Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
dachten ganz offensichtlich, ich wolle mir ein Essen auf Kosten des Hauses erschleichen, und sagten: » Ciao. « Aber ich gab nicht auf. Als ich ein paar Monate später wieder in New York war (Sie erinnern sich, wir lebten damals noch in Frankreich), schickte ich ihnen einen Vertrag, fand eine Autorin für sie (eine Frau namens Michelle Evans, die selbst ein hervorragendes Kochbuch geschrieben hatte und für diesen Job heldenhaft Italienisch lernte!), und wir hatten einen Deal …
Oder auch nicht.
Wir hatten eigentlich keinen Deal, denn da gab es einen dicken Haken. Wanda – die Matriarchin der Familie und die mit all den Rezepten – wollte nicht.
Zwei Gründe. Nummer eins: Sie wollte nicht, dass ihre Nachbarn ihre lange geheim gehaltenen, hochgeschätzten Familienrezepte in die Finger bekamen. Nummer zwei: Sie kannte mich doch überhaupt nicht, und als echte Sizilianerin traute sie mir nicht über den Weg. Warum machte ich das? Warum sollte ich ihnen helfen wollen? Was für Vorteile zog ich daraus? Und so weiter und so weiter.
Giovanna kümmerte sich um Punkt eins. Sie bearbeitete ihre Mutter wochenlang, und Wanda begann schwach zu werden. Den letzten Anstoß gab ich, als ich ihr versicherte, dass das Buch auf Englisch erscheinen würde, und da keiner ihrer Nachbarn etwas anderes als Italienisch sprach, wären ihre Geheimnisse gut aufgehoben.
Punkt zwei war etwas schwieriger. Womit konnte man sie wohl überzeugen, mir zu vertrauen?
Tja … eine Sache wäre da …
Norton.
Nach heftigem Grübeln beschloss Wanda, dass jemand, der mit seiner Katze reiste – und der seine Katze so sehr liebte, wie ich es offensichtlich tat –, ein ehrenhafter Mensch sein musste. Und jeder, der eine so wunderbare, brillante, wohlerzogene Katze hatte, musste einfach ein guter Mensch sein. Weil sie so beeindruckt von Norton war, hielt sie es für durchaus möglich, dass es für sie und ihre Familie mit mir aufwärts gehen würde. Also willigte sie ein, das Buch zu machen. Aber sie betonte noch einmal, dass sie es nur für Norton tat.
Und dank Norton passierte Folgendes: Das Buch erschien 1996. Giovanna und Wanda (die immer noch kein Wort Englisch sprach) gingen in Amerika auf eine landesweite Werbetour und eroberten die Kochwelt im Sturm. Sie traten in Fernsehsendungen auf, einschließlich Good Morning America , kochten bei der James Beard Foundation in Manhattan einen großartigen Lunch, wurden in so ziemlich jeder erdenklichen Zeitung und Zeitschrift erwähnt (in den Himmel gehoben trifft es eher) und bereiteten spezielle Dinners in so berühmten Restaurants zu wie Alice Waters’ Chez Panise in Berkeley und Mark Peels und Nancy Silvertons Campanile in Los Angeles. Durch all diese Werbung war das Restaurant in der Abtei in Gangivecchio bald ständig ausgebucht. Wandas Sohn Paolo, ein Architekt, baute auf dem Grundstück ein Gasthaus mit neun Räumen (er baute die alten Ställe zu wunderbaren Zimmern und einem separaten Speisesaal um, in dem er jetzt Küchenchef ist). Dieses Gasthaus ist jetzt stets ausgebucht. Außerdem bauten sie ein zweihundert Jahre altes Steinhaus zu einer luxuriösen Zwei-Zimmer-Suite mit riesigen gemauerten Kaminen in beiden Zimmern um. Und um das Maß vollzumachen, gewann ihr Buch den James Beard Award als bestes italienisches Kochbuch 1997. Wanda und Giovanna Tornabene waren nun offiziell Stars. Wenn Sie dieses Buch in Händen halten, wird ihr zweites Buch längst auf dem Markt sein und wird, da bin ich sicher, mindestens so erfolgreich sein wie ihr erstes (und ich weiß sogar, dass Wanda mittlerweile so stolz auf ihr erstes Buch ist, dass sie es sogar ihren Nachbarn zeigt, und zum Teufel mit dem Rezeptdiebstahl!).
Alles in allem ist dies eine meiner liebsten Verlegerstorys. Das Leben von Menschen hat sich verändert und absolut zum Besseren. Und nichts davon wäre passiert ohne Norton.
Janis, Norton und ich fuhren zwei Jahre, nachdem das erste Buch erschienen war, wieder nach Gangivecchio. Dieses Mal wohnten wir dort und verlebten ein paar wunderbare Tage, spazierten über das Anwesen und stopften uns natürlich voll (Wanda und Giovanna fuhren außerdem mit uns zum Einkaufen auf den Markt von Palermo, ein wahres Fest). Norton amüsierte sich ebenfalls prächtig. Er wurde nicht nur gut gefüttert, sondern hatte auch sechzig Hektar zum Streunen und viele Olivenbäume zum Klettern und Kratzen. Außerdem gab es auf dem Anwesen Tiere wie Sand am Meer, die ihm Gesellschaft leisteten. Wanda hatte ihren
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