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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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schau mal im Gästebuch nach.«
    Ich hatte ein paar Minuten Zeit, um meine Wut zu zügeln und mich etwas zu beruhigen. In gewisser Weise war Wut angenehmer als Angst.
    Dann meldete sich Bert wieder. Ich hörte, wie er das Gästebuch durchblätterte. Er räusperte sich. »Sie können’s mit dem Zimmer daneben versuchen«, sagte er. »Das ist Nummer 24. Ich bringe Ihnen den Schlüssel rauf. Die Verbindungstür könnte sogar unverschlossen sein. Probieren Sie’s einfach mal. Es sei denn, Sie merken, dass da auch jemand am Schloss rummanipuliert hat...«
    Ich legte einfach auf, um nicht völlig die Beherrschung zu verlieren.
    Bislang hatte ich kaum registriert, dass mein Zimmer durch eine Tür mit dem angrenzenden Raum verbunden war, vielmehr durch eine Doppeltür mit einem schmalen Zwischenraum von der Breite einer Schwelle. Ich schloss auf meiner Seite auf, die zweite Tür stand offen, das Zimmer lag im Dunkeln. Ich leuchtete mit meiner Taschenlampe hinein. Der Raum war leer, sauber und aufgeräumt, und in der Luft hing der dumpfe Geruch eines Teppichbodens, über den schon viele feuchte Füße getrampelt waren. Ich fand den Lichtschalter, knipste das Licht an und prüfte das Schloss der Schiebetür zum Balkon.
    Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass der Raum abschließbar war, packte ich meine wenigen persönlichen Habseligkeiten, meine Schreibmaschine, die Weinflasche, die Akten, und war innerhalb von wenigen Minuten umgezogen. Dann zog ich mich an und ging zum Auto hinunter. Meine Waffe lag noch im Aktenkoffer auf dem Rücksitz des Käfers. Auf dem Rückweg holte ich mir den neuen Zimmerschlüssel an der Rezeption ab und wich kurzangebunden einem weiteren sinnlosen Zwiegespräch mit Bert aus. Er gab sich nachsichtig. Manche Frauen seien eben besonders ängstlich, meinte er.
    Ich nahm den Aktenkoffer in das neue Zimmer mit, verschloss die Tür und legte die Kette vor. Dann setzte ich mich an den Küchentisch, lud sieben Patronen in das Magazin und schob es zurück in die Pistole, eine Davis, Kaliber 7,65 Millimeter, verchromt, mit Walnussgriff und einem zwölf Zentimeter langen Lauf. Meine alte Waffe war zusammen mit meinem Apartment in die Luft geflogen. Die neue wog handliche sechshundert Gramm und fühlte sich schon wie eine alte Bekannte an. Sie hatte außerdem den Vorzug, dass das Visier exakt justierbar war. Inzwischen war es ein Uhr morgens. Mit der kalten Wut, die mich mittlerweile erfüllte, hatte ich kaum Hoffnung, noch ein Auge zutun zu können. Ich machte das Licht aus und zog die Stores vor die verriegelte Balkontür. Vorsichtig spähte ich auf die menschenleere Straße hinunter. Die Brandung rauschte monoton, durch die Scheibe klang ihr rhythmisches Geräusch wie ein gedämpftes Grummeln. Das Nebelhorn schickte seine hohle Warnung an alle Schiffe auf See. Der Himmel war wolkenverhangen. Ohne die frische Luft von draußen wirkte das Zimmer wie eine feuchte, muffige Gefängniszelle auf mich. Ich setzte mich angezogen ins Bett, den Blick unverwandt auf die Glastür gerichtet, als erwartete ich jeden Moment, einen Schatten über das Geländer klettern zu sehen. Die Straßenbeleuchtung tauchte den Balkon in ihr gelbliches Licht, das durch die Vorhänge gefiltert wurde. Das Neonschild »Zimmer frei« leuchtete nun rhythmisch auf, und der rote Widerschein pulsierte im Raum. Irgendjemand wusste genau, wo ich war. Ich hatte zwar vielen erzählt, dass ich im Ocean Street logierte, aber meine Zimmernummer nicht erwähnt. Ich stand auf, tastete mich vor zum Tisch und packte meine Notizen in den Aktenkoffer. Von nun an wollte ich sie ständig bei mir tragen. Und von nun an wollte ich auch auf meine Pistole nicht mehr verzichten. Ich ging zurück ins Bett.

    Um zwei Uhr siebenundvierzig klingelte das Telefon, und ich fuhr hoch. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich schließlich doch eingeschlafen war. Der Adrenalinstoß hatte zur Folge, dass mein Herz wie ein Dampfhammer schlug. Angst und das Schrillen des Telefons vereinigten sich zu einer einzigen Empfindung. Ich riss den Hörer von der Gabel. »Ja?«
    »Ich bin’s«, sagte er am anderen Ende mit leiser Stimme.
    Trotz der Dunkelheit blinzelte ich. »Bailey?«
    »Sind Sie allein?«
    »Natürlich. Und wo sind Sie?«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Ich habe nicht viel Zeit. Bert weiß, dass ich anrufe, und ich will nicht riskieren, dass er die Bullen verständigen kann.«
    »So schnell können die keinen Anruf zurückverfolgen«, sagte ich. »Sind Sie so

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