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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sie machten, wirkte kultiviert; ein leises kullerndes Murmeln, das über der Morgenluft lag wie Münzen, die in der Hand eines Kaufmanns klingeln.
    Die Schaufensterdekoration von Jacques war kunstvoll gemacht. Ein goldfarbener Zobelmantel lag nachlässig über einer Düne feinen weißen Sands vor einem himmelblauen Hintergrund. Büschel von Seehafer wuchsen auf dem Gipfel der Düne, und ein Einsiedlerkrebs hatte die Oberfläche überquert und eine schmale Spur hinterlassen, die wie Stickerei aussah. Es war, als wäre ein kleiner Moment der Zeit eingefroren worden: eine Frau — eine unbekümmerte und reiche — war zum Ufer gekommen und hatte diesen köstlichen Pelz abgeschüttelt, um nackt im Meer zu baden — oder vielleicht liebte sie jemanden auf der gegenüberliegenden Seite der Düne. Wie ich so dastand, hätte ich schwören können, daß sich die Gräser im nicht existierenden Wind bogen, und ich konnte fast den Hauch von Parfüm riechen, den sie in ihren Fußstapfen hinterlassen hatte.
    Ich drückte die Tür auf und ging hinein. Wenn ich das Geld gehabt und darauf gestanden hätte, pelzige Kreaturen auf dem Rücken zu tragen, ich hätte Tausende in diesem Laden gelassen.

20

    Der Innenraum war in gedämpften Blautönen gehalten. Die hohe Decke wurde von einem glitzernden Kronleuchter beherrscht. Kammermusik hallte durchs Zimmer, als würde irgendwo außerhalb des Blickfeldes ein Streichquartett sägen. Chippendale-Stühle waren zu anmutigen Sitzgruppen arrangiert, und Spiegel mit wuchtigen vergoldeten Rahmen zierten die Wand. Das einzige Detail, das den ansonsten perfekten Eindruck eines Salons aus dem achtzehnten Jahrhundert ruinierte, war die kleine Kamera in der Ecke oben, die jeden meiner Schritte überwachte. Ich war mir nicht sicher, warum. Ein Pelz war nicht in Sicht, und die Möbel waren wahrscheinlich am Boden festgenagelt. Ich steckte die Hände in meine hinteren Hosentaschen, um zu zeigen, daß ich wußte, wie ich mich zu benehmen hatte. Ich sah zufällig mein Spiegelbild. Da stand ich in verblichenen Jeans und Armeehemd in dieser Rokoko-Umgebung und sah wie etwas aus, das durch den Fehler einer Zeitmaschine hierher verschlagen worden war. Ich ließ die Muskeln spielen und überlegte, ob ich wieder mit dem Gewichtheben anfangen sollte. Der Bizeps ließ meinen rechten Arm aussehen wie eine Schlange, die gerade etwas sehr Kleines gegessen hatte, beispielsweise ein Sockenknäuel.
    »Ja?«
    Ich drehte mich um. Der Mann, der da stand, sah genauso fehl am Platze aus wie ich. Er war mächtig, wog vielleicht hundertdreißig Kilogramm und trug einen Kaftan, der ihn wie ein aufgeplatztes Zelt mit eingebautem Aluminiumrahmen aussehen ließ. Er war Mitte Sechzig und hatte ein Gesicht, das ein Lifting nötig gehabt hätte. Die Augenlider waren schlaff, und er hatte einen herabhängenden Mund und ein großes Doppelkinn. Was von seinen Haaren übriggeblieben war, war ihm zu den Ohren heruntergerutscht. Ich war nicht sicher, aber ich dachte, er hätte ein unanständiges Geräusch unter seinem Rock gemacht. »Ich möchte mit Ihnen über eine überfällige Rechnung sprechen«, begann ich.
    »Ich habe eine Buchhalterin, die sich darum kümmert. Sie ist nicht hier.«
    »Jemand hat einen Zwölftausend-Dollar-Luchsmantel zum Reinigen und Kürzen hiergelassen. Sie hat die Rechnung nie bezahlt.«
    »So?«
    Dieser Typ brauchte sich nicht nur auf sein gutes Aussehen zu verlassen. Er war auch noch ausgesprochen reizend.
    »Ist Jacques hier?« fragte ich.
    »Mit dem sprechen Sie gerade. Ich bin Jack. Wer sind Sie?«
    »Kinsey Millhone«, erwiderte ich. Ich nahm eine Karte heraus und reichte sie ihm. »Ich bin Privatdektektivin aus Kalifornien.«
    »Kein Scherz«, staunte er. Er starrte erst auf die Karte, dann auf mich. Mißtrauisch sah er sich um, als könnte das ein Gag für Verstehen Sie Spaß ? sein. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich bin auf der Suche nach Informationen über die Frau, die den Mantel hierhergebracht hat.«
    »Haben Sie eine Vorladung?«
    »Nein.«
    »Haben Sie das Geld, das sie uns schuldet?«
    »Nein.«
    »Also, warum belästigen Sie mich dann? Ich habe keine Zeit für so was. Ich muß arbeiten.«
    »Was dagegen, wenn ich mit Ihnen rede, während Sie arbeiten?«
    Er starrte mich an. Sein Atem machte dieses schnaubende Geräusch, das dicke Leute manchmal von sich geben. »Nein, bitte. Warum nicht? Machen Sie sich’s bequem.«
    Ich folgte ihm in den großen, vollgestopften hinteren Raum und sog dabei

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