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Klar sehen und doch hoffen

Klar sehen und doch hoffen

Titel: Klar sehen und doch hoffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Gruppen.)«
    Das ergibt eine Gesamtzahl von 609 beobachteten Kontakten.
    »Gitte« habe stets sofort von den jährlichen Sommer-Treffen in Bergwitz erzählt, und zwar ganz begeistert. 1983, während der Schmiedeaktion auf dem Kirchentag, sei sie auf unserer Seite gewesen. Sie sei vorher schon als IM angeworben worden, dann erst reaktiviert worden.
    Es gehörte zum Zersetzungsprogramm, Elke Witt anzuwerben, obwohl sie wussten, dass sie von mir getauft worden war und ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen uns bestanden hatte. Sie habe diese Anwerbungsversuche zurückgewiesen.
    Alle meine Telefonnummern seien im Computer gespeichert gewesen, und als ich von Nürnberg aus nach Berlin angerufen habe, diese Gespräche seien auch aufgezeichnetworden, und sie haben sogar über einen Stimmenerkenner verfügt.
    Bei ihren Zersetzungsaktivitäten haben sie die gesamte persönliche Sphäre, also auch die Probleme in unserer Ehe ausgenutzt.
    Für mich sei Oberst Wiegand von der Zentrale in Berlin zuständig gewesen. Man habe in der letzten Zeit den klaren Befehl gehabt, mich zu beeinflussen, aber nicht zu zerstören. Es habe auch viele IMs ohne Unterschrift gegeben, in sogenannten Vorlaufmaßnahmen. Man hat mehrere Leute abgeschöpft, ohne eine Unterschrift zu haben, sie aber als IM geführt. Ein Chefarzt war als IM »ärztlicher Direktor« geführt worden.
    Er selbst habe mehrere gute Kontakte zu Pfarrern im Kirchenkreis gehabt – ohne eine offizielle Verpflichtung. Die Stasi habe Rivalitäten unter den Mitarbeitern ausgenutzt. Es gab sogar Du-Verhältnisse. Die Auswertung der Maßnahmen sei Chefsache gewesen. In der Staatssicherheit habe es einen sogenannten Wałęsa-Schock gegeben, nachdem ein bis dato völlig unbekannter Elektriker plötzlich zur Symbolfigur des Widerstands geworden war. Die Staatssicherheit sei bestrebt gewesen, entsprechende Personen in der DDR nicht hochkommen zu lassen.
    Das Überreichen der »Kralle« an einen sogenannten 25-Ender während eines Abiturballes sei als Verhöhnung der NVA gedeutet worden, die Verhöre habe im Hinblick auf meine Tochter Uta nicht die Stasi, sondern die Kriminalpolizei vorgenommen. Das Ziel sei »Zersetzen« bzw. »Disziplinieren« gewesen. Das MfS habe gewusst, dass ich so am Ende meiner Kraft gewesen sei, dass ich suizidale Gedanken gehegt hätte. »Dann wäre ich am Ziel gewesen.« Anonyme Briefe und Anrufe hätten zum selbstverständlichen Repertoire gehört. So etwas mache jeder Geheimdienst. Herr Gröber erzählt mir, einer in der Staatssicherheitsabteilung habe gefragt,wieso man das Problem nicht im Straßenverkehr lösen könne. Das habe man aber strikt zurückgewiesen, ebenso die Verbreitung des Gerüchts, ich hätte dazu aufgefordert, Kommunisten aufzuhängen. (Ich fand in den Akten eine Bestätigung für Gröbers Versuch, deeskalierend zu wirken.) Man hätte mich allerdings allein nach § 106 jederzeit zu zwölf Jahren verurteilen können. »Aber was hätte uns das gebracht?« Die Staatssicherheit habe schwerpunktmäßig gearbeitet und ihre Beobachtung auf bestimmte Personen konzentriert, nicht flächendeckend, wie jetzt überall behauptet würde. Der KD-Leiter Bulewski habe seit Jahren gesagt: »Der hat Recht, der hatte Recht.« Seit dem Machtantritt von Krenz am 18. Oktober 89 habe man auf Aufzeichnungen verzichtet. (Das stimmt nicht, es gibt noch Abhörprotokolle aus der Zeit danach.)
    »Für die Staatssicherheitsarbeit war nicht die Staatssicherheit verantwortlich, sondern die SED. Viele werden enttäuscht sein, dass es über sie keine Akte gibt, aber wir haben nicht flächendeckend abgehört und abgeschöpft, sondern zentral. Wir waren aber immer und überall dabei.« Die Telefonüberwachung wurde vom stellvertretenden Minister genehmigt. Es sei eine Dummheit gewesen, einen meiner Freunde nach einem Zusammentreffen mit Amerikanern auf der Straße nach seiner Identität zu fragen. Gröber: »Nichts lief ohne mich!«
    Das Ziel war die Zerstörung, die Zersetzung, die Verwirrung, die Verunsicherung, die Ausspähung, das Ausnutzen von Rivalitäten, das Streuen von Gerüchten über die Stasi und damit Ablenken von den wirklichen Mitarbeitern (also Stasileute selbst warnten vor der Stasi und lenkten das Interesse auf andere). Man versuchte Sympathie-Antipathie-Beziehungen zu nutzen. Die Stasiführungsoffiziere standen immer unter dem Zwang, auch »etwas zu bringen«.
    Einen meiner Kollegen kenne er vom Studium. Die Stasileuteim Gebäude gegenüber von

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