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Kiosk

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Titel: Kiosk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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Schaum sein Gesicht benetzt. Fast so wie am Meer, irgendwann war er mal da, er versucht jetzt dahin, hinter seine Gedanken zu kommen.
    Die Kitteltante runzelt die Stirn, verschwindet aber Richtung Babynahrung, wo sich ungeöffnete Kartons türmen.
    »Dämliches Rascheleisen«, schickt der Dachdecker ihr hinterher.
    »Nee, wirklich wahr, keine Ruhe drin in dem Laden«, meint Kalle und nickt energisch. »Ganz was anderes als wie bei Lenchen.«
    »Frau Lena, du Drecksack«, korrigiert der Dachdecker streng. Wegen Lena sind sie überhaupt hier. Die hat ihnen nämlich heute morgen eine Art Hausverbot erteilt, na ja den Kredit einstweilen gestrichen, weil der Kwiatkowski auf einer Extrakarte bißchen mehr angeschrieben hat als üblich, was zusammen Schulden von dreihundertzwanzig Mark statt zweihundert macht. Dann hat sie neue Zeiten angekündigt. Lenchen war schlecht gelaunt, weil der Kwiatkowski eine Aushilfe eingestellt hat, die nicht auftaucht und weiblich sein soll. Kennt man doch, daß die Weiber sich untereinander nicht grün sind.
    »Wir müssen dem Lenchen mal ’ne Freude machen. Die hat’s ja nicht leicht seit der Sache mit dem Jakob. So was geht aufs Gemüt«, erklärt der Dachdecker und füllt sich den Becher nach. Kalle nickt. »Und ob.«
    Buddy ist noch am Meer mit der Cappuccino-Gischt. Der Dachdecker schaut auffordernd in die Runde. Er hält viel von gemeinsamer Beschlußfassung. Kalle denkt sehr angestrengt nach, während er hinter seinem Rücken einen Verpoorten aus dem Regal hebt – der Weinbrand ist zu weit weg – und unter seinen Pullover in den Hosenbund schiebt. Das kneift bißchen und ist kalt am Hintern, wird aber gehen.
    »Muß das jetzt sein«, tadelt der Dachdecker, dem an einer ernsthaften Konferenz gelegen ist. Er hat seine Zeit schließlich nicht gestohlen, es wird was von ’ner Baumaßnahme vom Krahwinkel auf dem Kattenbug gemunkelt, direkt beim Kiosk, da muß er noch nachhaken. Im Gegensatz zum arbeitsscheuen Kalle ist er mehr die ehrliche Haut, und Schwarzarbeit gibt’s satt, wenn der Krahwinkel baut.
    »Is doch nur gut für Frau Lena, wenn wir das Geschäft hier bißchen schädigen«, verteidigt Kalle seinen Beutezug. Der Dachdecker zieht drohend die Brauen zusammen. Es gefällt ihm nicht, wenn einer von den Jungs den Gewitzten markiert, weil er nun mal der Denker ist.
    Kalle prüft, ob die Flasche stramm in der Hose sitzt, dann hebt er abwehrend und beschwichtigend die Hände. »Peace, Mann, is okay. Wie wäre es mit einem schönen Fest so in Gedenken an den Jakob, ist doch fast ein Jahr her, daß er abmarschiert ist. Ist ja auch bald Ostern.«
    Der Dachdecker schüttelt den Kopf. »Nee, unsere Begräbnisfeier hat dem Lenchen auch schon nicht gefallen. Du weißt ja, wie so was ausarten kann.«
    Kalle nickt traurig, dabei war es so gut gemeint gewesen. Tagelang sind die drei damals mit einer organisierten Malteser-Büchse den ganzen Kattenbug auf und ab marschiert, in jedes Haus, in jedes Geschäft, sogar in die Kneipen und haben Spenden gesammelt für einen Kranz mit großer Schleife. Dabei hat der Dachdecker dann rührende Reden über den Jakob gehalten und dessen Güte. In der Bierschwemme »Beim Fährmann« war einer frech geworden und hat Ruhe verlangt, da hat der Dachdecker mal hinlangen müssen, wobei ihm die Tränen in den Augen standen wegen Jakobs Güte und Warmherzigkeit, die der Welt fehlen wird.
    Es war ein ordentliches Sümmchen zusammengekommen. Das ja auch für den Kranz hätte reichen können, wenn ihnen dann nicht die prachtvolle Idee mit dem Fest gekommen wäre. »Das hätte der Jakob so gewollt«, befand der Dachdecker damals und hat bei Kwiatkowski sehr viel Landhauskorn und Bier gekauft, heimlich, weil Lenchen nichts davon merken sollte, der Überraschung wegen, und weil sie als Frau ohne Phantasie vielleicht doch den Kranz schöner gefunden hätte.
    Aber statt ’nem Kranz vom Kattenbug gab es halt lecker zu trinken in der Metzgerei beim Dachdecker. Der hatte dafür auch noch mal seine Rede vom Jakob und seiner Güte poliert. Und Kalle hatte einen Tapeziertisch mit den Flaschen aufgestellt und paar Birkenzweige dazwischengelegt.
    War es ihre Schuld, daß da nicht alle hinwollten, die gespendet hatten, um an Jakob zu gedenken? Und hatten sie vielleicht diese abgerissenen Thekenpisser vom »Fährmann« eingeladen, die sich nur besaufen und den Streit fortsetzen wollten?
    »Nee, die waren wirklich pittoresk«, sagt der Dachdecker heute noch, wenn er sich an die

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