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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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echte Schuhe redet. Sie meint mich und Victoriana. Doch als ich sie anschaue, erwidert sie meinen Blick nicht. Hinter uns fängt ein Typ mit Gitarre an, Brown-Eyed Girl zu singen. Ich denke an das Empire State Building gestern, als ich Meg fast geküsst hätte. Sie ist schon mein Leben lang meine beste Freundin. Wir machen zusammen Hausaufgaben. Sie trägt meine Schuhe Probe und hört zu, wenn ich über meine Träume schwafle. Ist das nicht Liebe? Der Himmel hat einen seltsamen Lavendelton, und ich beuge mich zu Meg herüber.
    Und dann, aus den Augenwinkeln, sehe ich sie. Sieglinde. Sie ist wieder hübsch, wie als Norina, nur ein bisschen anders. Trotzdem weiß ich, dass sie es ist, und sie sucht die Menschenmenge ab, als würde sie nach etwas Ausschau halten. Weiß sie von dem Rotschopf? Nein. Ihr Blick ist nach unten gerichtet, als würde sie nach dem Frosch suchen. Sie weiß, dass er hier ist. Wenn sie mich entdeckt, wäre das eine Katastrophe. Sie könnte mich wieder in Geiselhaft nehmen, um Informationen aus mir herauszupressen. Sie könnte sich Meg schnappen. Das kann ich nicht zulassen.
    Ich ziehe den Umhang aus meinem Rucksack, dann wickle ich ihn um uns herum.
    Meg sieht mich erschrocken an. »Was willst du …?«
    Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Ich flüstere denersten Ort, der mir in den Sinn kommt. »Ich wünschte, ich wäre auf dem Friedhof von Key West.«
    Einen Augenblick später sitze ich auf einer Gruft, auf der Folgendes steht:
    ICH SAGTE DOCH, DASS ICH KRANK BIN
    B. P. ROBERTS
    17. MAI 1929 – 18. JUNI 1979
    Meg liest die Inschrift und lacht. »Immer ein Abenteuer.« Unter dem Umhang drückt sie meine Hand. »Warum genau sind wir hier?«
    »Ich habe sie gesehen.«
    »Tessa. Ich dachte, du wolltest …«
    »Nicht Tessa. Sie. Sieglinde. Ich habe sie auf dem Mallory Square gesehen. Sie weiß, dass der Frosch hier ist. Ich musste uns da wegbringen.«
    Meg schaut sich um. Der Friedhof ist fast leer, wahrscheinlich weil alle auf dem Mallory Square sind. Wir sind von bröckelnden Grabsteinen umgeben, die teilweise über hundert Jahre alt sind. In einer Ecke befinden sich Mausoleen, diese großen überirdischen Häuser für die Toten. Sie erinnern mich an The Haunted Mansion in Disney World. »Aber warum hierher?«, fragt Meg.
    »Es war der erste Ort, der mir eingefallen ist. Mom und ich waren mal hier. Wir haben eine Gruselführung mitgemacht.«
    Meg sieht nicht besonders glücklich aus. Sie blickt sich noch einmal um, und trotz der Sommerhitze spüre ich, wie sie unter dem Umhang schaudert. Deshalb überrascht es mich nicht, als sie sagt: »Es macht mir Angst. Warum gucken wir nicht, ob es hier in der Nähe irgendwelche Hotels gibt?«
    »Okay.« Ich rolle den Umhang zusammen und stopfe ihn in meinen Rucksack, aber den Reißverschluss lasse ich wieder offen. Wir machen uns auf den Weg zum Haupteingang. Obwohl Meg den Friedhof unheimlich findet – oder vielleicht gerade deswegen –, sage ich: »Wusstest du, dass hier mal ein Grab ausgeraubt wurde?«
    Meg versucht, mich zu ignorieren, aber ich wiederhole es. »Wusstest du, dass …?«
    »Iiih. Erzähl’s mir nicht.«
    »Dieser alte Kerl, er war ein Graf oder so, war verliebt in dieses junge Mädchen, das dann starb. Sie lag in einem dieser Mausoleen, und eines Nachts …«
    »Ich hör nicht zu! Ich hör nicht zu!«
    »… brach er ein und stahl ihre Leiche. Er zog ihr ein Hochzeitskleid an und behielt sie.«
    »Stopp! Hat sie nicht gestunken?«
    Ich zucke mit den Achseln. »Wahrscheinlich schon. Er ersetzte große Teile ihrer Haut durch Wachs.«
    »Ich hasse dich.« Meg beschleunigt ihren Schritt, aber sie kann nicht weglaufen, weil da so viele winzige Grabsteine herumstehen, wie man sie auf alten Friedhöfen oft sieht und die man für Babys verwendet.
    »Komm schon«, sage ich, »das ist eine Liebesgeschichte. Tatsache ist …« Ich verstumme.
    »Was?« Meg bleibt direkt neben einem Mausoleum stehen. Die Sonne ist jetzt fast untergegangen. Ich gehe schneller, um sie einzuholen. Dabei zeige ich auf das Mausoleum.
    »Tatsache ist was?«, fragt Meg.
    »Tatsache ist, dass sie direkt … hier begraben war!« Ich packe Meg heftig am Arm. Sie kreischt und reißt sich los, dann rennt sie so schnell sie kann aus dem dämmrigen Friedhof hinaus. Ein paar andere Touristen kreuzen auf und machen »Tztz« , weil wir die Totenruhe stören. Ich lache und laufe ihr nach.
    Als wir das Tor erreichen, sehe ich etwas, was mich nach Luft schnappen und anhalten

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