Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
Hinsicht einzigartig, und das hatte nichts mit seinem Vampirsein zu tun – mit der ganzen magischen Mystik und den Druiden-Vorfahren. »Nein, eigentlich denke ich nicht so von ihm, aber für die meisten ist es dennoch die Realität. Und wenn ich diese Tatsachen vor meinen Klienten unerwähnt ließe, würde ich lügen. Dem bisschen zufolge, das ich weiß, ist es nicht so, dass ein neuer Vampir direkt mit allen möglichen Kräften und uraltem Wissen ausgestattet ist. Das kommt erst mit der Zeit und kann Jahrzehnte, Jahrhunderte dauern. Und sofern er nicht von einem mächtigen Vampir gewandelt wurde, kann es einem Neuling passieren, dass er die Ewigkeit als Lakai von jemandem fristet. Findest du das etwa reizvoll?«
Tom schenkte mir sein schmutzigstes Grinsen. »Nicht im mindesten. Deshalb bin ich ja hier, um mit dem mächtigsten Vampir von allen ins Geschäft zu kommen. Wenn Devereux mich wandelt, gehöre ich gleich der Oberschicht der Vampire an.«
»Der Oberschicht der Vampire?« Ich schrie vor Lachen. »Das ist das Dämlichste, was ich je von dir gehört habe, und du hast mir reichlich Vergleichsmöglichkeiten beschert. Wenn du glaubst, ein Vampir zu sein, wäre lediglich ein Lebensstil, den man wählt, bist du ein noch größerer Esel, als ich dachte. Ist das für dich so etwas wie ein Wettbewerb? Irgendein Untoten-Preis, auf den du scharf bist? Du willst Mitglied in einem exklusiven Club sein? Was hat Zoe dir erzählt? Warum sollte Devereux sich auf solch einen Quatsch einlassen?«
Seine Mundwinkel erschlafften, als würde er vorübergehend vergessen, den Sunnyboy zu mimen. »Ich werde alt, Kismet.«
Ich merkte, wie meine Brauen nach oben wanderten und meine Schultern einsackten. »Was?!« Zwar war mir bewusst, dass er unter einem Jugendlichkeitswahn litt, aber Tom war gerade einmal acht Jahre älter als ich. Das galt nach keinem Maßstab als alt.
»Ich bin noch nicht einmal vierzig und habe schon Falten«, klagte er kopfschüttelnd. »Mein Schönheitschirurg sagt, ich hatte zu viele Operationen für jemanden in meinem Alter und meine Haut wäre sonnengeschädigt. Er weigert sich, mich noch einmal zu operieren, und er meint, wenn ich zu einem anderen gehe, sehe ich am Ende wie diese gruseligen Fehloperierten aus, die total unmenschlich wirken. Meine Karriere kommt eben erst in Fahrt, und ich lebe in La-la-Land, wo wir Schönheit und Jugend anbeten. Zoe sagt, wenn ich jetzt gewandelt werde, bleibe ich ewig, wie ich bin. Vielleicht würde ich sogar ein bisschen jünger aussehen. Ich könnte wenigstens einige Jahre ein Star sein, bevor sie mitkriegen, dass ich nicht älter werde.«
Mir wurde bewusst, dass ich mit offenem Mund dasaß, also schloss ich ihn. »Warte mal! Was ist mit dem berühmten Fernsehpsychologen? Er ist kein Jungspund, außerdem ist er pummelig, und ihm gehen die Haare aus. Er verdankt seine Karriere definitiv nicht seinem Aussehen. Wieso bist du so paranoid? Hast du dir einmal überlegt, dass es günstig sein kann, alt und weise zu wirken?«
Tom sprang vom Stuhl auf und lief in der Küche auf und ab. Nun mied er es, mich anzusehen. »Alt und weise funktioniert nicht bei dem Projekt, das ich momentan anleiere. Es handelt sich um eine ziemlich freizügige Sendung für Erwachsene. Ich berate Leute, aber nicht in einem gängigen Talkshow-Format.«
Ich beobachtete seine Wanderung. »Wie dann, wenn nicht in einer Talkshow?«
Er murmelte etwas.
»Was? Ich habe dich nicht verstanden.«
Tom blieb vor mir stehen, verschränkte die Arme vor seiner Brust und räusperte sich. »Noch ist alles in der Planungsphase. Meine Leute reden mit deren Leuten. Aber ich wäre Dr. Sex. Ich würde … aktiv … Leute beraten, die sexuelle Probleme haben. Das Set ist ein geschmackvolles, zugleich erotisches Schlafzimmer, in dem die Sitzungen stattfinden.« Jetzt setzte er sich wieder. »Die Sendung würde auf einem der größten Kanäle laufen und jede Menge Nahaufnahmen bieten. Du verstehst also, wieso ich unbedingt jung und attraktiv sein muss?«
Ich biss mir auf die Lippen, damit ich nicht wieder loslachte, denn ich stellte mir Tom vor, der in seiner pompösen Art Leute instruierte, wie sie am besten Teil A in Teil B manövrierten, und ihnen die korrekte Vorgehensweise demonstrierte. Für mich klang das nach Porno.
»Und was ist der Unterschied zwischen so einer Sendung und einem Pornofilm?«
Er reckte sein Kinn in die Höhe. »Sextherapeuten sind Profis. Ich brauche eine Zulassung für solche Beratungen.
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