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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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ich auch Anspannung zu erkennen, als hätte sie eine dunkle Ahnung, was ich ihr sagen wollte. Rosie schlurfte herbei und warf Gwen einen kurzen, abschätzenden Blick zu. Sie mußte entschieden haben, daß Gwen okay aussah, denn sie ehrte sie mit einer direkten Frage.
    »Möchten Sie was trinken?«
    »Scotch on the Rocks. Und kann ich bitte auch ein Glas Wasser haben?«
    Rosie zuckte die Achseln. Ihr war es gleich, was die Leute tranken. »Willst du einen Deckel?« fragte sie mich.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich zahle gleich.« Rosie entfernte sich zum Tresen. Der Blick, den Gwen und ich austauschten, verriet unabsichtlich, daß wir uns beide an ihre Äußerung erinnerten, sie hätte Scotch einmal in den alten Zeiten getrunken, als sie noch mit Laurence Fife verheiratet war und die perfekte Ehefrau spielte. Ich fragte mich, was sie wohl jetzt gerade spielte.
    »Ab und zu greife ich auf die starken Sachen zurück«, sagte sie, meinen Gedanken erfassend.
    »Warum auch nicht«, erwiderte ich.
    Sie musterte mich kurz. »Was liegt an?«
    Die Frage war tapfer. Ich glaubte nicht, daß sie es wirklich wissen wollte, aber ich hatte sie schon immer für den Typ gehalten, der aufs Ganze ging. Wahrscheinlich legte sie den gleichen Elan auch beim Gemüsehacken an den Tag, bloß um es hinter sich zu bringen.
    »Ich habe mit Colin gesprochen«, sagte ich. »Er erinnert sich an Sie.«
    Die Veränderung in ihrem Verhalten war gering, und kein beunruhigter, sondern ein wachsamer Blick flackerte in ihren Augen auf.
    »Das ist aber schön«, meinte sie. »Ich habe ihn ja schon Jahre nicht gesehen. Das sagte ich Ihnen.« Sie griff in ihre Handtasche, nahm eine Puderdose heraus und prüfte rasch ihr Aussehen im Spiegel, wobei sie ihr Haar in Form drückte. Rosie kam mit ihrem Scotch und dem Glas Wasser. Ich zahlte für uns beide. Rosie verstaute das Geld in der Tasche ihres Hängekleids und schlenderte zurück an die Bar, während Gwen einen Schluck Wasser trank. Sie hielt sich offenbar zurück, traute sich nicht, das Gespräch dort aufzunehmen, wo wir stehengeblieben waren. Der Überraschung halber stupste ich sie weiter.
    »Sie haben nie erwähnt, daß Sie eine Affäre mit Laurence hatten«, sagte ich.
    Ein Lachen sprudelte hervor. »Wer, ich? Mit ihm? Das meinen Sie doch nicht im Ernst .«
    Ich mußte ihr den Spaß verderben. »Colin hat Sie im Strandhaus gesehen; an dem Wochenende, als Nikki verreist war. Ich kenne zwar nicht alle Einzelheiten, aber ich kann sie mir denken.«
    Ich sah zu, wie sie das verdaute und den Gang wechselte. Sie war selbst eine ausgezeichnete kleine Schauspielerin, aber die raffinierte Tarnung, die sie sich zugelegt hatte, war durch mangelnden Gebrauch angestaubt. Es war lange her, daß sie dieses Spiel hatte spielen müssen, und sie schaltete etwas langsam. Sie hatte alle passenden Sprüche auf Lager, aber nach acht Jahren Pause fiel es ihr schwer, in der Rolle zu überzeugen. Sie durchschaute offenbar meinen Bluff nicht, und ich hielt den Mund. Ich konnte beinah sehen, was in ihrem Kopf ablief. Das schreckliche Bedürfnis, zu gestehen und es hinter sich zu bringen, der Drang, alles herauszusprudeln, war zu verlockend, um ihm zu widerstehen. Sie hatte ein paar Runden mit mir absolviert, und sie hatte das wunderschön hinbekommen, aber auch nur, weil ich nicht gewußt hatte, welche Knöpfe ich drücken mußte.
    »Also schön«, platzte sie trotzig heraus, »ich bin einmal mit ihm ins Bett gegangen. Na und? Ich traf ihn zufällig im Palmgarten, um die Wahrheit zu sagen. Ich hätte es Ihnen schon neulich fast erzählt. Er war es nämlich, der mir sagte, daß Nikki verreist sei. Ich war empört, daß er mich überhaupt ansprach.« Sie wandte sich dem Scotch zu und nahm einen großen Schluck.
    Sie fabulierte, so schnell sie konnte, und es klang auch ganz nett, aber es war, als hörte ich mir ein Plattenalbum an. Ich beschloß, die Stücke zu übergehen, die ich nicht hören wollte. Ich stupste sie erneut.
    »Es war mehr als einmal, Gwen«, sagte ich. »Sie hatten eine ausgewachsene Affäre mit ihm. Damals war Charlotte Mercer noch mit ihm zugange, aber er gab ihr den Laufpaß. Sie sagte, er fing etwas sehr Verschwiegenes an. >Sehr heiß<, um sie zu zitieren. Ich glaube, das waren Sie.«
    »Was macht es schon, wenn wir ein Verhältnis hatten? Er trieb das doch seit Jahren so.«
    Ich ließ ein wenig Zeit verstreichen, und als ich sprach, senkte ich die Stimme und beugte mich leicht vor, um ihr die volle Ladung zu

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