Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
ist?), wurden wir auf fünf Wagen mit je vier Leuten – und in unserem Fall einer Katze – verteilt. Paare wurden getrennt, um das Konkurrenzdenken anzustacheln. Wie sich herausstellte, musste sich Margit keine Sorgen um den Ehrgeiz der Teams machen. Gegen Ende der Schatzsuche standen die Leute kurz davor, feindlichen Wagen die Luft aus den Reifen zu lassen. Janis warf sich irgendwann mitten auf die Straße, sodass mein Team unseren Wagen nicht bewegen – und damit einen Vorsprung vor ihrem Team gewinnen – konnte, ohne sie zu einem Pfannkuchen plattzuwalzen. Oder einem Crêpe, in diesem Fall. Margit hatte nämlich jedem Team einige extrem schlaue Gedichte gegeben, einige auf Französisch, einige auf Englisch. In den Gedichten waren komplizierte Hinweise versteckt, die uns jeweils zu einem Element der Schatzsuche führten. Aber man musste die Gegend gut kennen, um dahinterzukommen. Zum Beispiel führte uns ein besonders komplizierter Abschnitt des Gedichts zum besten Brotbäcker der Region. Das heißt, wir mussten erst einmal wissen, wer der beste Brotbäcker war. Wer schlau genug war, darauf zu kommen, musste dann eins seiner Spezialbrote kaufen als Beweis, dass wir diesen Teil der Schatzsuche erledigt hatten. Mein Team kam auf die Lösung, kam als Erstes bei diesem boulanger an, aber, da dies Frankreich war, war gerade Mittagspause, und er hielt sein Mittagsschläfchen. Ich war derjenige, der die Frechheit besaß, ihn zu wecken, und ich war es auch, der die Frechheit besaß vorzuschlagen, dass er mir restlos jeden Laib seines Spezialbrotes verkaufte, damit auf keinen Fall jemand anders gewinnen konnte. Aber dieser Bäcker war viel zu integer – oder aber er verstand mein grässliches Französisch nicht – und wollte mir einen und nur einen Laib verkaufen.
Wir verbrachten den Tag damit, durch die meiner Meinung nach allerschönste Gegend auf der ganzen weiten Welt zu rasen. Ein Hinweis führte uns ganz oben in das alte Dorf Oppede-le-Vieux, wo wir ein paar versteckte Murmeln finden mussten. Ein anderer Hinweis brachte uns an einen Brunnen aus dem 18. Jahrhundert, von dem wir ein kleines Behältnis mit Wasser mitbringen mussten. Außerdem brauchten wir eine Handvoll roten Lehm aus dem herrlichen Dorf Rousillon. Ich gebe zu, dass Norton an diesem speziellen Tag keine besonders große Hilfe war, obwohl er, nach seinem aufgeregten Miauen zu urteilen, durchaus vom Wettbewerbsgeist infiziert war. Als endlich alle Hinweise gelöst und alle Gegenstände gesammelt waren, führte uns der letzte Abschnitt des Gedichtes zu einem meiner Lieblingsorte im Luberon, dem Heim von Gianni, dem sardischen Ziegenhirten (der, wie in Klappohrkatze auf Reisen geschildert, in einer einzigartigen Konstellation mit seiner Frau und seiner Geliebten zusammenlebte). Gianni et ses petites amies lebten oben auf einem Berggipfel mit Hunderten von Ziegen, von denen einige allabendlich in dem süperben, wenn auch extrem rustikalen Restaurant verzehrt wurden, das Gianni aufgemacht hatte. Also endete der große Wettstreit damit, dass die rund zwanzig Menschen und die eine Katze alle gebratene Ziege und köstliche Kartoffeln verzehrten und eine obszöne Menge von Giannis selbstgebranntem (und umwerfendem) eau de vie tranken, unsere Freundschaft und Margits exzentrisches Genie genossen sowie den Umstand, dass eine Katze sich tatsächlich einen ganzen Tag Zeit nahm, um bei der Jagd nach einem perfekten Brotlaib zu helfen.
In einem Jahr hatte ich das Glück, nach den Feiertagen noch dort bleiben zu können. Norton und ich verbrachten zweieinhalb Monate allein zu zweit, gemütlich in unserem Haus in Goult, während ich an einem Buch arbeitete. Es waren zehn Wochen Wein, Katze und Gesang, und der bloße Gedanke, dort zu leben, treibt mir Tränen in die Augen. Ich arbeitete den ganzen Tag, mit ein oder zwei Pausen für Einkäufe in der mystischen épicerie von Madame Maurel; es gibt fast nichts auf Erden, das man begehrt und dort nicht finden kann. Norton schlenderte über den kopfsteingepflasterten Weg und begleitete mich täglich zu Joelle Maurels Laden. Außerdem ging er gern mit mir zum Fleischerladen. (Haben Sie je gesehen, wie eine Katze sich die Lippen leckt? Ich sah das damals jeden Tag.) Und dann zur boulangerie , wo ich mein tägliches Brot einkaufte. Diejenigen, die meine vorigen Bücher gelesen haben, werden sich noch an meinen guten Freund Norm Stiles erinnern, den von der Sesamstraße . (Um Ihrer Erinnerung nachzuhelfen, ich schrieb
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