Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
meine Katze zu kriegen, brachte es absolut nicht fertig, und als er schließlich vom Tisch sprang und sich in einem Schrank verkroch, war ich mir ziemlich sicher, dass ich ihn umgebracht hatte, denn ich hatte noch nie so viel Blut gesehen.
»Sieh nach Norton!«, schrie ich Janis an. »Ich glaube, ich habe ihn richtig schwer verletzt!«
Ich konnte nicht begreifen, warum sie lachte.
»Ich meine es ernst!«, brüllte ich. »Ich glaube, ich habe meine Katze erstochen!«
»Ich glaube, du hast deine Katze gar nicht angerührt«, sagte Janis ruhig. Na ja, nicht ganz so ruhig. Es ist schwer, ruhig zu bleiben, wenn man dermaßen heftig lacht.
» Worüber lachst du?«, fragte ich, erbost, dass sie mich nicht ernst nahm. Und noch erboster, dass es ihr anscheinend egal war, dass ich wegen Grausamkeit gegen Katzentiere eingesperrt werden würde. Und dann erkannte ich, was sie so komisch fand. Sie hatte recht – ich war nicht einmal nah dran gewesen, die Nadel in die Haut meiner Katze zu bekommen. Was ich mit diesem rasiermesserscharfen kleinen Mistding gemacht hatte, war, mich selbst zu stechen – in die Finger, in den Arm, ins Bein, in praktisch jeden Körperteil –, und zwar ungefähr hundertvierzigmal. Bei jeder Bewegung schaffte ich es, an eine andere Stelle zu stechen, an der Haut bloß lag. Das Blut stammte ausschließlich von mir.
Ich seufzte tief auf vor Erleichterung, da ich nun wusste, dass ich meinem vertrauensvollen Kater kein Leid zugefügt hatte. Die Erleichterung hielt allerdings nicht lange an. Sie verflüchtigte sich, als mir klar wurde, dass ich vielleicht beim Anblick meines ganzen Blutes umkippen könnte.
»Ich glaube, Turetsky muss wieder ran«, sagte Janis.
»Ja«, stimmte ich zu. »Aber erst mal ruf mir einen Krankenwagen, okay?«
Das reichte, um mich zu überzeugen, dass ich für so etwas nicht gemacht war. Also fuhren Janis, Norton und ich die nächsten zwei oder drei Wochen übers Wochenende nach Sag Harbor, und am Freitag oder Samstag brachte ich Norton in Turetskys Praxis, eine der Tierarzthelferinnen pumpte ihn mit Flüssigkeit voll, ich blechte zwanzig Dollar, und dann machten wir uns wieder vom Acker. Und mein ganzes Blut blieb in meinem Körper, wo es hingehörte.
In diesen drei Wochen war das Leben schön. Dann endete mein entspannter Zustand, weil ich plötzlich überzeugt war, dass Norton doch aus dem letzten Loch pfiff.
Dieser Rückfall erwies sich wieder mal als falscher Alarm, aber das akzeptierte ich erst, als ich meinen ersten engen und persönlichen Kontakt mit Dr. Marty Goldstein hatte.
Kurz vor Nortons Nierendiagnose hatte ich beruflich Kontakt mit Dr. Marty gehabt (wie er häufig von den Tierbesitzern genannt wird, die auf ihn schwören). Eine Agentin hatte mich angerufen und gesagt, sie habe den unglaublichsten Tierarzt der Welt entdeckt, einen ganzheitlichen Tierarzt, und sie fand, dabei könne ein ganz großes Buch herausspringen. Ich erklärte mich bereit, mit der Agentin zu Martys Tierarztpraxis in South Salem zu fahren, ungefähr anderthalb Autostunden entfernt in Upstate New York, um zu sehen, um wen so viel Aufheben gemacht wurde.
Das Aufheben war tatsächlich ziemlich verblüffend.
Das Erste, was einem an Marty Goldstein auffällt, ist, dass er aussieht wie ein richtiger Blödmann. Er trägt Krawatten mit dämlich aussehenden Hunden darauf und hat überall in der Praxis merkwürdige Tiercartoons hängen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er bei unserer ersten Begegnung eine von diesen Mützen trug, an denen seitlich große Hundeschlappohren herunterhängen. Er hat Far-Side -Cartoons an den Wänden, er macht ständig Witze, ist ganz allgemein ziemlich albern und erinnert eher an den albernen Pee-wee Herman als an, sagen wir, George Clooney in Emergency Room .
Und dann fällt einem noch etwas an Dr. Marty auf: Er ist so eine Art Wunderheiler.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich ähnlich aufgedreht war wie am Ende unseres ersten Meetings. Wir bekamen eine kleine Vorlesung, die die Bedeutung und Philosophie hinter der ganzheitlichen und naturopathischen Tierheilung erklärte, dann beglückte er uns mit einer Reihe von illustrierten Fallstudien. In vielen dieser Fälle wurden Tiere – meist Katzen und Hunde mit irgendeiner Form von Krebs – von ihren Eigentümern zu Marty gebracht, und es hieß, ihr Tierarzt habe gesagt, es sei Zeit, sie einzuschläfern. In erstaunlich vielen Fällen verlängerte Marty nicht nur das Leben dieser Tiere, sondern heilte sie
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