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Klar sehen und doch hoffen

Klar sehen und doch hoffen

Titel: Klar sehen und doch hoffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Reich-Gottes-Botschaft, sondern lediglich sein Sterben Thema wird, verbunden mit einer Blutsopfertrankvorstellung, die in die Spendeformel mündet: »Christi Blut – für dich vergossen«. Das ist markerschütternd. Das ist ein heiliges Geheimnis. Es macht auch Angst, erzeugt Abwehr. Die mir einleuchtende, inzwischen öfter gebräuchliche Spendeformel: »Das Brot des Lebens – für dich gegeben. Der Kelch des Heils – für dich vergossen« – verzichtet auf das Opfermysterium, lässt das Tröstliche und Verbindende »für dich« bestehen und das Geheimnis erfahren, dass Christus für uns, in uns und unter uns im Teilen von Brot und Wein präsent wird.
    Warum sind diese Feiern eher geprägt von der tragischen Abschiedsstimmung des Gründonnerstags und des Karfreitags und nicht von den Mahlgemeinschaften Jesu, in denen es um Stillen des Hungers durch Teilen, um Dankbarkeit für die Gaben der Schöpfung, um glückende Gemeinschaft, um Versöhnung der Gegensätze, um den Vorgeschmack einer neuen Welt in Frieden und Gerechtigkeit geht? Über ihr persönliches Abendmahlsverständnis tabufrei zu sprechen fällt vielen immer noch schwer. Ich finde, dass wir das Überkommene nicht fraglos weiterzelebrieren und das Heilige Abendmahl so gestalten sollten, dass es als ein Freudenmahl erlebbar wird.
    Für die Herbstsynode 1985, die sich mit Schöpfungsbewahrung, Frieden und Gerechtigkeit befasste, habe ich mein Credo so formuliert:
    Ich glaube Dir –
    • Ich glaube Dir, Gott, Du Ursprung, Mitte und Ziel allen Lebens.
    Du berufst mich zum Leben unter Lebendigem.
    Du beschenkst mich mit Fähigkeiten zu singen und zu lieben,zu weinen und zu spielen, zu denken und zu sprechen, zu arbeiten und zu ruhen, zu verändern und zu bewahren.
    Du lädst mich ein zur Partnerschaft mit Dir inmitten der mir anvertrauten Welt.
    Du hast mir großen Spielraum gegeben – eine Freiheit, mit der ich mich selbst und meine Welt aufs Spiel setzen kann.
    Ich glaube Dir, Gott, Du bist geduldig, gnädig und von großer Güte. Darum und nur darum verzweifle ich nicht, wenn ich die Erde ansehe, die Du mir in die Hände gegeben hast. Du behältst sie in Händen. Das ist meine Hoffnung. Darum, nur darum versinke ich nicht in meiner Angst.
    Ich danke Dir für alles, was Du mich in dieser Welt erleben lässt.
    • Ich glaube Dir, Menschensohn, wirklicher Mensch, Mensch aus Gott.
    Jesus aus Nazareth. Dir glaube ich den Frieden. Du hast ihn gelebt mitten im Streit. Du hast Dir nichts erspart, und Dir ist nichts erspart geblieben. Zu Dir blicke ich auf, auch wenn Du nicht oben sein willst. Gerade deshalb blicke ich auf.
    An Dir sehe ich, dass Sanftmut nicht Schwäche, Demut
    nicht Unterwürfigkeit, Friedfertigkeit nicht Passivität ist.
    Dir glaube ich den Anfang eines Lebens ohne Herrschaft.
    Dir glaube ich das Ende der Abschreckung.
    Dir glaube ich den Ausstieg aus der Vergeltung.
    Dir glaube ich die Liebe zum Leben ohne den Anspruch auf Besitz.
    Dir glaube ich die Nähe zu den Schwachen ohne die Herablassung der Starken.
    Dir glaube ich die Vergebung der Schuld ohne den Nachgeschmack der Bitterkeit.
    Dir glaube ich das Leben, das durch den Tod hindurchgegangen ist.
    Dir glaube ich aufs Wort, auch wenn ich zu träge bin, es zu leben.
    Dir glaube ich die Tränen, die Du über uns weinst, wenn Du auf unsere Stadt siehst.
    Was uns zum Leben dient, das zeigst Du uns. Ich bin froh, dass es Dich gibt.
    • Ich glaube Dir, erneuernder Geist, Geist der Brüderlichkeit und der Gerechtigkeit, Geist der Wahrheit und Geist der Freiheit, Heiliger Geist, Flamme des Lebens unter uns.
    Ich glaube Deine Gegenwart, aus der mir Zukunft er wächst, eine Zukunft, die Raum lässt für alle.
    Ich glaube Dich über Brot und Wein, geteilt, verteilt, verschenkt, für jeden sein Teil.
    Ich glaube Dir, verwandelnder Geist. In die Zukunft des Lebens weist Du mich.
    Wo sich alles im Kreise dreht,
    wo ich denke, es gibt keine Chance mehr,
    wo sich die Spirale des Hungers und der Todesmaschinen nach oben dreht und
    wo ich gebannt auf das Ende starre,
    da bleibst Du meine Hoffnung.
    Du fängst immer wieder an mit mir, mit uns, mit den anderen.
    Schöpferischer Geist, gestern, heute, morgen – aus Deinem Atem lebe ich.
    Du lässt mich aufbrechen auf Dein Reich hin.
    Zeichen des Lebens lässt Du mich entdecken und tun.
    So komm, Taube, bring mir den Zweig der Hoffnung.
    Gott, Heiliger Geist, der Du die Erde berührst an ihren Enden,
    lass mich bleiben unter dem Regenbogen Deiner Güte.
DIE

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