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Klar sehen und doch hoffen

Klar sehen und doch hoffen

Titel: Klar sehen und doch hoffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schorlemmer
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Abraham und Sarah, in der Fremde, alt und kinderlos,
    wie Mose mitten in der Wüste,
    wie Jesaja im Exil, wie Jona in Ninive und wie die Jünger nach Karfreitag.
    Alle waren sie ganz am Ende,
    aber Gott war nicht am Ende mit ihnen.
    Sie erlebten das Wunder der Wende zum Leben.
    Sie gaben nicht auf, weil sie wussten,
    dass sie nicht aufgegeben sind.
    Der Glaube wird zur Widerstandskraft im Angesicht des Endes.
    Er singt schon, wenn die Nacht noch finster ist.
    Er spricht nicht das Noch der bösen Befürchtung,
    sondern er lebt vom Nochnicht der guten Erwartung.
    Er lebt auf das Erwartete zu.
    Wer aber die Zuversicht verloren hat,
    der tut nichts mehr. Er wartet auf das Nichts.
    Er wartet nur noch ab, er findet beständig Bestätigung für seinen Zweifel.
    Der Hoffende bleibt unterwegs, auf das Erhoffte hin. Der Hoffende bleibt aber auch der Gefährdete, der Enttäuschbare, der Verletzliche. Verletzlich in seiner Hoffnung, aber nicht bitter.
    Bejahend die Grenzen des eigenen Vermögens, vertraut er dem, der die Grenzen des Todes überschritten hat.
    Wir gehen hier einen ersten Schritt, einen Schritt des gemeinsamen Glaubens mitten in den Bedrohungen des Lebens.
    Wir sind einige Schritte weitergegangen. Die entgrenzte Welt hat ihre ganz eigenen Herausforderungen. Den nachuns Kommenden riefen wir zu: Es ist nichts erledigt. Aber ihr müsst nicht ganz neu anfangen. Greift auf, was euch tauglich dünkt, und greift’s neu an. Auf eure Weise. Unverzagt.
UNSERE SCHÖNE DEUTSCHE SPRACHE – IN DER BIBEL AUFGEHOBEN
    Ich lese täglich Bibel, und also tut es weh. Nein, nicht dies Lesen, sondern: dass es Folgen hat. Mir begegnet Sprache als Wunder, nicht als abrufbares Vokabular. Ich erlebe Luthers Wort als eine sich nie abkühlende Offenbarung: Sprache ist kein Besitz, kein bloßes Instrument, das wir uns für einen klar adressierten Gebrauch zurechtbiegen. Sprache nehmen wir nicht, sie kommt zu uns, sie überkommt uns, sie ist eine Antwort auf das, was uns fehlt: Sinn. Sprache ist Sinnproduktion gemäß unseren Bedürfnissen. Sie füllt die Räume des Unsagbaren (oft auch Unlebbaren, denn nichts ist schwerer zu leben als Sinn), und sowie wir etwas aussprechen, uns aussprechen, scheint der beklagenswerte Mangel schon ein wenig geringer geworden zu sein.
    Die deutsche Sprache ist in der laut blasenden Öffentlichkeit zu einer Heimatlosen geworden, vertrieben von laut marodierenden Versatzstücken des Englischen, in die Ecke gepresst wurde sie vom frechen Selbstbewusstsein der Computerbegriffe, ausgebootet von den Talk- und TagesschauPhrasen des Politikgeschäfts. Der Jargon der Unternehmensberater, die BWL-Sprache des Globalisierungs- und Finanzmarktzeitalters mit ihrer pekuniären Bewertung allen Lebens sickert in alle Arten, sich miteinander zu verständigen. Was Würde und Wunder des Gesprächs waren, ist Kommunikation geworden, ein fahriges, weltzerstückelndes Schalten und Walten. Ich kann es nur schwer ertragen, was ich beinahe täglichzu hören bekomme, selbst von Bischöfen: »Wir sind gut aufgestellt!« – als ob die Kirche mit Bayern München vergleichbar wäre – oder gar mit einem Bataillon, das wohl bald in den Krieg ziehen soll. Menschen, aufgestellt wie Kanonen? Geschossen wird mit Sprachhülsen.
    »Positiv denken« heißt die Kern-Maxime, ausgegeben von gut bezahlten Coachs. Denn einen Trainer benötigt heute jeder, der im medialen Schaugewerbe der »Infotainer« bestehen will, nein: »total gut drauf« sein möchte. Deutsche Sprache? Come together! Wir sind up to date. Das ist ja supercool. Was, du hast noch keine Homepage und bist nicht bei Facebook? Überall Infopoints, wo grell ins Auge springende Flyer umherliegen. Man spricht unentwegt davon, die Corporate Identity schärfer zu profilieren und aggressiv an die Kundenklientel heranzubringen. Events werden auf Hotline geschaltet. Highlights müssen ein Alleinstellungsmerkmal besitzen, natürlich, auch die Kirche will im Markenkernkampf mithalten. Alles muss light sein, aufgemotzte Angebote werden gemailt: an alle möglichen Kooperationspartner, an sogenannte Multiplikatoren, an vermeintliche Leistungs- und Meinungsträger – und an die VIPs natürlich. In nächster Zeit sollen noch weitere maximierte Pilotprojekte starten. Dazu werden dringend Drittmittel einzuwerben und neue, von Designern optimierte Formate einzuführen sein. Unser Leitbild muss mit Pep formuliert werden, die Losung des Tages wird »zugesimst«. Die Topthemen müssen durchschlagen.

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