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Klack: Roman (German Edition)

Klack: Roman (German Edition)

Titel: Klack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Modick
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Schiff wird kommen. Das passte irgendwie. Sturm orgelte um die Hausecken, Graupel dengelte ein wüstes Schlagzeugsolo ans Küchenfenster, übertönte Caterina Valente.
    »Da kann man es ja richtig mit der Angst bekommen«, sagte Hanna.
    Lemartin lächelte souverän. »Hab keine Angst, Chérie, ich bin ja bei dir.«
    Das klang nicht philosophisch, sondern wie eine Zeile aus einem schlechten Schlager. Um vor Lachen nicht loszuplatzen, biss ich mir auf die Unterlippe. Hab keine Angst, Chérie! Oh, là, là. Was für ein Süßholzraspler! So einen Kitsch hatte ich mir Clarissa gegenüber noch nie erlaubt und würde es auch nie tun. Wie mochte es ihr jetzt gehen? Im Schandfleck tropfte es garantiert überall durchs Pappdach. Ob sie auch Angst hatte? Solche Unwetter gab es in Italien doch gar nicht. Da schien immer die Sonne. Ob ihr Vater zurück war?
    Im Wohnzimmer klingelte das Telefon. Hanna ging hin. Lemartin kratzte sich den messerscharfen Bartstreifen am Kinn, paffte Wölkchen in die Luft und sah mich nachdenklich an. Offenbar philosophierte er darüber, was er sagen sollte, um das peinliche Schweigen zu beenden. Ich überlegte auch. Vielleicht sollte ich ihn mal fragen, was Fromms auf Französisch hieß? Oder wie ihm unsere deutschen Fräuleins gefielen?
    Aber da kam Hanna schon zurück.
    »Papa hat angerufen. In Kassel regnet es auch. Sie haben aber in der Tagesschau gesehen, dass es hier oben bei uns ganz schlimm sein muss, und machen sich Sorgen.«
    »Wir sitzen ja im Trockenen«, sagte ich.
    Hanna nickte und grinste. »Sie machen sich auch keine Sorgen um uns, sondern um den Eichhörnchenvorrat. Papa wollte nur wissen, ob der Keller auch nicht unter Wasser steht.«
    »Mal wieder typisch«, sagte ich.
    Hanna und ich sahen uns einen Augenblick lang an und brachen dann in wieherndes Gelächter aus. So einverständig hatten wir schon seit Jahren nicht mehr gelacht, und ich hatte schon fast vergessen, wie nett meine große Schwester manchmal sein konnte.
    »Was ist denn ein Eichhörnchenvorrat?«, erkundigte sich Lemartin, und wir erklärten ihm immer noch keckernd und kichernd, dass es sich dabei um die im Keller gehorteten, eisernen Rationen handelte, mit denen wir alle Atomschläge des kommenden Weltkriegs überstehen würden. »Denk daran, schaff Vorräte an.«
    »Kurios«, sagte er, lachte aber nicht mit, »wirklich kurios.« Sein Gesicht verriet Verständnislosigkeit.
    Dann verabschiedete er sich, gab Hanna ein züchtiges Wangenküsschen und verzog sich ins Juchhe. Hanna näher zu treten, während ihr kleiner Bruder dabei war, überstieg offenbar seine Schwerenöterqualitäten. Vielleicht würde sie sich zu ihm nach oben stehlen und ein bisschen philosophieren, sobald ich eingeschlafen sein würde?
    Fünf Minuten später stand Lemartin wieder vor unserer Tür. Im Juchhe leckte es durchs Dach, und zwar ausgerechnet über seinem Bett. Decken, Laken, Kissen, alles klatschnass. Wir quartierten ihn auf der Wohnzimmercouch ein und gingen dann zu Bett. Bis ich einschlief, hörte ich zwischen Wohnzimmer und Hannas Zimmer keinerlei Schleichverkehr. Hätte ich etwas gehört, wäre ich zwar eifersüchtig gewesen, weil ich nicht einfach mal eben so zu Clarissa rüberschleichen konnte, aber ich hätte es Hanna nicht übel genommen. Diesmal nicht. Nicht heute Abend, nicht in der Weltuntergangsnacht der großen Flut.

    Am nächsten Morgen war die Welt immer noch da, hatte sich aber erheblich verändert. Soweit ich es vom Fenster aus erkennen konnte, stand die Straße unter Wasser; sogar die Bürgersteige waren überflutet. Der Garten sah aus wie eine Sumpflandschaft. Es regnete immer noch, aber der Sturm hatte nachgelassen. Der Ast des Birnbaums, der gestern Abend an ein paar Fasern zwischen Himmel und Erde gebaumelt hatte, war in den Zaun gefallen. Im Zwielicht sah es aus, als hätte sich ein Mensch mit verrenkten Gliedern im Stacheldraht verfangen – ein Mauertoter, der mit den Füßen noch im Osten lag, mit den ausgestreckten Armen aber bereits den Westen berührte. Er hatte die Drahtreihen zu Boden gedrückt und zwei Zaunpfosten in Schieflage gebracht. Der Anblick war gruselig, und dennoch gefiel er mir. Ein Gottesurteil. Als könnte er Gedanken lesen, kam in diesem Moment Herr Tinotti aus dem Schandfleck und zerschnitt mit einer Drahtschere den Stacheldraht. Der Ast sank wie in Zeitlupe auf den sumpfigen Boden, und befreit von ihrer Last, richteten sich die Pfosten wieder ein Stück auf.
    In der Küche klapperte

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