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Kiosk

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Titel: Kiosk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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kommt nicht mit aufs Bild, und das mit der Gedenktafel wird er zu verhindern wissen. So was gehört doch nicht an ein Hotel.
    Derweil hat sich der Bagger durch die letzten Kellerreste tief in den Boden gefressen, fördert ein paar wertlose Scherben von Tonkrügen, versteinerte Tierknochen und mittelalterliches Armeleutegeschirr zu Tage, das der Dachdecker hoffnungsfroh zu Kwiatkowski trägt. Aber der rückt kein Geld mehr raus, hat schlechte Laune und vernachlässigt sogar seine Totenköpfe. Er denkt nur an Karla.
    »Was wollen Sie hier?« hat sie ihm ins Gesicht gespuckt, als sie die Tür aufriß. Die Zivilen haben die Sache kurz erklärt und sich dann zurückgezogen. Geht sie nichts an, sind schließlich erwachsene Menschen.
    Karla hat sich mit trotziger Miene auf das nachgemachte Bauernbett gesetzt, Kwiatkowski in den Fernsehsessel aus imitiertem Brokat. »Ich will mich entschuldigen. Ich war wirklich ein Idiot.«
    Karla sagt nichts, spielt mit der Fernbedienung und denkt an Nikita. »Geht es der Kleinen wirklich gut?« fragt sie.
    »Fädelt sich wieder ins Leben ein. Sie wissen ja, wie sie ist, man kommt schwer an sie ran, aber nach Ihnen hat sie gefragt.«
    Karla legt die Fernbedienung weg. Sie hätte dem Kind nichts von den Totenbräuchen der Ägypter erzählen sollen, das tut ihr jetzt leid. Sie kann eben nicht mit Kindern. Mit Hunden auch nicht, eigentlich mit niemandem.
    »Sagen Sie Nikita, ich möchte, daß sie Filou behält.«
    »Sagen Sie es ihr selber. Sie müssen zurückkommen«, verlangt Kwiatkowski knapp.
    Warum sollte sie das? »Keiner wird mich vermissen.«
    »Doch, Nikita zum Beispiel.«
    »Die ist ohne mich nun wirklich besser dran. Hätte ich ihr nicht so einen Unsinn über das Reden mit Toten erzählt, wäre sie nie zu diesem Friedhof marschiert. Mir wird schlecht, wenn ich dran denke, was hätte passieren können.« Warum muß sie das ausgerechnet Kwiatkowski beichten. Wem sonst, es ist ja kein anderer da.
    »Ich habe Unsinn erzählt«, sagt Kwiatkowski. »Alle wollen, daß Sie das Büdchen übernehmen.«
    »Ich will aber überhaupt kein Büdchen übernehmen, verflucht noch mal.«
    »Was wollen Sie denn machen?«
    »Das geht Sie nichts an. Überhaupt nichts. Ich finde mich schon zurecht, und jetzt können Sie abhauen.«
    »Nur, wenn Sie mitkommen.«
    Karla steht vom Bett auf, geht zur Tür. »Verschwinden Sie endlich.«
    Kwiatkowski steht auf und geht zu ihr hin. Jetzt schaut er sie einfach an.
    »Ich liebe Sie«, sagt er ungelenk und völlig aus dem Zusammenhang.
    Karla holt aus und schlägt ihm ins Gesicht, dabei ist sie nicht einmal wütend, nur überrascht. In ihr nickt die Mutter, man kann keinem Mann trauen. Geärgert hat sich Karla erst danach, als Kwiatkowski endlich weg war.
    Rose Quittländer ärgert sich auch seit vier Tagen. Ihr Plan hat noch immer nicht funktioniert. Früher wären die schneller gewesen, saumseliges Beamtenpack, viel zu teuer bezahlt und tun doch nichts, wenn man sie braucht.
    Der Antiquar hat seine Wagnerplatten in den Müll geworfen. Buddy hat sie wieder rausgefischt, mit seinem Ärmel blank geputzt und zurückgetragen. Seufzend hat der Antiquar sie wieder einsortiert. »Du Unglücksbote willst wohl nicht, daß die Vergangenheit vergeht? Zigarette?« Zusammen haben sie dagesessen und am offenen Fenster geraucht. »Daschö, schöschö«, hat sich Buddy ganz glücklich verabschiedet, die Dinge haben wieder ihre Ordnung.
    Nikita darf Filou behalten, vermißt aber Karla, und Lenchen weiß immer noch nicht, ob sie das Haus und den Kiosk nun verkaufen soll oder nicht. Der junge Krahwinkel hat die zwei fälligen Monatsmieten für Karlas Apartment erhalten, und eine Zahlung für den laufenden April, weshalb er die Möbel der jungen Frau noch stehen läßt, aber nächsten Monat kommen sie in den Keller, und die Wohnung wird im Immobilienteil inseriert. Zu vermieten. Basta. Kann der Kwiatkowski noch soviel rumreden, wird der Frau ja wohl nicht ständig die Bude bezahlen, sieht selber nicht nach viel Geld aus.
    Die Kirchen läuten das Osterfest ein und zwingen zu einer Pause auf der Baustelle. Rose Quittländer hat am Gründonnerstag noch mal beim Amt angerufen. Man will sich nach den Feiertagen um die Sache kümmern, und wie denn ihr Name sei, nur für die Akten, die Anzeige wird anonym behandelt.
    »Franz«, hat Rose gesagt. »Adele Franz vom Kattenbug, direkt gegenüber.« Von da, wo der Metzgerladen steht, der früher dem Eierfranz gehört hat. Haha. Das mit der Adele

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