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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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hochzuschalten. Ich hatte aus Erfahrung gelernt, solche Signale ernst zu nehmen.
    Ich ging langsam den kurzen Gang zwischen dem Aufzug und der Tür meiner Praxis entlang und wappnete mich dabei für das, was ich antreffen würde. Die normalerweise abgeschlossene Tür war angelehnt, und aus dem Inneren drang ein fürchterlicher Geruch heraus.
    Ich stellte Hand- und Aktentasche an der Wand gegenüber der Praxistür ab und stieß die äußere Tür vorsichtig mit einem Finger auf. Dabei stellte ich fest, dass die Verbindungstür zum Sprechzimmer nicht nur offen, sondern aus den Angeln gerissen war. Sie lag auf dem Fußboden vor meinem Schreibtisch.
    Sämtliche Tische und Stühle im Wartezimmer waren umgeworfen worden; einige davon waren zerbrochen, und alles warmit einer dunklen rotbraunen Substanz beschmiert. An die Wand hatte jemand Mitteilungen gekrakelt, in kindischen Druckbuchstaben und in der gleichen scheußlichen Farbe: »Die Hexen will ich nicht leben lassen« und »Du sollst im Blute gewaschen werden«.
    So übel das alles war – ich ahnte, dass es lediglich das Vorspiel zu dem eigentlichen Konzert darstellte.
    Ich hielt den Atem an, als ich in die Türöffnung zu meinem Sprechzimmer trat und mir die Sache ansah.
    Verglichen mit dem Zustand dieses Raums war das Durcheinander im Vorzimmer ein Kinderstreich gewesen. Was vielleicht auch gar keine schlechte Beschreibung für die innere Reife des Besuchers war.
    Ich stieß zitternd den zurückgehaltenen Atemzug aus.
    Jemand hatte sich mit einem Messer – unverkennbar einem sehr großen Messer – über sämtliche Sofas und Sessel hergemacht und jedes Polster aufgeschlitzt. Und nur um sicherzustellen, dass die Verwüstung vollständig war, hatte er dann die Möbel umgeworfen und ebenfalls mit der rotbraunen Substanz bespritzt.
    Die Ordner aus meinem abgeschlossenen Aktenschrank waren herausgerissen und das Papier im ganzen Zimmer verstreut worden. Einige sahen halb verbrannt aus, was den hier herrschenden Geruch zumindest ein Stück weit erklärte. Das Metallgehäuse des Schranks sah seltsam verbogen aus, als wäre er von Hand aufgebrochen worden.
    Alle Schubladen des Schreibtischs standen offen, und ebenso wie die Tischplatte und mein Computer waren sie bedeckt mit Pfützen von etwas, das nur Blut sein konnte.
    Der mental unterentwickelte Künstler hatte sich auch hier auf den Wänden verewigt. Sie waren mit diversen Obszönitäten und Drohungen beschmiert, dazu ein paar Formulierungen,von denen ich mich zu erinnern meinte, dass sie religiösen Ursprungs waren.
    Tatsächlich kamen mir die Inschriften allesamt bekannt vor, denn ich hatte sie alle vor kurzem erst gehört.
    Jedes Wort davon war in einer der hasserfüllten Mitteilungen aufgetaucht, die Brother Luther mir auf den Anrufbeantworter gekreischt hatte.
    So verstörend die Verwüstungen in beiden Zimmern auch waren – ich hatte immer noch nicht herausgefunden, woher der fürchterliche Geruch kam.
    War Brother Luther in meine Praxis eingebrochen und hatte irgendwo einen Tierkadaver deponiert? Exkremente? Wenn er dies angerichtet hatte, musste er ein ungewöhnlich großer und starker Mann sein. Oder vielleicht hatte er einen Komplizen mitgebracht. Jedenfalls waren die Verwüstungen gewaltsam, gründlich und sehr gezielt angerichtet worden. Ich war mir zwar nicht sicher, was es hätte bewirken können, aber ich hätte die Polizei oder zumindest Alan besser über die telefonischen Drohungen informieren sollen, sobald sie begonnen hatten. Vielleicht hatte Brother Luther – wenn er für dies verantwortlich war – Vergleichbares schon früher getan. Vielleicht hatte er ja sogar ein Vorstrafenregister. Im Nachhinein ist man immer schlauer.
    Ich sah mich noch einmal nach der Quelle des Gestanks um, und jetzt fiel mir auf, dass die aus den Angeln gerissene Tür merkwürdig schief auf dem Boden lag – oder vielmehr nicht vollständig auf dem Boden, sondern zur Seite gekippt, als befände sich etwas darunter.
    Meine Eingeweide verkrampften sich, und mein Herz begann zu hämmern. Mein Hirn lieferte mir eine Zeitraffervorschau all der übelsten denkbaren Szenarien, die ich mir vorstellen konnte.
    Ich schob mich langsam und vorsichtig zwischen den Trümmern hindurch, um nicht mehr Spuren zu ruinieren, als ich unbedingt musste, und ging neben der Tür in die Knie. Eine Welle der Übelkeit erfasste mich. Ich packte eine Ecke und hob sie an, und mehr war auch gar nicht nötig, um die Quelle des Geruchs zu

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