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Klammroth: Roman (German Edition)

Klammroth: Roman (German Edition)

Titel: Klammroth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isa Grimm
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Art Serienmörder ist und Ihre Stiefmutter sein letztes Opfer war?«
    Ja, ganz genau , hätte sie nur zu gern entgegnet. Stattdessen sagte sie: »Vielleicht wäre es eine gute Idee, mal die Spurensicherung hier runter zu schicken.«
    Zwei Meter entfernt blieb er stehen und leuchtete auf den Boden zwischen ihnen. Der reflektierte Schein war gerade stark genug, um seine Züge von unten zu erhellen. Jetzt sah er aus wie ein Geist, der aus der Dunkelheit dieser Katakomben getreten war.
    »Die Spurensicherung«, sagte er, »würde mir dieselben Fragen stellen wie ich Ihnen. Und noch ein paar mehr. Weil so ein Einsatz einen Haufen Geld kostet, für das irgendwer aufkommen muss.«
    »Aber vielleicht finden die etwas. Nicht aus den letzten Jahren, aber von früher   … irgendwelche Rückstände, Blutspuren, was weiß ich.«
    »Und das alles, weil Sie so ein Gefühl haben?«
    Ihr Blick wurde frostig. »Ich dachte einfach, es interessiert Sie vielleicht.«
    »Die würden von mir wissen wollen, was das mit demTod Ihrer Stiefmutter zu tun hat. Und welche Indizien ich habe, die solch einen Einsatz rechtfertigen. Glauben Sie mir, Bauchgefühl werden die nicht gelten lassen.«
    Sie hob abwehrend die Hände, weil sie genug hatte. »Vergessen Sie’s einfach.«
    »Sie wissen genau, dass ich das nicht kann. Selbst wenn ich’s wollte.«
    »Und was nun?«
    Er dachte eine Weile nach. »Ich glaube, wir sollten uns tatsächlich noch mal ausführlicher unterhalten. Aber nicht mitten in der Nacht und nicht hier.«
    Ihr war klar, worauf das hinauslief. »Ich wollte morgen nach Hause fahren.«
    »Das können Sie auch noch am Nachmittag oder am Abend tun.«
    »Meine Tochter   –«
    »Wird dafür Verständnis haben, dass ich Sie morgen früh in meinem Büro sehen möchte. Ganz offiziell. Um zehn Uhr im Präsidium.«
    »Sie wollen mich vernehmen?«
    »Wir unterhalten uns nur.«
    Sie sagte nichts darauf.
    »Der Kaffee ist nicht schlecht«, fügte er hinzu. »Immerhin.«
    »Ich hätte Sie nicht anrufen sollen.«
    »Ich bin froh, dass Sie’s getan haben. Aber Sie wissen mehr, als Sie bisher zugeben wollen, und so geht das nicht. Ich kann Sie gut leiden, und ich mag Ihre Bücher. Aber das ändert nichts daran, dass ich auf Ihre Aufrichtigkeit angewiesen bin.« Er musste ihr ansehen, was sie dachte, und deutete zum Ausgang. »Gehen wir zurück nach oben.«
    Das Echo in den Mauern schien anzuschwellen, als wollte es Anais nicht gehen lassen. Sie kam sich vor wie eine Süchtige auf Entzug, die sich selbst etwas vormachte. Hatte sie einen Vorwand gesucht, um ins Stille Haus zurückzukehren, weil sie es noch einmal spüren wollte, nur ein einziges letztes Mal? Von Stille hatte sie hergelockt, um sie auf den Geschmack zu bringen, wie ein Drogenhändler, der einer Fremden an der Bar etwas in ihr Getränk mischt. Um dann zu sagen: Ich hab noch mehr davon, viel mehr, und alles nur für dich.
    Herzog trat an ihr vorbei. Die Finsternis des Kellers schien Anais zu umklammern. Sie wollte bleiben, wollte mehr davon kosten, jeden einzelnen dieser Steine berühren und den Nachhall vergessener Schmerzen heraussaugen. Was geschah nur mit ihr? Was hatte von Stille in ihr geweckt, das sie bislang mit Schnitten und Medikamenten und vielleicht sogar ihrem Exhibitionismus unter Kontrolle gehalten hatte?
    Ihr wurde wieder schlecht, schlagartig und viel schlimmer als zuvor, aber diesmal übergab sie sich nicht. Sie wandte der Dunkelheit den Rücken zu und folgte Herzog hinaus in den Korridor. Seine Silhouette bewegte sich vor ihr her, und sie ertappte sich dabei, dass sie seinen Hinterkopf musterte, den Umriss seiner Schultern, und ein Teil von ihr erinnerte sich wieder an all die Messer, die sie während ihrer Auftritte benutzt hatte, an die Schnitte in ihr Fleisch und an das Blut, mit dem sie sich füllten, bis sie überliefen. Dachte an den heilsamen Schmerz und fragte sich zum ersten Mal, ob es immer nur ihr eigener sein musste.
    Herzog erreichte die Treppe und stieg über die Mauertrümmer. Er redete jetzt wieder, fragte, ob sie Hilfe brauche, und sie antwortete wohl auch, aber sie wusste schon einen Herzschlag später nicht mehr, was sie gesagt hatte. DasLicht geisterte vor ihnen die Stufen hinauf, dann durch die Öffnung hinaus in den fensterlosen Raum.
    Abrupt entließ sie der Sog aus seinem Bann, das Gefühl ebbte ab, und das Echo vergangenen Leids blieb zurück. Jetzt war ihr nur noch speiübel.
    »Ich begleite Sie bis zur Pension«, sagte er, als sie aus dem

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