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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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sie auf meinen Rücken steigen kann. Als sie oben ist, richte ich mich auf und nehme sie huckepack. Dann leuchte ich mit der Taschenlampezur Falltür hoch und gehe schwankend darauf zu. Meg drückt dagegen, und zu meiner Überraschung gibt die Tür nach.
    »Schaffst du das?«, frage ich, während etwas über meinen Fuß huscht.
    Sie greift nach oben. »Ich glaube schon. Aber warte mal kurz.«
    »Was?«
    »Gib mir den Ring zurück.«
    Also, das ist echt der Gipfel. Sie lässt mich hier in Europa zum Sterben zurück, und das Wichtigste ist, dass ich ihren Ring nicht behalte. Aber ich sage: »Sicher. Ich nehme an, er ist ein Erbstück, stimmt’s?«
    »Manchmal ist er ganz praktisch.«
    Ich ziehe ihn von meinem Finger und reiche ihn ihr. »Beeil dich. Du wirst mir langsam zu schwer.«
    Sie nimmt den Ring, dann klettert sie auf meine Schultern, um näher an die Tür zu gelangen. Ich versuche, die Taschenlampe gerade zu halten, aber meine Hand zittert, und mein Rücken tut weh. Schließlich drückt Meg die Falltür nach oben. Sie schaut hinaus, und ich spüre die Luft. Klare, frische Luft füllt meine Lunge. Ich atme tief ein.
    »Wir sind mitten im Nirgendwo«, sagt Meg und schaut hinaus.
    »Kannst du rausklettern?« Ich schalte die Taschenlampe aus, aber der Vollmond, der zwischen hohen Kiefern hervorlugt, spendet noch Licht.
    »Ich glaube schon.« Sie schwingt erst den einen, dannden anderen Arm raus, dann zieht sie sich hoch. »Erde. Und Kiefernnadeln. Wir sind irgendwo draußen.«
    »Du zumindest.«
    Sie tritt auf meine Schulter.
    »Autsch!«, sage ich, als ihr Fuß meine Wange trifft.
    »Sorry.« Der Fuß findet wieder zurück auf meine Schulter. Meg schiebt sich hinaus. »Geschafft. Jetzt du.«
    »Hä?«
    Sie streckt ihre Hand zu mir nach unten. »Ich ziehe dich raus.«
    Ich hole tief Luft. Ich hätte wissen müssen, dass Meg mich nicht im Stich lässt. Aber als ich nach oben greife, damit sie mich herausziehen kann, rutscht sie fast zurück ins Loch. Ich lasse los.
    »Geh vielleicht ein Stückchen zurück.«
    Das nächste Mal rutsche ich aus ihrem Griff und falle auf den Boden. Eine Kakerlake oder ein Käfer oder sonst ein zalkenbourgisches Ungeziefer krabbelt über meine Hand. Es ist riesig, und ich denke an Siegfried, der vielleicht bald hier sein wird. Immerhin hat Sieglinde den Mantel. Sie braucht Siegfried nur zu finden und hierherzubringen. Wenn er kommt und Meg entdeckt, wird sie genauso mausetot sein wie ich.
    Ich treffe eine Entscheidung. »Du solltest gehen.«
    »Und dich hier zurücklassen? Wohl kaum.«
    »Ich bin derjenige, der in diesen Schlamassel hineingeraten ist. Dafür sollst du nicht bezahlen.«
    »Aber vielleicht könnte ich …«
    Ich gebe nicht nach. »Hör mal, ich habe einen Plan. Wenn sie hierherkommen, werden sie den Umhang dabeihaben, der dich an jeden beliebigen Ort bringt. Jetzt, wo ich deine Taschenlampe habe, bin ich im Vorteil. Ich werde mich im Dunkeln anschleichen, die Taschenlampe einschalten und mir den Umhang schnappen. Dann wünsche ich mich an einen völlig absurden Ort, auf den sie nie im Leben kommen, ein Fußballstadion zum Beispiel. Dort werde ich mich eine Weile verstecken. Sie werden mich niemals finden.«
    »Oookayy.« Ich merke, dass sie es nicht versteht. Sie kapiert das mit dem Umhang nicht. »Hör mal, ich werde jemanden finden, der Englisch kann, und mit ihm zurückkommen, um dich zu holen.«
    »Okay.« Ich denke daran, wie unwahrscheinlich das ist, wo doch die Hexe für den König arbeitet. Und ich sage: »Du musst jetzt gehen. Bitte, Meg, lass mich nicht dafür verantwortlich sein, dass dir etwas zustößt.«
    »Ich werde jemanden finden.«
    »Du hast eine Kreditkarte in deiner Handtasche, oder? Für Notfälle? Du kannst dir ein Ticket nach Hause kaufen. Und dann kannst du meiner Mutter erzählen, was mir zugestoßen ist, damit sie sich nicht die ganze Zeit fragt, was passiert ist, so wie bei meinen Dad.«
    Sie holt tief Luft. »Oh Johnny.«
    »So habe ich das nicht gemeint. Ich werde irgendwie zurückkommen.«
    Ich glaube, ich höre sie schniefen. »Ich weiß nicht.«
    »Ich schon.« Die Entscheidung ist längst gefallen. Ich wende mich von Megs mondbeschienenem Gesicht ab. Bevor ich kneifen kann, sage ich noch mal: »Geh jetzt, Meg. Sie können jede Sekunde zurückkommen, ganz ohne Vorwarnung. Mach einfach die Tür hinter dir zu, damit sie nicht wissen, dass du hier warst. Ich sage jetzt nichts mehr.«
    Ich weiche in eine Ecke des Erdlochs zurück, und eine

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