Kissed by Darkness
sich alles um mich und dann erkannte ich, dass ich das Schwert verloren hatte.
Terrance blutete heftig, aber leider nicht heftig genug, und meine Kräfte schwanden. Ich musste ihn töten, und zwar schnell, bevor die Erschöpfung noch schlimmer wurde. Meine Waffe hatte ich verloren und er war viel zu stark für mich. Das ließ mir nur noch eine Chance. Dieses Mal ging ich auf ihn los.
Ich rannte direkt auf ihn zu, den Blick auf seine rot glühenden Augen gerichtet. Ich sah, wie Triumph darin aufleuchtete, als er mich an der Kehle packte und zubeißen wollte. Dann verwandelte sich die Siegesgewissheit in Schrecken, als ich ihm die Nadelspitze meines brandneuen Spielzeugs in den Bauch rammte. Direkt in den Schnitt, den ich ihm vorhin beigebracht hatte. »Ich richte Kaldan schöne Grüße von dir aus«, sagte ich, drückte die Kugel zusammen und injizierte ihm das Salzwasser.
Dann riss ich den Aspirator wieder heraus und wich zurück. Er erstarrte. Das Fleisch um die Wunde herum begann, Blasen zu werfen, dann schmolz es und das Blubbern breitete sich über seinen ganzen Körper aus, während er schrie und schrie und schrie. Schließlich musste ich mir die Ohren zuhalten.
Der Gestank war furchtbar. Zum Glück können die meisten Menschen die Untoten nicht so riechen wie ich. Das hier hätte sonst eine Menge Aufmerksamkeit erregt.
Ein letzter Schrei erklang, dann war es, als würde etwas in ihm loslassen, und sein Körper löste sich auf und schmolz zu einer rauchenden Schleimpfütze im Gras zusammen, die rasch versickerte. Wie bei Dämonenbrut, die man mit Weihwasser besprenkelt. Der Aspirator lag schwer in meiner Hand. Mir war schlecht. Das Ding hatte mir das Leben gerettet, aber das hier war furchtbar gewesen … Vampire mochten nicht mehr sein als blutsaugende Parasiten ohne Seele und Bewusstsein, aber niemand verdient es, so zu sterben.
Ich holte aus, um die Waffe in den Fluss zu werfen, hielt dann jedoch inne. Allein der Gedanke stieß mich ab, aber vielleicht würde ich das Ding eines Tages noch brauchen. Ich steckte es zurück in meine Tasche und machte mich dann daran, meine Messer einzusammeln.
Kapitel neun
Auf dem Weg nach Hause war ich noch immer aufgedreht von der Jagd. Natürlich hatte ich die Dinge durch Terrance’ Vernichtung nur hinausgezögert. Immerhin gab es da noch immer Kaldan, und wenn ihn Darroch wirklich dafür bezahlte, dass er mir seine Lakaien hinterherschickte, würde mich jetzt eben ein anderer als Terrance verfolgen. Trotzdem fühlte ich mich, als wäre ich irgendwie einen Schritt weitergekommen oder hätte wenigstens wieder Kontrolle über mein Leben.
Mit den Fingern trommelte ich auf das Lenkrad. Wenn Darroch glaubte, er könnte mich einfach manipulieren, dann hatte er sich geschnitten. Ich lasse mich nicht so leicht ablenken und noch weniger leicht töten. So viel hatte jener Vampirangriff vor drei Jahren immerhin bewiesen. Was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Wie wahr, wie wahr.
Das brachte mich auf ein anderes Thema, über das ich allerdings lieber nicht nachdenken wollte. Was genau war da draußen am Flussufer mit mir geschehen? Ich erinnerte mich vage an das Gefühl, die Nacht würde mich einhüllen, mich nähren. Ich schauderte. Das Beunruhigendste an der ganzen Sache war, dass es beim ersten Mal zwar ein Versehen, beim zweiten Mal dagegen pure Absicht gewesen war. Was zum Teufel geschieht mit mir?
Mein Handy klingelte. Bevor ich abnahm, wusste ich schon, dass es Cordelia war. Offenbar hatte sie ein Händchen dafür, genau zu wissen, wann in meinem Leben etwas Merkwürdiges geschah. Noch merkwürdiger als üblich, meine ich.
Nachdem ich am Straßenrand gehalten hatte, hob ich ab. »Hi, Cordelia.«
»Morgan, sei ehrlich, ist alles in Ordnung mit dir?«
Ich seufzte. Es war nicht alles in Ordnung. Nicht wirklich. Aber ich war jetzt noch nicht bereit, darüber zu reden. »Fürs Erste schon, Cordelia. Ich will einfach nur nach Hause und ein bisschen schlafen.« Am Horizont zeigte sich ein erster heller Streifen. Bettzeit für mich. »Kann ich morgen bei dir vorbeikommen?«
»Natürlich. Bist du sicher, dass es so lang warten kann?«
»Ja, ich bin okay. Danke.« Anscheinend war sie fest entschlossen, als meine Beichtmutter zu fungieren. Dabei bin ich nicht mal katholisch.
Ich ahnte, dass sie lächelte. »Jederzeit, Morgan. Bastet lässt dich grüßen.« Und schon hatte sie aufgelegt.
»Ich will lieber gar nicht wissen, woher sie weiß, was die Katze denkt«,
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