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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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davon ausgegangen, es gäbe dort Licht.
    Gibt es aber nicht. Kein Licht und kaum Luft. Es fühlt sich an wie damals, als ich acht war und aus Versehen in der Abstellkammer eingesperrt wurde. Außer dass damals wenigstens noch Schuhteile da waren, Lederstücke, etwasVertrautes. Ich taste um mich herum. Zu meiner Linken ist nichts. Rechts fühle ich jemanden. Norina. Sie ist einen Schritt zur Seite getreten.
    »Norina, bist du das?«
    »Ja.«
    »Sorry. Hier ist es echt dunkel. Du hast mich gar nicht ausreden lassen. Ich wollte sagen, dass man wirklich ganz genau angeben muss, wohin man möchte. Du kannst zum Beispiel nicht einfach sagen, dass du nach South Carolina willst oder in irgendeine Stadt. Auf die Art landest du unter Wasser oder mitten auf der Straße oder wo immer wir jetzt auch sind. Du musst dir ganz genau wünschen, wohin du möchtest.«
    »Verstehe.« Norinas Stimme klingt anders. Irgendwie älter. Aber im Dunkeln klingt immer alles anders. Ich frage mich, wo wir sind. In einer Höhle vielleicht? Meine Augen können sich nicht an diese Dunkelheit gewöhnen. Hier ist es dunkler als dunkel.
    »Jedenfalls…« – ich versuche, ruhig zu bleiben – »… wenn du hier herüberkommst, können wir den Umhang noch einmal benutzen und genau dahin gehen, wohin du möchtest. In das Haus deiner Eltern oder so.«
    »Das wirrd nicht notwendig sein.«
    Wirrd? Es überläuft mich eiskalt. Ich bekomme Gänsehaut an den Armen und will den Umhang enger um mich ziehen. Doch da stelle ich fest, dass er nicht mehr da ist. Norina muss ihn sich geschnappt haben. »Norina, ich glaube, du hast meinen …«
    Ich verstumme. Ich weiß, da ist keine Norina, es gab nie eine. Ich erinnere mich an Victorianas Worte: »Klügere als du sind schon darauf hereingefallen.« Und an ihre Beschreibung der Hexe, die sich als Dorfmädchen verkleidete, um Prinz Philippe mit einem Fluch zu belegen. Ich höre, wie ein Streichholz angezündet wird, und weiß, dass ich in Gesellschaft genau dieser Hexe bin. Die Dunkelheit rührt daher, dass wir uns unter der Erde befinden.
    Ein Lichtkreis entsteht um sie herum, der die Hakennase und den Buckel einer alten Frau enthüllt. Sieglinde. Es gibt sie wirklich.
    »Wir sind nicht in South Carolina, oder?«
    »Natürrlich nicht«, sagt die alte Frau. »Wirr sind in Zalkenbourg. Aberr das spielt keine Rrolle. Sobald kommt Siegfried, du wirrst garr nirrgends mehrr sein.«
    »Siegfried?«
    »Mein Sohn, Siegfried. Ich glaube, du chast ihn gesehen. Err fährrt Motorrad.«
    Ja. Ich habe ihn gesehen.
    »Natürrlich ich könnte dich selbst umbringen, aber Siegfried chätte gern diese Ehre. Er warr in grroßen Schwierrigkeiten, als err dich nicht konnte umbringen in Miami, deshalb ich versprach, dass ich damit würrde auf ihn warrten.«
    Oh. Na ja, wenn er das unbedingt möchte.
    »Danke iebrigens fürr den Tipp mit dem Genausein.« Sie zieht den Umhang um sich. »Ich winschte, ich wäre oben im Haus, in der Kieche.«
    Sie nimmt die Kerze mit, als sie verschwindet, deshalb sitze ich wieder im Dunkeln.

24
    Ich bin in Zalkenbourg, unter der Erde, und warte auf einen Furcht einflößenden Kerl namens Siegfried, und ich habe keinen Umhang. Ich bin ein toter Mann, dabei bin ich noch nicht mal ein Mann. Ich bin noch ein Teenager. Ich denke an alles, was ich bereue. Dass ich meiner Mutter nicht richtig auf Wiedersehen gesagt habe, dass ich Meg angelogen habe, dass ich mich überhaupt auf diese gefährliche Suche eingelassen habe.
    Ich höre Geräusche, ein Kratzen. Ist es Sieglinde, oder ist es Siegfried? Nein. Es sind nur Ratten. Und nicht die hilfreiche sprechende Variante, sondern die Variante, die Tollwut überträgt.
    Ich. Bin. So was von. Tot.
    Der Ort, an dem ich mich befinde, riecht nach Schmutz und Fäulnis. Ich spüre, wie mir die Luft aus der Lunge gesaugt wird, und in der Luft, die ich mir noch bleibt, beginne ich zu beten, für meine Mutter zu beten, dass es ihr gut geht, dass sie ohne mich überlebt.
    Wenn ich hier sterbe, wird niemals jemand erfahren, was mit mir passiert ist. Ich werde wie die Ehemaligen sein, die Leute, die spurlos verschwunden sind.
    Ich trete auf etwas Kleines. Wahrscheinlich einen Käfer.Doch vielleicht, vielleicht ist es auch das Streichholzkärtchen, das Sieglinde hatte.
    Ich falle auf die Knie und suche danach. Licht wäre gut. Ich finde jedoch keine Streichhölzer. Ich greife in meine Tasche, in der unmöglichen Hoffnung, etwas zu finden, das mir helfen könnte, aber alles, das mir in

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