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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Impuls, sich unter den Tisch zu werfen. Die meisten Gäste waren zusammengezuckt und machten ihrem Schreck nun mit Gelächter Luft. Die Böller kamen in kurzen Abständen.
    »Die Schützen!«, brüllte Schröppel. »Salutschüsse!«
    »Uff«, machte Katinka. Das Gewummer krachte von dem Hang am Ende des Gartens zurück. Es schien, als ob eine Lawine aus Böllern über den Griesgarten und seine Besucher hinwegrollte. Katinka konnte nicht anders, sie hielt sich die Ohren zu.
    Nach einer Viertelstunde ebbte der Krach ab. Befriedigt schoben die Schützen ab und ließen sich wieder an ihren Biertischen nieder.
    »Das gibt’s nicht«, murmelte Katinka. Dietram Zenk, Claudias Chemiekollege, warf seine Flinte über die Schulter und ließ sich von einem anderen Schützen ein Bier reichen. Das muss nichts heißen, mahnte sie sich. Es muss überhaupt nichts heißen! Katinka erinnerte sich an seine Worte: Sandkirchweih bei dieser Hitze! Alkoholleichen, Chaoten, dehydrierte Jugendliche. Anscheinend arbeitete er gerade daran, selbst eine Alkoholleiche zu werden. Sein Gesicht leuchtete hummerrot über der grauen Tracht.
    Übergangslos aktivierten die fröhlichen Tenöre ihre Keyboards und begannen, die Gäste mit ihren Hits zu unterhalten. Katinka wusste nicht, was sie schlimmer finden sollte: Die Salutschüsse oder das Knallrote Gummiboot . Schon wiegten sich die ersten Paare vor der Bühne.
    Verflucht! Chemie!
    »Sehen Sie den krebsroten Typen dort drüben, den mit dem Trachtenhut und der grauen Joppe?«
    Uttenreuther verdrehte sich den Hals. »Da sitzen ungefähr zwanzig Leute in Trachten und mit roter Farbe im Gesicht«, brummte er.
    »Ein kleiner, untersetzter, der nach Junggeselle aussieht. Rechts, relativ weit von Frankens Fröhlichen Tenören entfernt!«
    »Das ist gut, Hardo«, sagte Schröppel und lachte. »Ich weiß, wen Sie meinen, Frau Palfy.«
    »Der Mann ist ein Kollege von Claudia Herzing. Er ist Chemielehrer.«
    Aufgeregt sah sie Uttenreuther an. Der rollte mit den Augen.
    »Palfy, soll ich alle Chemielehrer Bambergs verhaften?«
    »Er und Claudia Herzing sind Kollegen. Und wenn es um …« Sie brach ab und sah von Schröppel zu Harduin und wieder zurück.
    Uttenreuther lachte. »Manfred weiß Bescheid. Aber machen Sie sich mal nicht lächerlich.«
    Katinka zuckte die Schultern. Vermutlich hatte Harduin Recht. Sie konnte nicht Zenk in den Kreis der Verdächtigen einschließen, weil er Chemielehrer und ein Kollege der verschwundenen Claudia Herzing war. Oder konnte sie doch? Sie dachte daran, wie nervös er gewesen war, als sie am Mittwoch bei ihm reingeschaut hatte, um sich mit ihm zu unterhalten. Genervt beobachtete Katinka, wie Uttenreuther und Schröppel amüsierte Blicke tauschten. Sie trank ihre Apfelschorle aus und stand auf:
    »Hat mich gefreut«, sagte sie zu Schröppel. Uttenreuther nickte sie zu. Der heftete seine grauen Augen ruhig auf Katinka: »Sie wollen schon wieder los?«
    »Ja. Meine Schwester abschleppen.«
    Uttenreuthers Handy klingelte. Katinka hätte einfach auf die Tischplatte klopfen und sich durch den engen Gang wieder zur Sandstraße vorkämpfen können. Irgendetwas ließ sie abwarten.
    »Was?«, sagte Uttenreuther mit leiser Stimme. Er war aufgesprungen. »O.k. Ich komme.«
    Schröppel erhob sich ebenfalls.
    »Was ist los?«, fragten er und Katinka gleichzeitig.
    »Ein Toter am Katzenberg.«
    Sie brauchten geschlagene fünfzehn Minuten, um sich zum Katzenberg durchzukämpfen. Wie ein Caterpillar rammte Uttenreuther den Weg frei. Eine Streife stand hinter der improvisierten Bühne, auf der Musik gespielt wurde. Keine fröhlichen Tenöre, sondern ein Getöse, das hard’n heavy klang. Die Polizisten hatten den Toten vor den Augen der Massen abgeschirmt. Aber kaum jemand schien von den Uniformierten Notiz zu nehmen. Nur zwei jüngere Männer, beide schon etwas angeheitert, standen neben dem Polizeiwagen und redeten auf die Anwesenden ein.
    »Er kippte einfach um«, sagte einer von ihnen. »Wir haben da unten was getrunken«, er wies zur Sandstraße.
    Ach was, dachte Katinka. Alle, die sich hier tummeln, trinken irgendwas. Aber sie verstand den Schock des Mannes. Anscheinend war der Kumpel der beiden vor ihren Augen zusammengeklappt. Zwei Sanitäter hatten sich durch das Gewühl gekämpft. Sie legten den Toten auf ihre Trage. Er trug kurze Hosen und ein T-Shirt. Katinka sah es sofort. Eine kleine, rote Stelle am Oberschenkel des Mannes, quaddelig, wie ein entzündeter Insektenstich.

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