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Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Titel: Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gethers
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tat aber, wie mir geheißen wurde. Auf den Flaschen standen Wörter wie »renal« und »hepaticol« und »glandulär«, die mir damals noch nichts sagten, aber ich befolgte die Anweisungen, und Norton ließ sich seine Medizin so gefügig verabreichen, wie er in der letzten Woche alles hatte mit sich machen lassen.
    So wahr Janis meine Zeugin ist – und das ist sie –, wachte ich am nächsten Morgen davon auf, dass Norton sich die Seele aus dem Leib miaute und in der Küche auf sein Futter wartete. Ich begann ihn wie üblich zu füttern, dann hielt ich plötzlich inne. Ich sah staunend zu meiner Katze. Er wartete nicht nur auf sein Futter, er war eindeutig gierig. Und er verschlang nicht nur das ganze Futter bis zum letzten Bissen – als er fertig war, rannte er durch das Wohnzimmer des Hauses, als wäre er ein Kätzchen.
    Ein junges Kätzchen.
    Ein junges, gesundes Kätzchen.
    Ich muss gestehen, ich rannte die Treppe hoch, rüttelte Janis wach und sagte, dass Norton sich nicht nur bewegte, sondern sich auch bewegte, wie er es seit Jahren nicht mehr getan hatte. Sie wollte gerade nach unten gehen, um sich selbst davon zu überzeugen, aber das war nicht nötig, denn Sie-wissen-schon-wer war bereits treppauf gehüpft und aufs Bett gesprungen, wobei er verdammt glücklich aussah. Ich ging sofort ans Telefon und rief Dr. Marty an.
    »Ich glaube, Sie wissen, was Sie tun«, sagte ich.
    »Wir haben immer noch viel zu tun«, sagte er. »Machen Sie einen Termin und bringen Sie Norton zu mir.«
    Ich antwortete auf die einzige Art, die ich unter den Umständen als angemessen empfand. » Yes, Sir «, sagte ich. »Was immer Sie wollen.«

    Ein paar Tage danach fuhr ich mit Norton nach South Salem zu unserem ganzheitlichen Tierarzt.
    Wir betraten Martys Behandlungszimmer, und er kam in seinem üblichen bescheuerten Outfit herein (ich glaube, dieses Mal gehörte eine Weste dazu, die über und über mit dämlich aussehenden Dschungeltieren verziert war). Norton war mittlerweile wieder ganz der Alte – selbstsicher, unerschrocken und neugierig. Mehr noch, während wir in dem Zimmer auf Marty warteten, kletterte meine Katze überall herum und sah sich die Praxis an. Als Marty hereinkam, hob er Norton hoch, hielt ihn im Arm und redete mit ihm, als seien sie alte Freunde. Das ging einige Minuten so – ich sah, dass Norton ihn direkt ins Herz geschlossen hatte und entspannt war –, und dann setzte Marty die Katze ab und sprach mit mir. Und worüber er sprach, das war Nierenversagen. Seine Worte machten mich weder nervös noch deprimiert. Er ging mit der Krankheit um, als sei sie ein absolut natürlicher und normaler Teil des Lebens – was sie natürlich auch ist –, und er redete darüber, als gäbe es nichts zu befürchten. Er bestätigte mir, dass sich Norton tatsächlich im Anfangsstadium eines Nierenversagens befand, er sagte aber auch, dass er davon abgesehen gesund war. Und dann machte er etwas Wunderbares: Er erklärte mir, welche verschiedenen Stadien Norton durchmachen würde, wenn die Krankheit an ihr natürliches Ende käme. Er sagte – und betonte, dies läge weit, weit in der Zukunft –, dass schließlich Folgendes passieren würde: Wenn die Niere endgültig versage, werde Norton schlapp und immer schlapper werden, er werde fast alle Energie verlieren und immer mehr schlafen. Schließlich würde er ganz in diesen schläfrigen Zustand verfallen, ins Koma fallen und sterben. Marty sah mich an und sagte: »Wenn die Zeit gekommen ist, ist es absolut schmerzlos und leicht. Glauben Sie mir, wenn Sie sich Ihre Todesart aussuchen könnten, wäre es Nierenversagen.« Er holte tief Luft, dann sagte er: »Jedenfalls … Sie sollten einfach wissen, womit Sie es hier zu tun haben. Ich finde, je mehr Sie wissen, desto besser ist es für Sie. Und desto weniger Angst werden Sie haben.«
    Obwohl er über das Thema Tod sprach – zugegeben, nicht meinen, aber trotzdem den nächstliegenden, was mich anging –, fühlte ich mich bei seinen Worten besser. Gelassener und eher bereit zu akzeptieren, was ich letzten Endes doch gezwungen war zu akzeptieren. Es erinnerte mich stark an den Tod meines Vaters. Er hatte zu Hause sterben wollen – er hatte Krebs –, und wir taten ihm nur zu gern den Gefallen. In den allerletzten Tagen seines Lebens lag er in einem Krankenhausbett in seinem Schlafzimmer, und wir hatten eine wunderbare Pflegerin aus einem Hospiz, die die meiste Zeit bei ihm war. Ein paar Tage vor seinem Tod sprach sie mit mir,

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