Klar sehen und doch hoffen
der Einleitung in die Gewässer bzw. Kanalisation, wenn sie die von der Staatlichen Gewässeraufsicht festgelegten Grenzwerte überschreiten. Anderenfalls sind sie grundsätzlich NfD einzustufen.
5. Qualitative Einschätzungen über den Zustand der natürlichen Umwelt, die mittels Bioindikation gewonnen wurden und auf eine Überschreitung der in Ziffern 1 und 2 genannten Grenzwerte hindeuten.«
Was für ein Zynismus: Es sollten ausdrücklich die Werte nicht genannt werden dürfen, die die Grenzwerte weit überschreiten. Das Volk konnte vergiftet werden – es durfte es nur nicht wissen. Die Vergiftung reicht bis in das Grundwasser unserer Seelen. Das Leitungswasser ist 2012 in Wittenberg von hervorragender Qualität. Die Stadt verfügt über eine moderne Kläranlage. Aber wir verbrauchen viel zu viel von den Grundwasserreservoirs des Fläming. Das Wassermacht sich – weltweit – »rar«. Das kann heute jeder in der Zeitung oder im Internet lesen. Aber ändern?
Auch heute will ich von der Zielstellung, gesellschaftsverändernd zu wirken, nicht abgehen. Ja, die Herrschaften des Horch-und-Guck-Trusts haben mich verstanden, aber sie haben doch nichts verstanden!
DAS SPIEL MIT DEM FEUER
Unsere überregionale Friedensgruppe »Frieden 83« hatte sich am 26. April 1986 in Weißenfels versammelt und einen offenen Brief zur Unterstützung der Gorbatschow’schen Reformpolitik auch in der DDR verfasst. In diese Aktion platzte die Horrormeldung von der atomaren Havarie im AKW Tschernobyl. Die Berichterstattung in der DDR spielte die Gefahr herunter und bewertete westliche Besorgnis als politisch motivierte Propaganda. Nach langen Debatten und Expertenanhörungen in den folgenden Wochen und Monaten formulierte unser Wittenberger »Gesprächskreis junger Erwachsener« eine Eingabe an den Staatsrat der DDR. Darin verwiesen wir auf weitere Meldungen über Störungen und Havariefälle in Kraftwerken und brachten unsere Zweifel zum Ausdruck, ob es sich – wie immer wieder behauptet – »bei der Energiegewinnung auf Basis von Kernbrennstoff um eine gefahrlose und auch in Krisensituationen durch den Menschen jederzeit beherrschbare Technologie handelt«. Aufgrund der Gefährdung von Tausenden jetzt lebenden Menschen sowie nachfolgenden Generationen bewerteten wir »ein Festhalten bzw. den Ausbau der Nuklearbasis genauso wie die Lagerung atomarer Massenvernichtungswaffen als tiefe Bedrohung des Lebens auf der Erde«. Mit jedem Atomkraftwerk auf der Erde »wächst das Risiko für das Leben weiter an«.
Die Notwendigkeit von Kernkraftwerken in der DDR stelltenwir auch deshalb in Frage, weil wir nicht der Illusion Vorschub leisten wollten, »über immer mehr Energie verfügen zu können«. Unsere Eingabe kritisierte daher die ständige »Erhöhung der materiellen Ansprüche auch unserer Gesellschaft« und fragte: »Muss es erst zu einer Atomkatastrophe in Mitteleuropa kommen, um den Traum von einer materiellen Überflussgesellschaft zu beenden? Sollten wir nicht aus dem Leid der Menschen in der Ukraine für uns Lehren ziehen?« Wir waren davon überzeugt, dass »über unseren zukünftigen Weg eine politische Entscheidung möglich« sei. An dem notwendigen Wandel wollten wir mitwirken und für einen nachhaltigen Lebensstil werben. »Wir sollten der Welt ein Beispiel dafür geben, dass eine Gesellschaft, die nicht an Profit und Konsum, sondern am Leben orientiert ist, ohne lebenszerstörende Technologien auskommen kann.« Wir schlugen ein Moratorium zum Ausbau der Kernenergie sowie Diskussionen innerhalb der DDR und mit anderen Ländern »über eine nichtatomare Zukunft durch Einbeziehung vielfältiger, örtlich verteilter regenerativer Energiequellen« vor und regten Initiativen zur allgemeinen Sensibilisierung an »für Energieeinsparung, alternative Energieerzeugung, Einsparung von vergegenständlichter Energie durch Produktion langlebiger Konsumgüter und Stoffkreisläufe«. Schließlich forderten wir die »Bereitstellung der notwendigen Investitionsmittel für Maßnahmen zur drastischen Senkung des spezifischen Energieverbrauchs (Wärmedämmung usw.), den Einsatz von Schlüssel- und Hochtechnologien statt Atomenergie« und die »Festsetzung eines realen Preises für Energie auch für den Bevölkerungsbedarf, um gedankenloser Verschwendung entgegenzuwirken«.
Ich würde meinen kirchlichen Auftrag u. a. dazu missbrauchen, ein Konfliktpotential gegen den Staat zu schaffen, da ich kompetente Kader aus der Industrie »nach
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