Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
meinem Bruder und meiner Mutter und sagte uns, was passieren würde. Sie beschrieb den Vorgang, den wir mit ansehen würden – den Vorgang des Sterbens –, und erklärte uns genau, was körperlich geschehen würde. Sie sagte uns, wenn es Zeit wäre, würden wir sehen, wie er sich entspannte, würden sogar eine gewisse Freude auf seinem Gesicht und in seinen Augen sehen. Sie sagte, das sei damit gemeint, wenn die Menschen von einem Leuchten oder einem Licht sprachen, das Sterbende zu umgeben schien. Sie riet uns, ihn zu berühren, solange er lebte, aber auch, wenn er tot war, damit uns bewusst würde, dass man den Tod nicht fürchten muss. Es war eine ziemlich tröstliche Rede, vor allem weil sie glaubhaft klang. Als die Zeit schließlich kam, war ich nicht da, um es mitzuerleben. Janis und ich waren Lebensmittel einkaufen gefahren, und als wir den Wagen in die Garage fuhren, kamen mein Bruder und meine Mutter aus dem Haus und sagten uns, dass mein Dad verstorben war.
Um ehrlich zu sein, war ein Teil von mir insgeheim froh, diesen letzten Augenblick verpasst zu haben. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht bei meiner Familie war, aber es lässt sich nicht leugnen, dass der Tod mir auch Angst machte. Ich wollte ihm eigentlich nicht so ganz nahe sein, und ein großer Teil von mir hatte das Gefühl, dadurch, dass ich mich dem Tod nicht stellte, müsste ich sein Vorhandensein nicht völlig akzeptieren. Ach, ich wusste ja, dass es ihn gab, es war nicht so, dass ich ihn total ableugnete. Mir war nur nicht sonderlich danach, ihn zu berühren.
Daher schaffte es mein neuer tierärztlicher Berater, dass ich mich besser fühlte, und ich fand, dass seine Worte überzeugend klangen. Aber nun war es Zeit für Taten, und ich wollte sehen, was er für Norton tat.
Marty sagte, er wolle selbst Nortons Blut untersuchen. Er hatte, sagte er, das Labor um andere und gründlichere Analysen bestimmter Werte gebeten. Ich sagte, das gehe in Ordnung, aber Norton würde sich strikt weigern, sich Blut abzapfen zu lassen, wenn er nicht sediert war. Hastig erklärte ich, meine Katze sei perfekt – bis auf diesen Ausnahmefall. Marty sagte, es werde keine Probleme geben, und ich sagte: »Nein, wirklich, ich kenne meine Katze ausgesprochen gut. Er ist das sanftmütigste Tier der Welt, ehrlich, aber er wird sich nie, nie, niemals von einem Tierarzt Blut abnehmen lassen, ohne dass hinterher alles aussieht wie die vierzehnte Runde von Ali – Frazier III .«
Marty nickte, schlug meine Warnung in den Wind und nahm Norton wieder auf den Arm. Er redete sehr sanft auf die Katze ein. Nicht in Katzensprache oder so etwas, keine Sorge, dies war kein Sprachunterricht wie in Der Tag des Delphins , aber er streichelte ihn sanft, flüsterte mit ihm, und nach ein paar Sekunden sagte er zu der Helferin, die plötzlich aufgetaucht war, sie solle die Spritze bereithalten. Ich schüttelte den Kopf und rechnete mit dem Schlimmsten. Marty nahm die Spritze, flüsterte Norton etwas zu, sah ihm gerade in die Augen und stach die Nadel ein. Norton zuckte nicht mit der Wimper. Nicht mal ein Aufjaulen oder ein Kratzversuch. Er erwiderte lediglich Martys Blick, sah ihn auf diese Okay-ich-vertraue-dir-Art an und ließ sich von dem Typen Blut abnehmen.
Ich konnte es nicht glauben. Es schoss mir durch den Kopf, dass es vielleicht eine von diesen imitierten Spritzen war, wie man sie für Halloween kauft, und ich es mit einem völlig Irren zu tun hatte, aber dann sah ich das Blut in das kleine Röhrchen strömen und wusste, dass hier etwas ganz Besonderes passierte (dieselbe Szene ereignete sich ungefähr ein Jahr später mit meinem Freund Paul. Marty nahm Paul kein Blut ab, wohl aber Pauls bescheuertem Golden Retriever, Buddy. Im Vergleich zu Buddy, einem neurotischen Hundebündel mit der widerlichen Angewohnheit, den ganzen Tag Steine anzubellen, wirkte Nortons Blutabzapf-Phobie harmlos. Als Marty mit der Spritze kam, warnte Paul ihn, die Chancen stünden fifty-fifty, dass Buddy ihm seinen leichtsinnigen Kopf abbeißen würde. Marty winkte ihn nur beiseite, sah Buddy direkt in die Augen und tat, was zu tun war. Nach Auskunft von Paul war Buddy, als alles vorbei war, so berauscht, dass er praktisch alles tat, außer Marty die Schuhe zu putzen und ihm zwanzig Dollar Trinkgeld zu geben).
Als Marty mit Nortons Untersuchung fertig war, sagte er, sobald er die Ergebnisse habe, würde er mir ein ganzes Paket neues Zusatzfutter und Kräuter schicken, genau auf die
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