Kissed by Darkness
meinen Augen tanzten. Die Nacht umhüllte mich, ihre Energie floss tief in mich. Allmählich machte ich mir wirklich Sorgen um meinen Verstand.
»Morgan?« Seine Stimme klang rau, voller Verlangen und Sehnsucht. Er zog mich hoch und drehte mich zu sich herum.
Irgendetwas stimmte mit seinen Augen nicht. Ihr Eisblau hatte sich in ein dunkles, gelbes Glimmen verwandelt. Nein, es war Gold. Seine Augen waren rotgolden. Nicht so wie die des Vampirs, sondern eher orange, wie Flammen. Seine Pupillen waren zu grünlich schwarzen Schlitzen geworden und das Feuer der goldenen Iris umloderte sie.
Ich versuchte, etwas zu sagen, ihn zu fragen, warum sich seine Augen so verwandelt hatten, aber ich brachte kein Wort heraus. Ich starrte ihn nur weiter an, während sich ein Schleier über meine Wahrnehmung legte und die Dunkelheit durch mein Blut rauschte. Ich wollte ihn. Ich wollte ihn so sehr, dass ich es kaum ertragen konnte. Ich packte ihn vorn am Hemd und versuchte, ihn zu mir herunterzuziehen.
Er stöhnte auf und ich sah, dass er mich genauso fieberhaft wollte wie ich ihn. Ich kämpfte nicht mehr dagegen an, er allerdings schon. »Morgan, nein. Morgan, hör auf.«
Noch immer lagen seine Hände auf meinen Schultern, schwer und warm. Ich wusste nicht genau, womit ich aufhören sollte, und es war mir auch egal. Mir war ganz und gar nicht nach Aufhören zumute. Ich fühlte nichts anderes mehr als diese alles verzehrende Sehnsucht, schieres Verlangen durchströmte mich wie geschmolzene Lava. Ich war heiß und feucht und mehr als bereit für ihn.
Endlich fand ich meine Stimme wieder, aber sie klang irgendwie komisch. Ganz heiser und rauchig und so gar nicht nach mir. Ich wollte ihm erklären, dass dies hier nicht ich war, doch stattdessen sagte ich mit dieser rauchigen Nicht-ich-Stimme: »Kämpfe nicht dagegen an, Inigo. Lass los.«
Einen Augenblick schien er noch mit sich zu ringen, dann presste er den Mund hart auf meinen und drückte seinen Körper gegen meinen. Er umschlang mich und zog mich noch enger an sich. Feuer rauschte durch meine Adern und vertrieb die Dunkelheit. Stromstöße kribbelten überall in mir und das Verlangen wurde so stark, dass ich glaubte, sterben zu müssen. Dunkelheit, Feuer, die kleinen Funken leuchteten immer heller. Es gab nur noch Inigo und mich, unseren Atem, unsere Münder und Körper.
Ich schlang die Arme um ihn, vergrub die Finger in seinem seidigen Haar. Seine Haut schien mich zu verbrennen und ich ergab mich ganz ihm und seinem Kuss, verlor jeden Sinn für Zeit und Raum und fühlte nur noch ihn. Dann wurde alles schwarz.
Ich kauerte in einer Höhle unter einem Ödlandplateau und hielt fieberhaft ein goldenes Amulett umklammert. Der blaue Stein in der Mitte glühte schwach und warf ein fahles Licht auf die feuchten Erdwände um mich herum. Mit letzter Kraft hatte ich die Geschichte unserer sterbenden Rasse an die Höhlenwände gemalt. Eines Tages würde auf diesem Plateau eine Stadt entstehen, eine Stadt, in der Tausende von Konflikten tobten, doch das würde ich nicht mehr erleben.
Ich wischte mir über die Stirn, und als ich sie zurückzog, war meine Hand schweißnass. Die Krankheit, die in meinem Körper wütete, gewann allmählich die Oberhand. Bald würde nichts mehr von mir übrig sein.
Das Herz verschloss sich. Ich fühlte, wie mir sein Schutz nach und nach entglitt. Bald schon würde ich seine Kraft nicht mehr erreichen können und dann würde die Krankheit siegen. Der letzte Hohepriester von Atlantis würde nicht mehr sein und an seine Stelle würde eine brutale Bestie treten, die nach Blut, Fleisch und Gewalt hungerte.
Ich hatte schon so viel Gewalt gesehen. Wie grauenvoll für einen Mann, der sein ganzes Leben dem Frieden gewidmet hatte. Ich drückte das Amulett fester gegen meine Brust und fühlte, wie ich durch die Zeit glitt. »Jetzt bin ich der Tod geworden.« Ein schwaches Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Ich würde nicht der Einzige sein, der diese Worte sprach. Das wusste ich, wie ich so viele Dinge wusste.
Und ich war wahrhaftig der Tod geworden. Ich hatte meine Pflicht als Hohepriester nur allzu gut erfüllt und jetzt lag die Stadt Atlantis mit all ihren Bewohnern, den letzten reinblütigen Atlantern, begraben unter einem Meer aus Stein und Lava. Ich hatte die Seuche aufgehalten, aber zu welchem Preis. Jetzt mussten Varan und seine Krieger nur noch die letzten Menschen finden und vernichten, die noch immer die Seuche in sich trugen. Die Nightwalker. Diese
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