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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Antihistaminkapsel, in die jemand Oleander getan hatte.
    »War sie allergisch, Lyle? Klagte sie über Schnupfen oder etwas Ähnliches, als Sie sie zuletzt gesehen haben?«
    Er zuckte die Achseln. »Könnte schon sein. Ich erinnere mich nicht an so was. Ich sah sie am Donnerstag abend. Am Mittwoch oder Donnerstag der Woche, in der sie von dem Tod des Anwalts erfuhr. Sie starb am späten Samstag abend, hieß es. So stand es nachher in der Zeitung.«
    »Was ist mit dem Anwalt, mit dem sie liiert war? Wissen Sie, ob er etwas in ihrer Wohnung hatte? Zahnbürste? Rasierapparat? Dergleichen Dinge? Vielleicht hat sie Medizin eingenommen, die für ihn bestimmt war.«
    »Woher, bitte, soll ich das wissen?« sagte er gereizt. »Ich stecke meine Nase nicht in Angelegenheiten, die mich nichts angehen.«
    »Hatte sie eine Freundin? Jemanden, dem sie sich anvertraut haben könnte?«
    »Vielleicht auf der Arbeit. Ich erinnere mich an niemand Bestimmten. Sie hatte keine >Freundinnen<.«
    Ich holte mein Notizbuch hervor und schrieb kurz die Telefonnummer meines Motels auf. »Hier bin ich zu erreichen. Klingeln Sie mich an, falls Ihnen noch was einfällt?«
    Er nahm den Zettel und steckte ihn achtlos in die Gesäßtasche seiner Jeans. »Was ist denn in Las Vegas?« fragte er. »Wie paßt das da rein?«
    »Ich weiß noch nicht. Da ist vielleicht eine Frau, die ein paar Lücken schließen kann. Ich komme gegen Ende der Woche über Los Angeles zurück. Vielleicht besuche ich Sie dann noch mal.«
    Lyle hatte mich bereits ausgeblendet, klopfte den nächsten Stein fest, strich den überschüssigen Mörtel ab, der zwischen den Ritzen herausgesickert war. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Mir blieb noch Zeit, die Firma abzuklopfen, in der Libby Glass gearbeitet hatte. Ich glaubte zwar nicht, daß Lyle die ganze Wahrheit sagte, aber sicher sein konnte ich auch nicht. Also ließ ich es hingehen — vorläufig jedenfalls.

11

    Haycraft & McNiece befanden sich im AVCO-Gebäude in Westwood, nicht weit von meinem Motel. Ich parkte auf einem teuren, an die Leichenhalle von Westwood Village grenzenden Parkplatz, nahm den Eingang bei der Wells Fargo Bank und fuhr mit dem Lift nach oben. Die Büros lagen unmittelbar rechts, als ich ausstieg. Ich stieß eine messingbeschriftete Tür aus massivem Teak auf. Das Innere bestand aus einem ungleichmäßig roten Fliesenboden, deckenhohen Spiegeln und rustikaler grauer Holztäfelung, an der hier und dort Sträuße aus getrocknetem Korn hingen. Die Empfangsdame saß hinter einem abgeteilten Korral zu meiner Linken. Ein Schild mit der Aufschrift »Allison, Empfangsdame« stand auf dem Eckpfosten des Zauns, die Lettern waren in das Holz eingebrannt wie mit einem glühenden Eisen. Ich gab ihr meine Karte.
    »Ich möchte gern mit einem leitenden Angestellten sprechen«, sagte ich. »Ich untersuche den Mord an einer Prüferin, die mal hier gearbeitet hat.«
    »Ach ja. Ich habe von ihr gehört«, sagte Allison. »Einen Moment.«
    Sie war in den Zwanzigern, mit langen, dunklen Haaren. Sie tru g Jeans und eine dünne Krawatte, ihr Westernhemd sah aus, als wäre es mit einer Menge Heu ausgestopft. Ihre Gürtelschnalle war geformt wie ein bockender Mustang.
    »Was ist das hier? Ein Wildpark oder so?« fragte ich.
    »Hm?«
    Ich schüttelte den Kopf, da ich nicht gewillt war, das Thema weiterzuverfolgen, und sie klackte mit ihren hochhackigen Stiefeln durch eine Schwingtür. Kurz darauf kam sie wieder.
    »Mr. McNiece ist nicht da, aber der Mann, mit dem Sie sprechen wollen, ist wahrscheinlich Garry Steinberg mit doppeltem R.«
    »B-e-r-r-g?«
    »Nein, G-a-r-r-y.«
    »Ach so. Verzeihung.«
    »Schon okay«, sagte sie. »Den Fehler machen alle.«
    »Wäre es denn möglich, Mr. Steinberg zu sprechen? Nur ganz kurz.«
    »Er ist diese Woche in New York«, sagte sie.
    »Und Mr. Haycraft?«
    »Er ist tot. Ich meine, also, der ist seit Jahren tot«, erklärte sie. »Darum sind wir jetzt eigentlich McNiece und McNiece, aber keiner will das ganze Firmenpapier ändern lassen. Der andere McNiece hat Sitzung.«
    »Gibt es sonst noch jemand, der sich an sie erinnern könnte?«
    »Ich glaube nicht. Tut mir leid.«
    Sie reichte mir meine Karte zurück. Ich drehte sie um und kritzelte die Nummer meines Motels und meines Antwortdienstes in Santa Teresa drauf.
    »Könnten Sie das Garry Steinberg geben, wenn er wieder da ist? Ich wäre für einen Anruf wirklich dankbar. Er kann’s als R-Gespräch machen, wenn ich nicht mehr hier im Motel

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