chevy-Impala-Cabrio, das ich gerade restauriere.«
»Kommen Sie doch mal in meine Werkstatt. Ich mache Ihnen einen guten Preis.«
Billy wollte gerade etwas erwidern, als er Wade bemerkte, der ein paar Meter entfernt stehen geblieben war. Sofort versteifte er sich.
»Vielen Dank für das
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