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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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groß gewesen sein und ungefähr sechsundfünfzig Kilo gewogen haben. Brünette Haare, die sie wahrscheinlich blond gefärbt hatte. Sie hatte vorstehende Zähne, und der Eckzahn auf dieser Seite war verdreht. Und eine Menge Zähne waren schon repariert worden.«
    Ihr Lächeln schwand langsam. »Kommt Ihnen davon irgendwas bekannt vor?«
    Medora verschränkte die Arme und blinzelte in den Rauch ihrer Zigarette, die sie sich dicht vors Gesicht hielt. »Vor Jahren hat mal ein Mädchen bei mir gewohnt, auf das die Beschreibung in etwa passen würde. Charisse Quinn hat sie geheißen.«
    Von dem Adrenalinstoß, der mir durch die Adern schoss, machte mein Herz zwei Sätze. Der Name war mir schon einmal begegnet, aber ich wusste nicht mehr, wo. »Was ist mit ihr passiert?«
    »Nichts, soweit ich weiß, außer dass sie abgehauen ist. Eines Morgens gehe ich in ihr Zimmer und sehe, dass ihr Bett unbenutzt und die Hälfte ihrer Sachen weg ist. Meinen besten Koffer hatte sie sich auch noch gekrallt. Aber sie hat ja sowieso alles geklaut, was nicht niet- und nagelfest war.«
    »Das ermordete Mädchen, von dem ich spreche, ist in Lompoc gefunden worden. Kennen Sie die Gegend?«
    »Droben bei San Francisco?«
    »Nicht so weit nördlich. Näher bei Santa Teresa.«
    »Kann ich nicht behaupten. Ich reise nicht. Früher schon, aber mittlerweile bleibe ich lieber, wo ich bin.«
    »Warum hat sie bei Ihnen gewohnt?«
    »Ich war Pflegemutter – oder so was Ähnliches. Dass sie bei mir gelandet ist, kam daher, dass neben mir eine Frau gewohnt hat, die mich gefragt hat, ob ich einspringen könnte. Bei ihr sind die Pflegekinder reihenweise durchmarschiert. Der Bezirk wollte, dass sie Charisse nimmt, aber ihr Mann war nicht ganz gesund, und es ist ihr zu viel geworden. Sie hat mich gefragt, ob ich mein Haus öffnen könnte – so hat sie es formuliert: ›Öffnen Sie Ihr Haus jemandem, der nicht so viel Glück gehabt hat wie Sie.‹ Ein toller Witz. Wilbur hat mir kaum genug gegeben, um die laufenden Haushaltskosten zu decken. Jedenfalls hat die Nachbarin gesagt, dass das Sozialamt an die hundertachtzig Dollar im Monat zahlt, und deshalb habe ich eingewilligt. Das klingt nicht nach viel, aber jede noch so kleine Summe hat geholfen.«
    »Und wie hat sich die Regelung bewährt?«
    »Nicht besonders. Das Mädchen hatte ein schmutziges Mundwerk und war unverschämt. Allerdings muss ich ehrlich zugeben, dass Justine in dem Alter genauso war. Sie und ich hatten schon genug Ärger miteinander, auch ohne dass Charisse noch ihren Senf dazu gegeben hat.«
    »Wie lang hat sie bei Ihnen gewohnt?«
    »Fünf, sechs Monate, schätze ich. Ich glaube, Anfang März ist sie gekommen.«
    »Können Sie sich an das Datum erinnern, an dem sie verschwunden ist?«
    Medora zog eine verdrossene Miene. »Ich habe nicht gesagt, dass sie verschwunden ist. Ich habe gesagt, sie ist weggegangen.«
    »Entschuldigung. Das habe ich ja gemeint. Wann ist sie weggegangen?«
    »Im Juli, würde ich sagen. Wundert mich nicht, wenn ich jetzt höre, dass es mit ihr ein schlimmes Ende genommen hat. Das Mädchen war eine richtig Wilde. Hat sich Jungs ohne Ende geschnappt. Ist bis ultimo ausgeblieben. Immer wieder ist sie um drei Uhr früh hier reinspaziert und hat nach Pfefferminzlikör und Marihuana gerochen. Ich habe sie ständig ermahnt, aber glauben Sie, sie hätte auf mich gehört?«
    »Was ist denn mit ihren Eltern passiert?«
    »Keine Ahnung. Die beiden hab ich nie zu Gesicht bekommen. Müssen Junkies oder so was gewesen sein, wenn schon der Staat eingreifen musste.«
    »Wie alt war Charisse?«
    »Siebzehn. Genauso alt wie Justine. Die Mädchen waren beide im letzten Schuljahr. Natürlich ist Charisse aus der normalen Highschool rausgeflogen und in die Lockaby geschickt worden. Das ist die Schule für Doofe und Kriminelle.«
    Befremdet dachte ich an mein Gespräch mit Eichenberger zurück, dem Direktor der Quorum Highschool, der einen heiligen Eid darauf geschworen hatte, dass er sich an jeden Schüler erinnerte, der je durch seine Türen gegangen war. So ein aufgeblasener alter Sack. Charisse war nicht nur dort zur Schule gegangen, sondern hatte auch noch so viel Ärger gemacht, dass man sie rausgeworfen hatte.
    »Haben Sie noch andere Kinder?«
    »Nur das eine.«
    »Und Sie haben damals auch schon hier gewohnt?«
    »Ich wohne hier, seit Wilbur und ich 1951 geheiratet haben. Wir haben nur zwei Schlafzimmer, also haben sich die Mädels eines teilen müssen. Sie können sich

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