Kissed by Darkness

regnen zu lassen. Zum Beispiel über Getreidefeldern oder zu Dürrezeiten auch direkt in die Tröge der Tiere. Bei Überschwemmungen konnten sie sogar Flüsse in Schach halten. Feuermagier konnten ein Lagerfeuer tagelang ohne Brennstoff in Gang halten, damit ihr Volk im Winter nicht frieren musste. Luftmagier konnten Schiffe antreiben oder Stürme mildern und Erdmagier konnten Wege bahnen und sogar Pflanzen wachsen lassen. Erstaunlich.«
    »Waren diese Magier Menschen? Oder Atlanter?«
    Er lächelte. »Gute Frage. Die Magier waren Menschen, aber ich glaube, dass es die Atlanter waren, die ihnen beibrachten, die Elemente zu leiten. Irgend so eine Quantenmechaniksache. Früher beherrschten wir diese Kunst sehr gut, aber nach und nach wurden die Menschen träge und das Wissen ging verloren. Sogar unter den Magiern. Es ist eine Schande, denn sie konnten so vieles erreichen.«
    »Aber?« Ich wusste, dass es ein Aber gab. Menschen sind immerhin Menschen und an dem Sprichwort, dass Macht jeden korrumpiert, ist sicher etwas dran.
    Ein Anflug von Zorn und Trauer lag in seiner Stimme. »Aber es gab auch eine sehr dunkle Seite ihrer Macht. Sie konnten ihre Elemente auch während einer Schlacht bündeln und leiten, ganz ähnlich, wie Sie es mit der Dunkelheit tun. Die Elemente wurden in ihren Händen zu Waffen. Sie machten die Magier stärker, schneller, tödlicher und fast unbesiegbar.«
    Der harte Ausdruck in seinen Augen sagte mir, dass das noch nicht alles war, und es machte mir Angst. »Ist das denn nicht etwas Gutes? Fast unbesiegbar zu sein, meine ich? Besonders in meinem Fall, weil ich doch gegen Vampire kämpfe.«
    »Es wäre etwas Gutes gewesen«, stimmte er zu. »Wenn die Elementmagier nicht süchtig nach ihrer Macht geworden wären. Diese Form der Macht gehört nicht in Menschenhände, nicht einmal in die Hände jener Menschen, die mit der Fähigkeit, Elemente zu leiten, geboren werden. Letztendlich trieb sie die Macht alle in den Wahnsinn, ihr Verlangen danach wurde stärker als alles andere. Dabei zerstörten sie sich beinahe selbst, ganz zu schweigen von jenen, die sie eigentlich hatten beschützen wollen. Am Ende mussten sie alle gejagt und getötet werden.«
    Also befand ich mich möglicherweise am Rande des Wahnsinns, und das dank einer uralten magischen Fähigkeit. Super. Einfach super. Das erklärte natürlich eine Menge. »Also ist diese Sache mit der Dunkelheit das Gleiche, was die Elementmagier getan haben?«
    Wieder zupfte Eddie an seiner Unterlippe und rückte dann seine Brille zurecht. »Ich bin nicht sicher. Sehen Sie, die Elementmagier arbeiteten und lernten jahrelang , bis sie auch nur eine winzige Menge ihres Elements leiten konnten. Einige von ihnen besaßen eine natürliche Begabung, und unter diesen waren es trotzdem nur sehr wenige, die ihr Element so gut beherrschten, wie ich es gerade beschrieben habe. Vielleicht einer unter tausend. Und um ein Element in eine Waffe zu verwandeln, waren noch einmal viele Jahre der Übung nötig.«
    »Aber mir ist es einfach passiert. Ich habe das nicht geprobt oder geübt oder so. Erst war noch alles ganz normal, und plötzlich …« Ich zuckte mit den Schultern.
    »Aber mittlerweile haben Sie eine gewisse Kontrolle darüber?« Über den Rand seiner Brille hinweg betrachtete er mich.
    »Na ja, so in etwa. Anscheinend kann ich es jetzt rufen, jedenfalls im Kampf. Ich habe es schon getan. Als ich es zum ersten Mal gerufen habe, war es noch relativ, ich weiß auch nicht, milde. Es war zwar da, aber geholfen hat es mir eigentlich nicht besonders. Allerdings habe ich es damals auch nicht so richtig versucht.«
    Ich zog einen Hocker hinter dem Tresen hervor und ließ mich darauf fallen. »Aber letzte Nacht war es anders.« Ich runzelte leicht die Stirn und versuchte, mich genau zu erinnern. »Um ehrlich zu sein, habe ich diesmal wohl nicht einmal direkt daran gedacht. Es war einfach … da. Bei Pittock Mansion habe ich es eigentlich gar nicht gebraucht, da waren es ja nur zwei Vampire, aber letzte Nacht brauchte ich es unbedingt.«
    Er zeichnete mit dem Finger die Flammen am Rand der Seite nach. »Und die Dunkelheit ist gekommen, als Sie nach ihr gerufen haben?«
    »Oh ja, und wie. Ich kann mich nicht einmal mehr so richtig an alles erinnern. Aber ich weiß nicht, ob das an der Dunkelheit liegt oder an …« Ich brach ab. Auf keinen Fall würde ich Eddie auch noch die ganze Geschichte mit Inigo auftischen.
    »Also keine eindeutige Kontrolle, aber wenn Sie sie